Neue Indikation für zugelassenen Wirkstoff: Therapieoptionen bei Blasenkrebs
Trotz enormer medizinischer Fortschritte in der Diagnostik, Behandlung und Versorgung ist Blasenkrebs nach wie vor eine der weltweit häufigsten Krebsarten mit den höchsten lebenslangen Behandlungskosten pro Krankheitsfall. Herkömmliche Medikamente schlagen nur bei einem Teil aller Fälle an und müssen häufig wegen vieler Nebenwirkungen abgestellt werden. Aufgrund des hohen Rezidiv- und Resistenzrisikos wird nun an neuen und effektiveren Therapieansätzen geforscht.
Spezifische molekulare Signatur von Blasentumoren als neues Wirkstoffziel
Um Probleme wie starke Tumorheterogenität und die Ineffizienz therapeutischer Wirkstoffe auszuräumen, war die Umnutzung von Medikamenten Schwerpunkt des Projekts ReDrugBC(öffnet in neuem Fenster). Unterstützt durch die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen(öffnet in neuem Fenster) (MSCA) entwickelte das Forschungsprojekt neue Therapieansätze gegen Blasenkrebs. „Das Repurposing von Arzneimitteln ist eine kostengünstige Strategie, um neue Indikationen für bereits existierende Wirkstoffe zu erforschen und damit neue und wirksamere Behandlungsoptionen zu eröffnen“, erklärt MSCA-Forschungsstipendiatin Marika Mokou. So konnte ReDrugBC anhand des molekularen patientenspezifischen Profils des Blasentumors die Wirksamkeit eines Arzneimittels im Vorfeld bestimmen. Dann wurden mittels Bioinformatik und entsprechenden Datenbanken Arzneimittelkandidaten ermittelt, die die ursprüngliche molekulare Signatur wiederherstellen könnten. In-vitro-Tests mit Tumorzelllinien zeigten, welche Medikamente die größte therapeutische Wirkung hatten, und anhand proteomischer Veränderungen in den behandelten Zellen konnten auch Wirkmechanismus und potenzielle Variationen der körperlichen Reaktion geklärt werden.
Pipeline für die Umnutzung von Arzneimitteln
ReDrugBC entwickelte eine Pipeline für die Forschung an neuen Indikationen für zugelassene Medikamente(öffnet in neuem Fenster), mit deren Hilfe bereits potenzielle Substanzen zur Behandlung von Blasenkrebs bestimmt werden konnten. Insgesamt wurden 14 Substanzen gefunden, die bislang nicht zur Behandlung von Blasenkrebs geprüft sind. Drei dieser Wirkstoffe demonstrierten bei allen getesteten Tumorzelllinien Wirkung im Mikro- oder Nanomol-Bereich. Die betreffenden Medikamente werden derzeit an präklinischen Modellen untersucht und nach bestätigter Wirksamkeit im nächsten Schritt möglicherweise schon kommendes Jahr in klinischen Studien getestet. Zudem könnte die Anwendung der Pipeline auch für andere Krebsarten erweitert werden.
Künftige Behandlung von Blasenkrebs
Das wichtigste Ergebnis war Mokou zufolge „das von ReDrugBC entwickelte Konzept der Umnutzung von Arzneimitteln zur Behandlung von Blasenkrebs anhand der patientenspezifischen molekularen Tumorsignatur.“ Dieses bislang auf Blasenkrebs noch nicht angewandte Konzept könnte klinische Studien und neue personalisierte Therapie vereinfachen. Im Vergleich zu anderen Ansätzen erweiterte ReDrugBC den aktuellen technischen Stand und integrierte Omik-übergreifende Analysen und Wirkstoffscreening in einem integrierten mehrschichtigen Ansatz. Statt die Untersuchungen auf ein einzelnes Wirkstoffziel zu beschränken, konnte so die gesamte patientenspezifische molekulare Signatur (d. h. Hunderte Proteine) und damit die Tumorheterogenität untersucht werden. Um die Ergebnisse von ReDrugBC in die klinische Praxis umzusetzen, ist die starke Kooperation zwischen urologischer und onkologischer Fachexpertise wie auch die Unterstützung durch Pharmaunternehmen maßgeblich, vor allem, um die Behandlungsmöglichkeiten bei Blasenkrebs künftig zu verbessern.
Schlüsselbegriffe
ReDrugBC, Behandlung, Umnutzung von Medikamenten, Blasenkrebs, Pipeline, Tumorheterogenität