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Partnership against violent radicalization in the cities

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Instrumente zur Prävention von Radikalisierung in europäischen Städten

In ganz Europa stehen Städte und lokale Gemeinschaften vor der Frage, wie sie mit dem Thema Radikalisierung umgehen sollen und warum sich besonders junge Menschen zu extremistischen Gruppen hingezogen fühlen. Ein EU-finanziertes Projekt hat konkrete Instrumente entwickelt, um Radikalisierung auf lokaler Ebene zu untersuchen und einzudämmen.

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Zwar ist die Zahl terroristischer Angriffe auf europäischem Boden gesunken, doch Radikalisierung bleibt weiterhin eine zentrale Herausforderung, die unsere Sicherheit, demokratischen Werte und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden könnte. In seiner dreijährigen Laufzeit hat das Projekt PRACTICIES das Phänomen der Radikalisierung betrachtet, um dessen Manifestationen besser nachvollziehen und vorhersagen zu können. Außerdem wurden für europäische Städte konkrete Instrumente zur Eindämmung und Prävention entwickelt.

Oberste Priorität: zielgenaue und maßgeschneiderte Maßnahmen

„Im ersten Schritt hat PRACTICIES in zwölf Ländern eine Umfrage durchgeführt, die sich mit der Wahrnehmung von Radikalisierung unter jungen Europäerinnen und Europäern befasste“, erklärt Professor Séraphin Alava, Projektkoordinator von PRACTICIES. „Anhand einer wissenschaftlichen Studie von 1 000 Fällen konnten dann die Abläufe und Indikatoren urbaner Radikalisierung beschrieben und neue Präventionswerkzeuge für die Kommunal- und Regionalbehörden entwickelt werden.“ Alle Instrumente wurden schließlich in einer Städte-Arbeitsgruppe evaluiert, die vom Europäischen Forum für die Urbane Sicherheit organisiert wurden. Die im Projekt entwickelten Instrumente lassen sich in vier Kategorien unterteilen: wissenschaftliche Instrumente, wie unter anderem eine Ätiologie der Radikalisierung, mit der Städte radikale Veränderungen besser erkennen und verhindern können; bildungsorientierte und psychosoziale Instrumente, die verhindern, dass junge Menschen konspirativen oder extremistischen Diskursen verfallen; technologische und sprachliche Instrumente, wie Algorithmen zur Erkennung von Hassreden; und politische Instrumente, um die Wirkung präventiver Maßnahmen in den Städten zu evaluieren. „Die von PRACTICIES erarbeiteten Instrumente richten sich an alle Gruppen junger Menschen, die in Städten leben und anfällig für radikales Gedankengut sind“, so Alava. „Nach entsprechender Schulung sind sie bereits im kommunalen Dienstleistungsbereich zum Einsatz gekommen, wo sie auch so gut wie möglich an den jeweiligen Kontext und die Art der vorherrschenden Radikalisierung angepasst wurden.“ Mit dem im Projekt entwickelten Digital Me Teacher Toolkit sollen Schülerinnen und Schüler eine digitale Story erarbeiten, in der sie aus ihrer eigenen Perspektive erzählen und so bei anderen Empathie auslösen. Dadurch soll das Gefühl der Schülerinnen und Schüler gestärkt werden, dass sie persönliche und soziale Probleme selbst lösen können, was sie für radikale und andere extremistische Diskurse weniger anfällig macht. Ein weiteres Instrument, Newscraft, ist ein digitales Lernspiel, in dem die Mitwirkenden in die Rolle von Journalisten in einer Redaktion schlüpfen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Nachrichten, die sie konsumieren, reflexartig zu hinterfragen und kritisch einzuordnen. Dadurch können sie gezielten Falschmeldungen, Verschwörungsnarrativen und radikalen Propagandadiskursen etwas entgegensetzen. Zusätzlich hat das Projekt mit Desistance-Pro eine Software entwickelt, mit der sich bewerten lässt, inwieweit eine Person gewillt ist, gewaltfreie Alternativen zu den ihr bis dahin aufgezeigten radikalen Optionen zu akzeptieren. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter können damit Personen ausfindig machen, die Gefahr laufen, radikalisiert zu werden, und für Personen, die den Radikalisierungsprozess bereits durchlaufen haben, angemessene Hilfen und Nachbereitung gestalten.

Politische Empfehlungen für lokale, nationale und supranationale Akteure

PRACTICIES hat nicht nur die Mechanismen von Radikalisierung untersucht und Instrumente für Prävention und Eindämmung entwickelt, sondern auch eine umfassende Reihe von Empfehlungen für politische Verantwortliche erarbeitet. Ausgehend von den Forschungsarbeiten und Erkenntnissen des Projekts wurden die Empfehlungen auf drei verschiedene Ebenen der Entscheidungsfindung zugeschnitten: lokal, national und supranational. „Mit diesen Empfehlungen in Ergänzung zu den konkreten und wirksamen Instrumenten für Sicherheits-, Kultur- und Bildungsdienstleister will PRACTICIES die Wirksamkeit professionellen Eingreifens und die Relevanz politischer Entscheidungen verbessern“, so Alava abschließend.

Schlüsselbegriffe

PRACTICIES, Radikalisierung, Städte, lokal, Sicherheit, Prävention, Schülerinnen, Schüler, Präventionsmaßnahmen, präventive Instrumente, gesellschaftlicher Zusammenhalt, soziale Kohäsion, Digital Me, Newscraft

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