Ansprechen auf Immuntherapie bei Krebserkrankten vorhersagen
Die Immuntherapie ist eine Art der Krebsbehandlung, bei der das körpereigene Immunsystem die Krankheit bekämpft. Durch gezielte Stimulierung der Entzündungsreaktion bestimmter Immunzellen wird der Körper in die Lage versetzt, besser die Krebszellen angreifen zu können. Gegenwärtig beinhalten mehr als 50 % der Behandlungen von soliden Tumoren eine Form der Immuntherapie. Eine große Herausforderung bildet jedoch die Tatsache, dass nicht alle Betroffenen gut auf eine Immuntherapie ansprechen. Bei manchen überwiegen die Nebenwirkungen sogar jeglichen Nutzen der Behandlung. Die Schwierigkeit bei der ärztlichen Einschätzung besteht darin, zu ermitteln, welche Personen positiv reagieren werden und welche nicht. „Immuntherapie wirkt nicht bei allen Patientinnen und Patienten auf die gleiche Weise“, erklärt John Groten, Koordinator des Projekts ROUTINE(öffnet in neuem Fenster) von PamGene(öffnet in neuem Fenster) in den Niederlanden. „Außerdem ist diese Therapie eine kostspielige Sache für die Gesundheitsdienstleister.“
Relevante Biomarker aus Blutproben
Eine Lösung für dieses Problem wäre die Ermittlung geeigneter Biomarker bei den Erkrankten, um den Behandlungserfolg besser überwachen zu können. Das Team von PamGene hat an einem Verfahren dieser Art gearbeitet und damit die Profile spezifischer Immunzellen erstellt, um die Reaktion einer Person auf Immuncheckpoint-Inhibitoren vorherzusagen. Vor Behandlungsbeginn ist lediglich eine einfache Blutprobe erforderlich. Die Idee besteht darin, dass dieses Verfahren den Ärztinnen und Ärzten dabei helfen würde, Betroffene zu identifizieren, die gut auf diese Immuntherapie ansprechen würden, sowie auch jene, bei denen dies nicht der Fall ist. Mithilfe eines solchen Ansatzes könnten die Behandlungsergebnisse verbessert und unerwünschte Nebenwirkungen vermieden werden. „Wir haben 2023 zwei diagnostische Produkte für Lungen- und Hautkrebs angemeldet“, sagt Groten. „Aber hier begann die eigentliche Arbeit für die Umsetzung in der EU.“
Intensive Validierung und klinische Studien
Das EU-finanzierte Projekt ROUTINE wurde ins Leben gerufen, um PamGene dabei zur Seite zu stehen, seine Innovation in die klinische Praxis zu bringen. Die Unterstützung der EU war erforderlich, um diese Innovationen durch intensive Validierung und klinische Studien sowie die Überwachung der Auswirkungen auf die Gesundheit und Kostenanalysen voranzubringen. Diese Arbeit war zwar notwendig, um die Kommerzialisierung voranzutreiben, doch derartige In-vitro-Diagnostikverfahren können sich für KMU als sehr anspruchsvoll und zeitaufwendig erweisen. „Genau hier kam ROUTINE ins Spiel“, erklärt Groten. „Die Projektarbeit hat dazu beigetragen, Studien auf den Weg zu bringen, die sehr teuer und länderspezifisch sein können.“ PamGene holte sich außerdem Fachwissen ins Haus, um das Unternehmen durch das komplexe regulatorische Umfeld Europas zu lotsen. „Somit konnten wir mit unseren Innovationen einen Schritt weiter gehen“, berichtet Groten.
Auf gutem Weg zur personalisierten Medizin
Mit der verbesserten Vorhersage des Ansprechens zielt die PamGene-Innovation darauf ab, den gezielten Einsatz von Immuncheckpoint-Inhibitoren in allen Krebsstadien zu optimieren. Somit kann potenziell die Versorgung und der Komfort für die Betroffenen verbessert sowie bei den Gesundheitsdienstleistern Geld eingespart werden. „Es geht darum, die Ärztinnen und Ärzte mit den nötigen Instrumente auszustatten, damit sie Entscheidungen treffen können“, bekräftigt Groten. „Wir sind außerdem der Meinung, dass unsere Innovationen mit neuen Ansätzen zur Bewertung von Gesundheitsleistungen übereinstimmen. Es setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass die Immuntherapie zwar enorm hilfreich sein kann, aber kein Wundermittel ist. Wir müssen die Patientenversorgung von Fall zu Fall betrachten.“ Das Projekt ROUTINE steht damit im Einklang mit der Entwicklung hin zur Personalisierung in der Medizin. Das bedeutet, dass über Nebenwirkungen, Dosierungen und die beste Behandlungsmethode für jeden einzelnen Menschen nachgedacht werden muss. „Wir erweitern gegenwärtig die Kommerzialisierungsphase in den wichtigsten EU-Ländern und bauen unser Fachwissen im Bereich der Regulierung der In-vitro-Diagnostik aus“, fügt Groten hinzu. „Im Endeffekt sind wir auch daran interessiert, nach Biomarkern zu suchen, die viele Krebsarten gleichzeitig abdecken könnten.“