Das "Auto von morgen" - die europäische Industrie begrüßt das Konzept der Kommission
Der Text dieser Nachricht wurde unverändert aus der Datenbank RAPID der Europäischen Kommission übernommen: Am 14. Juni 1995 fand in Straßburg auf Einladung von Catherine TRAUTMANN, Bürgermeisterin dieser Stadt und Vizepräsidentin des CITELEC (Verband europäischer Städte zur Förderung von Stadtfahrzeugen der neuen Generation), ein Arbeitsessen statt, an dem Edith CRESSON, Martin BANGEMANN und etwa 25 Vertreter der an der Entwicklung des "Autos von morgen" interessierten Kreise teilnahmen. Anläßlich dieses Treffens hat sich nicht nur bestätigt, daß die Initiative von Frau Cresson und Herrn Bangemann zur Einsetzung einer "Task Force" über das Auto von morgen von der Industrie uneingeschränkt unterstützt wird, sondern die Vertreter der Industrie haben sich auch bereit erklärt, einen ehrgeizigen Zeitplan einzuhalten, um die Bereitstellung dieser neuen Fahrzeugtypen für die europäischen Bürger zu beschleunigen. Die Probleme im Zusammenhang mit dem Anstieg des Verkehrsaufkommens nehmen in unserem täglichen Leben immer größeren Raum ein und beeinträchtigen die Lebensqualität jedes einzelnen. Die Forderung des europäischen Bürgers nach schadstoffarmen, sicheren, intelligenten und leistungsfähigen Fahrzeugen ist daher durchaus legitim. Dieser Forderung zu konkurrenzfähigen Preisen nachzukommen ist für die europäische Industrie eine außerordentliche technische Herausforderung und zugleich eine wesentliche Voraussetzung für die Erhaltung bzw. Stärkung ihrer künftigen Wettbewerbsfähigkeit. Eine bessere Koordinierung der in diesem Bereich bereits durchgeführten Forschungsarbeiten kann entscheidend zur Entwicklung neuer Produkte beitragen. Daher haben Frau CRESSON, Mitglied der Kommission für Forschung und Ausbildung und Herr BANGEMANN, Mitglied der Kommission für gewerbliche Wirtschaft, Telekommunikation und Informationstechnologien eine "Task Force"über das "Auto von morgen" eingesetzt, in die ihre jeweiligen Zuständigkeiten und Ressourcen in diesem Bereich eingebracht werden sollen. Dieses Gremium hat zunächst die Aufgabe, eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Lage in der Europäischen Union zu erstellen und zu ermitteln, welche Maßnahmen im Zusammenhang mit dieser Frage derzeit auf staatlicher, privatwirtschaftlicher, nationaler oder gemeinschaftlicher Ebene getroffen werden. Im Anschluß daran wird die Task Force auf der Grundlage eines im Oktober 1995 vorzuschlagenden Aktionsplans Forschungsprioritäten und technologische Ziele festlegen und parallel dazu eine Umgruppierung der im Rahmen der spezifischen Programme des 4. FTE-Rahmenprogramms ausgewählten Projekte vorschlagen. Diese Arbeiten wären ohne eine intensive Konsultation und die politische Unterstützung durch Unternehmen und Verbraucher zweifellos wenig sinnvoll. Dies war das Anliegen des Arbeitsessens, an dem neben den Automobilunternehmen Vertreter der Zulieferindustrie, der Strom- und Gaserzeugungsunternehmen, der Elektronikindustrie und der Verbraucher teilnahmen, darunter einige Unternehmenschefs: G. GARUZZO, Vorsitzender des ACEA (Verband der europäischen Automobilhersteller) und Vorstandsvorsitzender von Fiat Auto, H. WERNER, Vorstandsvorsitzender der Mercedes Benz AG, Gilles MENAGE, Vorstandsvorsitzender der EDF, D.BORDONE Vorstandsvorsitzender der Magneti Marelli, D. GOUNOT, Vorstandsvorsitzender der SAFT, sowie Prof. HASSID, Vorstandsvorsitzender der Ansaldo und Dr. Ing. P. SCOLARI, Vorsitzender des