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REACH: Russian European Alliance for research among women, Children and adolescents impacted by HIV, TB and HCV

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Reduzierung des Infektionsrisikos bei Müttern und Kindern in Russland

Da Kinder und Schwangere durch Infektionskrankheiten besonders gefährdet sind, soll nun die medizinische Versorgung verbessert werden. Das Projekt REACH baut auf klinischer Expertise aus Russland und auf westeuropäischen Forschungsergebnissen auf, um das epidemische Infektionsgeschehen besser zu verstehen und bewährte Maßnahmen umzusetzen.

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Angesichts der hohen Infektionsraten bei HIV, Tuberkulose (TBC) und Hepatitis C (HCV) intensivierte Russland die klinische Forschung bezüglich der Versorgung anfälliger Bevölkerungsgruppen – insbesondere von Schwangeren und Kindern. Aufbauend auf dieser Expertise sowie spezifischen epidemiologischen Modellen, Laborforschungen und Schulungen entwickelte das EU-finanzierte Projekt REACH in Russland ein Maßnahmenprogramm zur Verbesserung der medizinischen Versorgung. „Durch die Zusammenführung russischer und europäischer Expertise erhält medizinisches Fachpersonal beider Regionen Zugang zu modernster evidenzbasierter Medizin“, erklärt Carlo Giaquinto, Forschungsleiter von REACH.

Forschungsschwerpunkte

In Russland führte REACH Daten zu Epidemiologie, Management und Behandlungsergebnissen bei HIV-, HCV­ und TBC-infizierten Kindern, Jugendlichen und Schwangeren zusammen, sowie Daten zur TBC-Diagnostik und therapeutischen Behandlung von HCV. Deren Auswertung lieferte mehrere wichtige Hinweise. So sind bei HIV-infizierten Jugendlichen die Heilungschancen schlechter als bei jüngeren Kindern, die in der Regel häufiger mit antiretroviralen Therapien (ART) behandelt werden. Bei Jugendlichen schlägt diese Therapie oft weniger gut an als bei jüngeren Erkrankten. „Mit Hirnbildgebungsverfahren wurden bei bis zu einem Viertel der HIV-infizierten Kinder Anomalien nachgewiesen, die mit zu spät erfolgter Behandlung assoziiert werden. Diese Anomalien können kognitive Funktionen beeinträchtigen, was klar belegt, dass zeitnaher interveniert werden muss“, so Anna Turkova, wissenschaftliche Koordinatorin von REACH. Zudem ergaben Untersuchungen von Schwangerschaftsverläufen insgesamt eine rückläufige HIV-Ansteckungsrate, die von drei Prozent im Jahr 2014 auf 1,8 % im Zeitraum von 2017 bis 2019 sank. Etwa die Hälfte der Frauen erhielt die Diagnose während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung. Russland weist die europaweit höchste HCV-Infektionsrate bei Kindern und Jugendlichen auf und erteilte 2019 die Zulassung für direkt wirkende antivirale Therapien für Kinder ab 12 Jahren. In fast 290 klinischen Zentren erhob REACH Daten von 2 300 Kindern, die zeigten, dass bis Ende 2020 15 % aller an HCV und 71 % aller an HIV/HCV-Koinfektionen Erkrankten behandelt wurden. „Die genauere Datenlage belegt klar die inzwischen hervorragenden Möglichkeiten Russlands, HCV bei Kindern und Jugendlichen fast vollständig zu eliminieren“, ergänzt Giuseppe Indolfi, Leiter der HCV-Forschung von REACH an der Universität Florenz. REACH führte eine Zwischenauswertung der Ergebnisse von mehr als 2 700 Kindern durch, die von 2018 bis 2019 auf TBC untersucht worden waren. Dabei wies der in Russland entwickelte, zugelassene und angewendete Diaskintest eine höhere Spezifität auf als der Standardtuberkulin-Hauttest zum Nachweis von TBC bei BCG-geimpften Kindern. Im Rahmen von Project Next Generation+ beteiligte das Projekt HIV-infizierte Jugendliche an der Forschung. So entwickelte die Arbeitsgruppe u. a. Aufklärungsmaterial zum sogenannten „U=U“ (Undetectable=Untransmissable), was bedeutet, dass bei einer Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze kein Ansteckungsrisiko besteht. „Dies überzeugte Jugendliche in hohem Maße von einer lebenslangen Behandlung und senkte auch die Angst vor möglichen Übertragungsrisiken“, sagt Magda Conway, Koordinatorin der Patienten- und Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen von REACH.

Weitere Forschungskooperation

Die Datenbank von REACH enthält Daten von mehr als 4 500 Schwangeren und ihren Säuglingen, fast 1 300 HIV-infizierten Kindern und Jugendlichen sowie von mehr als 4 000 Kindern, die auf Tuberkulose untersucht worden waren. In neu entwickelten Modulen und Verfahren wurden individuelle Daten von Patientinnen und Patienten zu diesen drei Infektionskrankheiten zusammengeführt, um Forschungsansätze zu standardisieren. Weiterhin wurden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf HIV-infizierte Kinder und Jugendliche untersucht. Gemeinsam mit dem Republikanischen Krankenhaus für Infektionskrankheiten (Webseite auf Russisch) gründete REACH eine russisch-europäische Ausbildungseinrichtung, in der mehr als 500 Angehörige der Gesundheitsberufe aus mehr als 80 russischen AIDS-Kliniken geschult wurden. Auch künftig werden dort Hunderte internationaler medizinischer Fachkräfte ausgebildet. Die Arbeitsgruppe forscht derzeit in vier Kooperationsverbänden aus europäischen und russischen Forschungszentren zu diagnostischen TBC-Biomarkern, Karotis-Bildgebung für die Früherkennung von Arteriosklerose, neurokognitiver Gesundheit bei HIV-infizierten Jugendlichen und neuen direkten antiviralen HCV-Therapien für Kinder. Die Daten von REACH werden nun in eine kommende europaweite Pädiatrie- und Schwangerschaftsstudie als Wissensbasis für die öffentliche Gesundheitspolitik und das klinische Management einfließen.

Schlüsselbegriffe

REACH, Russland, HIV, Hepatitis C, Tuberkulose, antiviral, antiretrovirale Therapie, Diagnostik, Kinder, Schwangerschaft, Infektion, Krankheit

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