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Comprehensive characterization and effective combinatorial targeting of high-grade serous ovarian cancer via single-cell analysis

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Gezielte Therapie für Patientinnen mit Eierstockkrebs

Die Gründe dafür, dass Tumorzellen von Ovarialkarzinomen (Eierstockkrebs) mitunter auf Therapien nicht mehr ansprechen, sind noch unklar. Indem EU-finanzierte Forschende nun mehrere Resistenzmechanismen enthüllten, bieten sich neue Möglichkeiten für einen potenziell lebensrettenden, personalisierten Ansatz.

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An Eierstockkrebs sterben europaweit jährlich mehr als 40 000 Frauen. Die Überlebensrate ist sehr niedrig, sodass nur etwa ein Drittel aller Patientinnen fünf Jahre nach der Diagnose noch lebt. „Ein wesentlicher Grund ist, dass diese Krebsart meist sehr spät erkannt wird“, erklärt Sampsa Hautaniemi, Koordinatorin des Projekts HERCULES und Professorin für Systembiologie an der Universität Helsinki, Finnland. „Meist wird dabei vom ‚schleichenden Tod‘ gesprochen, da die Symptomatik schwach ausgeprägt ist, der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose bereits in den Bauchraum gestreut hat und die Erkrankung in diesem Stadium kaum noch heilbar ist.“ Dann kann der Tumor nur noch chirurgisch entfernt werden, aber alle Krebszellen in einem so ausgedehnten Bereich aufzufinden, ist praktisch unmöglich. Die Operation wird daher in der Regel durch Chemotherapie ergänzt, die die Lebensdauer verlängern kann. Nach etwa zwei Jahren spricht der Tumor jedoch oft nicht mehr auf die Therapie an und rezidiviert.

Bekämpfung von Wirkstoffresistenzen

Schwerpunkt von HERCULES war daher die Verbesserung der Heilungschancen bei Eierstockkrebs, insbesondere die Ursache für das ausbleibende Ansprechen der Krebszellen auf den Wirkstoff. „Hierfür suchten wir nach den Mechanismen, die Tumoren resistent gegen Chemotherapien werden lassen“, ergänzt Hautaniemi. Mittels DNA- und RNA-Sequenzierung wurden Zellproben von mehr als 180 Patientinnen mit Eierstockkrebs analysiert, was erstmals in diesem Umfang Daten zu Tumorzellpopulationen lieferte. Aus den experimentellen Daten wurden Computermodelle generiert, um die effektivsten Wirkstoffkombinationen abzuleiten und so die Krebszellen zu elimimieren. „Wir fanden heraus, dass bei Krebszellen in der Regel ein oder zwei dominante Mechanismen für die Chemotherapieresistenz verantwortlich sind“, so Hautaniemi. „Mit diesem Wissen konnten wir mögliche Kombinationen aus gängigen Wirkstoffen und Chemotherapien testen, die diese Resistenzen verhindern und so die Überlebenszeit verlängern.“

Längeres Überleben

„Besonders stolz macht mich, dass wir die Machbarkeit des von HERCULES entwickelten personalisierten Ansatzes demonstrieren konnten“, bemerkt Hautaniemi. „So identifizierten wir beispielsweise bei einer Patientin mit rezidiviertem chemotherapieresistenten Tumor den dominanten Resistenzmechanismus und das passende Medikament, auf dem wir dann die Behandlung aufbauten. Die Reaktion auf diese Kombinationstherapie war ausgezeichnet.“ Im Rahmen des Projekts wurden auch neue Techniken zum Screening von Wirkstoffen und die effiziente Kultivierung von Organoiden entwickelt. Zudem wurden aus Patientenproben Zelllinien generiert, an denen im Nasslabor Reaktionen auf bestimmte Krebsmedikamente untersucht wurden. Basierend auf all diesen Forschungen wurde ein Prototyp entwickelt, um optimale und patientenspezifische Wirkstoffkombinationen zu prognostizieren. „All dies wird die Forschung an neuen therapeutischen Zielstrukturen befördern, die genau anhand von Patientenproben ermittelt wurden“, sagt Hautaniemi. „Dass wir in einem Forschungsprojekt so viele praktische Fortschritte erzielen konnten, freut mich sehr. Arbeiten wie diese sind entscheidend für die offensichtlich noch unzureichende Erforschung von Eierstockkrebs.“ Die im Projekt HERCULES generierten Daten sind über das Europäische Genomarchiv verfügbar. Nun baut das neue EU-Projekt DECIDER auf den Fortschritten von HERCULES auf. „Unser Ziel ist hier, die klinische Wirksamkeit zu verstärken“, erklärt Hautaniemi. „Wir werden weiterhin Patientenproben erfassen, unser Fokus liegt aber jetzt auf der genaueren Erkennung des Rezidivierungsrisikos. Da sich der Zustand ohne wirksame Behandlung meist schnell verschlechtert, ist der Handlungsspielraum eng, sodass Daten schneller erfasst und ausgewertet werden müssen. Und ohne HERCULES wäre dies nicht möglich gewesen.“

Schlüsselbegriffe

HERCULES, Eierstockkrebs, Krebs, Tumor, Chemotherapien, Medizin, Zellen, Organoide

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