Rinderhaltung in den Niederlanden zur Eisen- und Römerzeit
Rinder haben in den Niederlanden immer eine entscheidende Rolle gespielt. Sie haben den Ackerbau durch ihre Zugkraft und mit Dünger unterstützt, Lebensmittel in Form von Fleisch und Milchprodukten geliefert und Gesellschaften mit Rohstoffen für Kleidung und Artefakte versorgt. Das EU-finanzierte Projekt MoMa untersuchte die Nutzung von Rindern in den Niederlanden von der Eisenzeit bis zur Römerzeit (750 v. Chr. – 450 n. Chr.). „Durch die Untersuchung der langfristigen Entwicklungen in der Viehhaltung und -mobilität sowie der Interaktion zwischen einheimischen Gemeinschaften und Neuankömmlingen können wir besser verstehen, wie kulturelle Übertragung funktioniert“, erklärt Koordinator Umberto Albarella. Diese Forschungsarbeit wurde im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen gefördert.
Untersuchung zur Mobilität von Rindern während der Eisenzeit und der Römerzeit
Die Forschenden untersuchten Veränderungen zwischen den Gesellschaften der Eisenzeit und der Römerzeit in den Niederlanden und wie diese durch verschiedene Faktoren wie Umwelt, Landschaftsnutzung, Handel sowie wirtschaftliche und politische Organisationen beeinflusst wurden. MoMa initiierte einen gezielten Dialog zwischen verschiedenen Forschenden, bei dem untersucht wurde, wie Tiere in verschiedenen Gebieten des Römischen Reiches zur kulturellen Vielfalt beitrugen. Die Untersuchungen des Forschungsteams zur Nutzung von Rindern in den Niederlanden wurde durch ähnliche Arbeiten in Großbritannien untermauert. Anschließend wurden die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen beiden untersucht. Das Projekt führte eine verstärkte internationale Zusammenarbeit zu einem Forschungsthema ein, das sich besonders für die Erschließung in großem geografischen Maßstab eignet. Die Ergebnisse wurden auf internationalen Konferenzen vorgestellt und ein Artikel wurde in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Weitere Abhandlungen sind derzeit in Arbeit.
Feststellung der lokalen und nicht lokalen Herkunft von Rindern
Das MoMa-Team führte eine Isotopenanalyse an Rinderzähnen durch, um zu zeigen, dass der Grad der Nutztiermobilität stark von der Art der Nutzung eines Standorts abhängt. Die Analyse eines ländlichen Gebiets ergab eine verminderte ins Land kommende Mobilität beim Übergang von der Eisenzeit in die Römerzeit. „Wir sind uns jetzt der Rolle bewusst, die unterschiedliche Arten archäologischer Stätten bei der Organisation menschlicher Gemeinschaften spielen, und folglich der Vielfalt ihrer archäologischen Belege“, kommentiert Marie-Skłodowska-Curie-Stipendiatin Maaike Groot. Obwohl dies speziell für die niederländische Fallstudie untersucht wurde, hat es breitere Auswirkungen auf die Interpretation. „Im Hinblick auf die enorme Handelsintensität, welche die Römerzeit kennzeichnet, kann dies überraschend sein“, fährt Groot fort. „Dies lässt sich jedoch durch die Tatsache erklären, dass der größte Teil der Mobilität in einem ländlichen Gebiet des alten Roms auswärtig war, weil Rinder vor Ort gezüchtet wurden, um dann an andere Orte exportiert zu werden.“ Umgekehrt war die eingehende Mobilität bei einer römischen Stadt hoch, was den einander ergänzenden Charakter dieser Standorttypen zeigt. Im Hinblick auf die eingehende Mobilität würden Tiere von ländlichen in städtische Gebiete gebracht. „MoMa hat die Notwendigkeit unterstrichen, unsere vergangene Beziehung zu Tieren aus einer internationalen und interdisziplinären Perspektive zu untersuchen“, schließt Albarella. „Wir haben wertvolle Belege für das Wesen der kulturellen Übertragung während der Eisenzeit und der Wende zur Römerzeit sowie darüber hinaus geliefert.“
Schlüsselbegriffe
MoMa, römisch, Rinder, Mobilität, Eisenzeit, Niederlande, Tier, Nutztiere, Viehbestand, ländlich, kulturelle Übertragung, Stadt