Fahrplan zur Energieeffizienz – und Unabhängigkeit
Der Weg dorthin muss über Energieeffizienz führen. „Wenn Europa eines seiner Energieziele erreichen will, sei es die Minderung der CO2-Emissionen oder die Verringerung seiner Abhängigkeit von ausländischen Brennstoffen, muss es der Energieeffizienz Priorität einräumen“, sagt Iva Ridjan Skov, außerordentliche Professorin der Forschungsgruppe für nachhaltige Energieplanung an der Universität Aalborg. „Die beiden Aspekte bedingen sich gegenseitig.“ Dieser Gedanke steckt hinter dem Grundsatz „Energieeffizienz an erster Stelle“. „Der Grundsatz sieht Energieeffizienz als Energieträger an“, erklärt Skov. „Er erkennt an, dass Europas größte heimische Energiequelle nicht fossile Brennstoffe oder erneuerbare Energien sind, sondern Energieeffizienz.“ Energieeffizienz als Energieträger? Betrachten Sie es einmal so. Ein energieeffizientes Gebäude oder Auto verbraucht weniger Energie. Je effizienter ein Gebäude oder ein Auto ist, desto mehr Energie wird eingespart, und je mehr Energie eingespart wird, desto weniger Energie wird produziert – dies zeigt, warum Energieeffizienz als erster Energieträger in den Energiemix aufgenommen werden sollte. Dafür muss der Grundsatz „Energieeffizienz an erster Stelle“ auf alle politischen Entscheidungen, Planungen und Investitionen im Energiesektor angewandt werden, was leichter gesagt als getan ist. Glücklicherweise hat das EU-finanzierte Projekt sEEnergies einen Plan, oder in diesem Fall eine Karte.
Das volle Potenzial der Energieeffizienz bemessen
Laut Skov, die dem Projektkoordinierungsteam angehörte, bestand das Ziel von sEEnergies darin, das Potenzial der Energieeffizienz in Gebäuden, im Verkehr und in der Industrie zu messen und auszunutzen. „Dazu haben wir von der Basis ausgehendes Denken mit zeitlicher und räumlicher Analyse kombiniert, um einen innovativen, ganzheitlichen und forschungsbasierten Ansatz für die Modellierung der Energieeffizienz zu schaffen“, sagt sie. Das Ergebnis dieser Modellierung ist ein Energieeffizienz-Fahrplan für alle EU-Mitgliedstaaten und das Vereinigte Königreich. Der Fahrplan basiert auf einer Bewertung des Grundsatzes „Energieeffizienz an erster Stelle“ im Rahmen der derzeitigen Energiewirtschaft sowie auf einem Übergang zu einem kosteneffizienten System, das bis 2050 zu 100 % aus erneuerbaren Energien besteht. „Der Fahrplan zeigt einen Weg auf, der eine kurzfristige Energiesicherheit sicherstellt, indem die Abhängigkeit von russischen Erdgasimporten im Jahr 2030 beendet und wir gleichzeitig in die Lage versetzt werden, bis 2050 100 % erneuerbare Energien zu erreichen“, fügt Skov hinzu. Der Fahrplan enthält nicht nur Informationen über verschiedene mögliche Energieeffizienzszenarien, sondern auch eine Investitionsstrategie, in der aufgezeigt wird, welche Investitionen vorrangig getätigt werden müssen, um sowohl die kurzfristigen Sicherheits- als auch die langfristigen Dekarbonisierungsziele zu erreichen.
Im Einklang mit der REPowerEU-Initiative
Skov zufolge wird der Fahrplan von EEnergies eine wichtige Rolle in der Initiative REPowerEU spielen, die darauf abzielt, die Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen rasch zu verringern und den grünen Wandel zu beschleunigen. „Um sicherzustellen, dass der Fahrplan diesem politischen Ziel am besten dient, haben wir unsere Energieeffizienzziele und -empfehlungen an die Empfehlungen der REPowerEU-Initiative von 966 Mio. Tonnen Rohöläquivalent für den Primärenergieverbrauch und 776 Mio. Tonnen Rohöläquivalent für den Endenergieverbrauch angeglichen“, erklärt sie.
Ganzheitliche Entscheidungen bezüglich Energieeffizienz
Dem Projekt sEEnergies ist es gelungen, die Instrumente und Informationen bereitzustellen, die Verantwortliche der Politik benötigen, um ganzheitliche Energieeffizienzentscheidungen zu treffen. Sie sind alle über die Projektwebsite abrufbar. „Wir haben die energiebezogenen Auswirkungen des Grundsatzes ‚Energieeffizienz an erster Stelle‘ auf der Ebene der Sektoren und des Energiesystems sowie die zusätzliche Wirkung von Energieeffizienzmaßnahmen und deren Auswirkungen auf die Märkte bewertet“, schließt Skov. „Durch die Einbeziehung aller Sektoren in unsere Energiesystemanalysen haben die politisch Verantwortlichen nun einen klaren Plan vorliegen, um die beiden Ziele Klimaneutralität und Energiesouveränität zu erreichen.“
Schlüsselbegriffe
sEEnergies, Klimaneutralität, Energiesouveränität, Energieeffizienz, Grundsatz „Energieeffizienz an erster Stelle“, Energie, erneuerbare Energie, REPowerEU