Schutz der Gesundheit der europäischen Bevölkerung vor chemischen Bedrohungen
Wir werden jeden Tag mit Chemikalien bombardiert, natürlich wie menschgemacht. Nicht alle sind schädlich, doch viele sind es. Die Bürgerinnen und Bürger in der EU haben 2020 über 200 Millionen Tonnen Chemikalien eingenommen, die im Verdacht stehen, schädlich für die menschliche Gesundheit zu sein. Darunter waren auch 34 Millionen Tonnen karzinogene, mutagene und reprotoxische Chemikalien. „Die Chemikalienbelastung für Menschen ist ein wachsendes Problem, nicht zuletzt, weil Chemikalien in Alltagsprodukten von Lebensmittelkontakt-Materialien bis zu Kleidung, Kosmetik und Spielsachen verwendet werden“, erklärt Marike Kolossa, Toxikologin beim Umweltbundesamt. „Außerdem nimmt die Verwendung und Produktion von Chemikalien schneller zu als die Weltbevölkerung wächst.“ Um einen Ausgangspunkt für die Bedrohung durch Chemikalien in der Europäischen Union festzusetzen, hat das EU-finanzierte Projekt HBM4EU ein weitreichendes Programm zum Human-Biomonitoring durchgeführt. „HBM4EU wollte Daten dazu liefern, in welchem Ausmaß die Menschen bestimmten Chemikalien und chemischen Gruppen ausgesetzt sind, und die kumulative und aggregierte Belastung analysieren“, fügt Kolossa, die Projektkoordinatorin, hinzu. „Im Endeffekt führt die sinnvolle Verwendung der HBM-Daten im Rahmen des Projekts zu einer besseren Risikobewertung zu Chemikalien in der EU“, kommentiert sie.
Besseres Human-Biomonitoring in der EU
Human-Biomonitoring bezeichnet die Messung von Chemikalien und/oder ihren Stoffwechselprodukten in menschlichen Proben wie Urin und Blut. Es zeichnet die gesamte chemische Last im Körper ab und kann bei korrekter und breiter Nutzung Trends und Verteilungen der Belastung innerhalb von Bevölkerungen offenlegen. Das Projekt HBM4EU hat die Verfahren, Instrumente und Daten in diesem Bereich EU-weit harmonisiert, indem vorhandene oder zwischen 2014 und 2021 neu erfasste Daten aus allen europäischen Regionen gesammelt wurden. Der Hauptzweck bestand darin, Daten zu erfassen, sie soweit möglich vergleichbar aufzubereiten und sie auszuwerten, um die internen Belastungsniveaus der Menschen in Europa zu bestimmen. Das legte auch Wissenslücken zu den internen und externen Belastungsniveaus offen. Darüber hinaus hat HBM4EU neue Methoden entwickelt, um die menschliche interne Belastung durch umwelt- und berufsbedingte Chemikalien zu bestimmen und den kausalen Zusammenhang mit Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu finden. Das Projekt hat eine Reihe an nationalen Zentren eingerichtet und so ein Netzwerk des Human-Biomonitoring aufgebaut, das auch politisch Verantwortliche aus ganz Europa umfasst.
Verknüpfung von Politik und Wissenschaft
Die Ergebnisse von HBM4EU tragen nicht nur zum Schutz der Gesundheit und des Wohls der europäischen Bevölkerung bei, sie befähigen die Menschen auch zu fundierten und verantwortungsvollen Entscheidungen über ihr Verbrauchsverhalten. Die Politik auf nationaler und EU-Ebene profitiert von hochwertigen Daten für politische Entscheidungen, während der Wissenschaft verbesserte Daten zur chemischen Belastung zugutekommen. „HBM4EU wurde aufgebaut, um die Lücke zwischen Politik und Wissenschaft zu schließen“, fügt Kolossa hinzu.
HBM4EU als Teil eines gesünderen EU-Ökosystems
Die Belastungsniveaus durch verschiedene Stoffe fielen auf dem Kontinent sehr unterschiedlich aus. Das zeigt, dass ein EU-weites, nachhaltiges System zum Human-Biomonitoring dringend notwendig ist. Doch das Team legt nahe, dass das volle Potenzial von HBM4EU nur dann ausgeschöpft werden kann, wenn es in Form einer EU-politischen Richtlinie wie der REACH Nachhaltigkeit erfährt. „Die Ergebnisse von HBM4EU heben den Bedarf an wichtigen EU-Strategien wie dem europäischen Grünen Deal, dem Null-Schadstoff-Aktionsplan und der Strategie ‚Vom Hof auf den Tisch‘ hervor“, berichtet Kolossa. „Gleichzeitig bieten sie die Daten, anhand derer der Erfolg – oder Misserfolg – der Operationalisierung der Strategien gemessen werden kann und wird“, sagt sie.
Schlüsselbegriffe
HBM4EU, menschlich, Biomonitoring, Chemikalien, Belastung, Gesundheit, Strategie, Politik, Wissenschaft