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Corporate Arbitrage and CPL Maps: Hidden Structures of Controls in the Global Economy

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Verständnis der komplexen Strukturen moderner multinationaler Unternehmen

Durch die Kartierung der komplexen Eigentumsstruktur multinationaler Unternehmen gewinnen Forschende neue Erkenntnisse darüber, wie diese Unternehmen mit nationalen Regeln und Vorschriften interagieren oder deren Einhaltung umgehen.

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In der Vergangenheit haben die Politikwissenschaften die Beziehung zwischen Staat und Markt als einen komplizierten Drahtseilakt beschrieben. Auf der einen Seite stehen die Unternehmen, die versuchen, die Interessen ihrer Aktionärinnen und Aktionäre durchzusetzen. Auf der anderen Seite steht die Regierung, die durch Vorschriften dafür sorgt, dass Unternehmen Waren und Dienstleistungen produzieren können, ohne der Öffentlichkeit zu schaden. Allerdings hat die Globalisierung dieses Kräfteverhältnis verschoben. „Der Siegeszug der multinationalen Unternehmen hat Firmen hervorgebracht, deren Umsätze mit dem BIP mancher mittelgroßer Staaten vergleichbar sind“, so Ronen Palan, Forscher an der City, University of London. Palan zufolge sind diese Unternehmen für beachtliche 33 % der weltweiten Produktion, 49 %% of the world’s output, 49 % der Exporte und fast ein Viertel aller Arbeitsplätze verantwortlich. „Da multinationale Unternehmen extrem komplex sind, reichen die herkömmlichen Modelle nicht mehr aus, um sie zu verstehen“, erklärt er. „Das bedeutet, dass eine relativ kleine Anzahl von Unternehmen einen enormen – und weitgehend unkontrollierten – Einfluss auf die Weltwirtschaft hat.“ Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts CORPLINK arbeitet Palan an der Entwicklung eines neuen Ansatzes zur Untersuchung dessen, was er „Arbitrage-Macht“ nennt. „Arbitrage-Macht bezieht sich auf die Fähigkeit einer Organisation, die Rahmenbedingungen der globalen Wirtschaft so zu gestalten, dass sie ihren eigenen Interessen zugute kommen“, erläutert Palan.

Einführung von „Equity Mapping“

Da diese Dimension der wirtschaftlichen Macht in der politikwissenschaftlichen Literatur noch nicht erfasst ist, musste das CORPLINK-Team bei Null anfangen. Das Ergebnis ist das „Equity Mapping“ „Mithilfe des Equity Mapping können wir dynamisch darstellen, wie sich ein multinationales Unternehmen Jahr für Jahr entwickelt und vor allem, wie es in der Lage ist, Mittel zwischen den verschiedenen Unternehmensbereichen zu verschieben“, so Palan. Im Rahmen des vom Europäischen Forschungsrat unterstützten Projekts wurden 200 solcher Karten erstellt, unter anderem für die 100 größten Unternehmen der Welt, die nicht dem Finanzsektor angehören. „Wir haben uns an diesen Karten orientiert, während wir versuchten, den Zweck und die Funktion der komplexen Eigentumsstrukturen dieser Unternehmen zu verstehen“, so Palan weiter.

Den Regierungen die Instrumente an die Hand geben, die sie zum Widerstand benötigen

Nach einer umfassenden Analyse und zahllosen Gesprächen mit Anwaltskanzleien und Buchhaltungsfachleuten wurden die Equity Maps allmählich etwas weniger unübersichtlich. „Wir erkannten allmählich, wie diese komplexen Organisationsstrukturen einen Hinweis auf die Art und Weise lieferten, wie Unternehmen mit nationalen Regeln und Vorschriften, einschließlich der Besteuerung, interagierten – oder diese umgingen“, erklärt Palan. Die Forschungsgruppe kam insbesondere zu dem Schluss, dass bestimmte Arten von Strukturen, die in eine Organisation eingebettet sind, für bestimmte Zwecke genutzt werden. „Multinationale Unternehmen richten eine Einheit speziell für Zwecke der Steuer- oder Haftungsarbitrage ein“, so Palan. „Manchmal dienen diese Einheiten nur dazu, ein bestimmtes Narrativ zu unterstützen, welches das Unternehmen dem Markt oder der Öffentlichkeit vermitteln will.“ Der Vorteil einer solchen Struktur besteht darin, dass sie es multinationalen Unternehmen ermöglicht, Preise und Kosten zu optimieren, indem sie die Richtung von Investitionen, Dividenden und anderen Strömen in einer Weise steuert, die Schlupflöcher, Gesetzeslücken oder Auslassungen in der Rechtsordnung des einen Landes gegen das andere Land ausnutzt. „Die Arbitrage von Regeln ist für viele Unternehmen zu einer wichtigen Wettbewerbswaffe geworden, die den modernen multinationalen Konzern ebenso sehr zu einem politischen wie zu einem wirtschaftlichen Akteur macht“, resümiert Palan. „Aber mit dem neuen Rahmen, der im Zuge des CORPLINK-Projekts entwickelt wurde, sollten die Regierungen besser in der Lage sein, dagegen vorzugehen.“

Schlüsselbegriffe

CORPLINK, multinationale Unternehmen, multinationale Konzerne, multinationale Firmen, Weltwirtschaft, Politikwissenschaft, Globalisierung, Arbitragemacht, Equity Mapping, Besteuerung

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