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Scale-up of Prevention and Management of Alcohol Use Disorders and Comorbid Depression in Latin America

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Kampf gegen Alkoholmissbrauch und Depression in Lateinamerika

In Lateinamerika sind Krankheiten, die in Zusammenhang mit übermäßigem Alkoholkonsum stehen, vergleichsweise häufig. Ein EU-finanziertes Projekt sollte medizinische Fachkräfte in Kolumbien, Mexiko und Peru befähigen, dieses Problem genauer zu benennen und zu bewältigen.

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In Lateinamerika sind alkoholbedingte Gesundheitsprobleme häufiger als in anderen Regionen der Welt. Abhilfe könnte hier u. a. die medizinische Grundversorgung schaffen, d. h. ärztliches und pflegerisches Personal, die weltweit die erste medizinische Anlaufstelle darstellen. Das EU-finanzierte Projekt SCALA entwickelte einen neuen evidenzbasierten Ansatz für Schulungen, um alkoholbedingten Erkrankungen in dieser Region gegenzusteuern. SCALA arbeitete mit Einrichtungen der Primärversorgung in Kolumbien, Mexiko und Peru zusammen, um Gesundheitspersonal besser zu schulen, Alkoholmissbrauch und komorbide Depressionserkrankungen zu erkennen und Beratung zu leisten. „Starker Alkoholkonsum geht oft mit depressiven Störungen einher. Daher wollten wir auch herausfinden, ob Menschen, die viel Alkohol trinken, im Rahmen der Primärversorgung verstärkt auf Depression untersucht werden könnten“, sagt Peter Anderson, Experte für öffentliche Gesundheit an der Universität Maastricht. „Vor allem wollten wir die hausärztliche Betreuung über kurze und einfache Schulungen verbessern, aber auch Selbsthilfegruppen und Aufklärungskampagnen fördern“, erklärt er. Die Weiterbildungsmaßnahmen führten dazu, dass mehr Menschen, die übermäßig Alkohol konsumieren, auf Depression untersucht wurden, was die Wirksamkeit der Strategie belegt. Kostenanalysen ergaben zudem einen Aufwand von 3 USD pro Person, deren Alkoholkonsum dokumentiert wurde, wodurch 5,40 USD eingespart werden konnten, wenn es später zu einer Krankenhauseinweisung aufgrund einer Alkoholerkrankung kam. „Wir haben gezeigt, dass der Alkoholkonsum in der Gesellschaft reduziert werden kann, wenn mindestens ein Viertel der Bevölkerung zur Menge ihres Alkoholkonsums befragt wird“, ergänzt Anderson. „Diese Ergebnisse sind auf die Grundversorgung weltweit übertragbar und beschränken sich nicht nur auf lateinamerikanische Länder mittleren Einkommens, die wir analysiert hatten.“

Schulung von Gesundheitsdienstleistern und Durchführung von Studien

Primäre Gesundheitszentren wurden nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen eingeteilt. Die Kontrollgruppe erhielt keinerlei Schulung. In der zweiten Gruppe wurden in wenigen Stunden Grundlagen vermittelt, um in zwei bis drei Minuten den Alkoholkonsum einer Person zu beurteilen, Beratung zu geben und eine depressive Störung zu erkennen. Bei der dritten Gruppe wurde die Schulung etwas erweitert, sodass insgesamt zwei bis drei Minuten für Beurteilung und Beratung ausreichten. Dies wurde durch Aufklärungskampagnen und Selbsthilfegruppen unterstützt, um Menschen von den gesundheitlichen Vorteilen eines geringeren Alkoholkonsums zu überzeugen. Die vierte Gruppe lernte in noch intensiverer Schulung, in fünf Minuten ein ausführliches Bewertungs- und Beratungspaket anzubieten, was ebenfalls durch Selbsthilfegruppen unterstützt wurde. Den Studien zufolge bewirkten sowohl Schulungen als auch Selbsthilfegruppen, dass sich mehr Patienten wegen hohem Alkoholkonsum beraten ließen. Auf jeden Patienten, der in der Kontrollgruppe seinen Alkoholkonsum reflektierte, kamen in der Gruppe, die nur Schulung erhielt, 13 Patienten. In der Schulungsgruppe, die mit Selbsthilfegruppen arbeitete, waren es bereits 17 Patienten.

Aussagefähige Ergebnisse trotz COVID-Pandemie

Hätte die COVID-Pandemie die Arbeit in Selbsthilfegruppen nicht so stark eingeschränkt, wäre der Erfolg dieses Aspekts noch spürbarer gewesen, ist das Forschungsteam überzeugt. „Trotz COVID und dank der harten Arbeit der Mitwirkenden in Lateinamerika gelang uns die Fortführung des Projekts mit vorzeigbaren Ergebnissen. Über Länder, Kulturen, berufliche Hintergründe und Zeitzonen hinweg konnten wir tragfähige Arbeitsbeziehungen aufbauen“, sagt Anderson. Die Ergebnisse von SCALA sind in der medizinischen Grundversorgung weltweit replizierbar und auch auf anderes Risikoverhalten wie Tabakkonsum, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel übertragbar. Sämtliches Material der Projektgruppe ist auf der Projektwebseite in englischer und spanischer Sprache zum Download bereit.

Schlüsselbegriffe

SCALA, Alkohol, hoher Alkoholkonsum, Trinken, Begleiterkrankungen, Depression, Primärversorgung, medizinische Versorgung

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