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HEAR-ECO Innovative Hearing Aid Research - Ecological Conditions and Outcome Measures

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Hörschädigung und Rehabilitationsmöglichkeiten besser bewerten

Das Projekt HEAR-ECO kombiniert in seinen Sprachwahrnehmungstests einige Faktoren, die für die Kommunikation im echten Leben unabdingbar sind. Auf diese Weise leistet es einen Beitrag zur Optimierung von Instrumenten für die Bewertung des Verlusts des Hörvermögens, und ermöglicht damit auch bessere Rehabilitationslösungen.

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Nach Angaben der WHO sind rund 466 Millionen Menschen, also 5 % der Weltbevölkerung wegen eines „beeinträchtigenden“ Hörverlusts auf Rehabilitationsmaßnahmen angewiesen. Davon sind über 90 % im Erwachsenenalter. Schätzungen zufolge wird diese Zahl bis 2050 auf über 700 Millionen Menschen bzw. um 10 % ansteigen. Die herkömmliche Behandlungsmethode besteht in der Regel in der Anpassung eines Hörgeräts. Einige Studien gehen jedoch davon aus, dass bis zu 25 % der Betroffenen sie nicht regelmäßig benutzen. Das liegt vor allem daran, dass selbst mit Hörgeräten das Verstehen von Sprache in geräuschintensiven Situationen problematisch ist und dass bei der Beurteilung, ob ein Hörgerät in Frage kommt, in der Regel keine realistischen Nutzungsszenarien berücksichtigt werden. Laut Sophia Kramer, Koordinatorin des Projekts HEAR-ECO, ist „Kommunikation für Menschen mit Hörverlust oft sehr anstrengend, da sie ein hohes Maß an Konzentration erfordert“. Mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen hat HEAR-ECO objektive Messungen der Anstrengungs- und Ermüdungserscheinungen beim Hören entwickelt. Dabei wurden physiologische Indikatoren wie Pupillometrie, Elektroenzephalografie (EEG) und kardiovaskuläre Messungen evaluiert und gleichzeitig Parameter zur Vorhersage von Anstrengung und Ermüdung entwickelt. „Wir haben dazu beigetragen, eine umfassendere Methodik zur Messung der Auswirkungen von Hörverlust und zur Bewertung des zu erwartenden Effekts von Hörgeräten zu entwickeln“, sagt Kramer vom Medizinischen Zentrum der Freien Universität Amsterdam, an dem das Projekt angesiedelt ist. „Unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse sollten die Lücke zwischen der Leistung in der realen Welt und den Tests im Labor schließen.“ Zu den Partnern von HEAR-ECO zählten Fachleute aus der klinischen Audiologie, der Psychologie, dem Biomedizin- und Akustikingenieurwesen sowie der Partner Oticon, zweitgrößter Hörgerätehersteller weltweit.

Erforschung der Komplexität akustischer Szenarien

Die Sprachwahrnehmung ist eine komplexe Aufgabe. Viele Faktoren beeinflussen das Ergebnis: wie wichtig eine Botschaft für die sprechende Person ist, der genaue soziale Kontext und die Akustik, z. B. das Vorhandensein von Geräuschstörungen. „Die Einbeziehung dieser Aspekte wird eine umfassendere Bewertung des Hörverlusts und der Rehabilitation ermöglichen, was einen bedeutenden Fortschritt gegenüber den derzeitigen begrenzten klinischen Tests darstellt“, fügt Projektleiterin Adriana Zekveld hinzu. Das Projekt begann mit „Grundlagenstudien“, bei denen alle Nachwuchsforschenden Fachwissen zu einem bestimmten Thema erwarben, etwa zu kardiovaskulären Messungen oder dem Einfluss der Anwesenheit anderer Personen auf die Sprachwahrnehmung, gefolgt von Arbeiten zur Kombination dieser Aspekte. So wurde beispielsweise ein Avatar-basiertes System der virtuellen Realität entwickelt, um soziale Situationen nachzuahmen und zu untersuchen, wie sich die Anwesenheit anderer Personen auf die Sprachwahrnehmung, die Pupillenreaktion und kardiovaskuläre Messungen der Höranstrengungen auswirkt. „Die Teilnehmenden berichteten, dass sie von der Anwesenheit anderer Avatare beeinflusst wurden, sowohl positiv, indem sie sich mehr unterstützt fühlten, als auch in einigen Fällen negativ, indem sie zum Beispiel abgelenkt wurden“, bemerkt Zekveld. Das Projekt untersuchte zudem die Wechselwirkungen zwischen den Eigenschaften der Hörgeräte und den Testszenarien von HEAR-ECO und kam zu dem Ergebnis, dass die angewandten Methoden unter Bedingungen, bei denen die räumliche Komplexität und der Widerhall manipuliert werden, angemessene Stimuli (Zielsprachreize und Geräusche) liefern. „Das bedeutet, dass diese realistischeren Testbedingungen für die Bewertung der Hörgerätenutzung verwendet werden können“, erklärt Zekveld.

Zwei Bewertungsinstrumentarien

Die kollektive Arbeit der sechs Nachwuchsforschenden des Projekts führte zu zwei Instrumentarien. Das erste umfasste Methoden für die realistischere Gestaltung der Sprachwahrnehmungstests. Sie umfasste soziale Aspekte, akustische Merkmale (einschließlich nutzungsfreundlicher Simulationen, die teure Labore überflüssig machen) und auch Mittel zur Bewertung von Motivation und Müdigkeit. Das zweite Instrumentarium entwickelte physiologische Indikatoren, wobei die Ergebnisse zeigten, dass die Messungen des Teams tatsächlich auf spezifische Aspekte des Hörtests ansprachen, wie die Motivation der Hörenden, ihre Ermüdung und die Beanspruchung ihres Gedächtnisses. „Als weltweit führende Fachleute auf diesem Gebiet finden wir es sehr erfreulich, dass andere Forschungsgruppen und mehrere Hörgerätehersteller nun die Messung der Höranstrengung in ihre Arbeit einbeziehen, wobei einige speziell HEAR-ECOs EEG und Pupillometrie-Methoden sowie Ergebnisse übernehmen“, schließt Kramer.

Schlüsselbegriffe

HEAR-ECO, Hörgerät, Hörhilfe, Pupillometrie, Motivation, Ermüdung, Akustik, virtuelle Realität, Elektroenzephalografie, EEG, Sprache, Rehabilitation

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