EUCARI, einem Konsortium für die Forschung im Automobilbereich. Bei dieser Gelegenheit haben Frau CRESSON und Herr BANGEMANN besonders den sektorübergreifenden Charakter der Task Force hervorgehoben, die nicht allein auf die Automobilbranche beschränkt ist sondern einer dringenden gesellschaftspolitischen Notwendigkeit nachkommen soll. Sie haben ihren Gesprächspartnern ferner versichert, daß die Ergebnisse der Arbeiten der Task Force keineswegs die bestehenden Programme ersetzen sollen, daß es vielmehr darum geht, zusätzliche Ziele abzustecken, die sich zum einen durch eine bessere Koordination und zum anderen durch eine Aufstockung der Finanzmittel erreichen lassen. Diesbezüglich sollen dem Ministerrat Vorschläge über die Bereitstellung weiterer im 4. Rahmenprogramm als Reserve vorgesehener Mittel in Höhe von 700 Millionen ECU vorgelegt werden. Schließlich haben sie erklärt, daß sie hinsichtlich der technischen Optionen selbstverständlich völlig offen sind. Es geht nicht darum, irgendwelche technischen Lösungen vorzuschreiben, die Antworten müssen vielmehr von der Industrie und den Verbrauchen kommen. TASK FORCE "AUTO VON MORGEN" 1. Hintergrund . Aufgrund des exponentiellen Anstiegs des Verkehrsaufkommens und trotz der Bemühungen, schadstoffärmere Fahrzeuge zu bauen, haben die Probleme der durch den Verkehr verursachten Umweltbelastungen heute beängstigende Ausmaße angenommen. Beunruhigt über diese Lage planen einige Länder deshalb sehr restriktive Rechtsvorschriften, wie sie in Kalifornien bereits bestehen. . Auf dem Weg zu schadstoffarmen, sicheren und energiesparenden Fahrzeugen sind bereits beachtliche Fortschritte erzielt worden. Die Automobilhersteller haben Arbeiten über die Konzeption und Kontrolle der Verbrennungsprozesse in Angriff genommen, durch die die Emissionen von CO2 und anderen "Treibhausgasen" verringert werden sollen. Allerdings bleibt noch viel zu tun. 2. Lage in Europa . Die Automobilindustrie nimmt in der europäischen Wirtschaft eine Schlüsselstellung ein. Die Wertschöpfung der Fahrzeugherstellung beträgt 9% des BIP. Dieser Industriezweig beschäftigt unmittelbar 1,8 Millionen Menschen, und die Gesamtzahl der von der Automobilindustrie geschaffenen Arbeitsplätze entspricht 8,3% aller gewerblichen Arbeitsplätze in Europa. . Die Forschungsausgaben der europäischen Automobilindustrie beliefen sich 1991 auf 11 Milliarden ECU. . Speziell bei der Forschung im Bereich von schadstoffarmen Fahrzeugen und Elektroautos ist die Stellung der europäischen Industrie allerdings nicht sehr günstig. Ihre Anstrengungen sind zersplittert und können mit denen ihrer Konkurrenten nicht Schritt halten. So hat beispielsweise der Präsident der Vereinigten Staaten, Clinton, zusammen mit den drei großen amerikanischen Automobilherstellern im September 1993 die "Partnership for a New Generation Vehicle" lanciert. Die US-Regierung sieht gegenwärtig vor, im Jahre 1995 300 Millionen Dollar für Forschungsarbeiten im Zusammenhang mit dieser Initiative bereitzustellen. Auch alle großen japanischen Automobilunternehmen investieren in diesem Bereich beachtliche Summen. 3. Auftrag . Ziel der Task Force "Auto von morgen" ist die Förderung der für die Realisierung eines kurzfristig (2003/2005) wettbewerbsfähigen "Autos von morgen" erforderlichen Forschungs- und Demonstrationsvorhaben. . Die von der Kommission ergriffene Initiative dürfte eine Koordinierung der bisher noch vereinzelten und zersplitterten Aktionen ermöglichen, die im Bereich emissionsarmer oder -freier Fahrzeuge durchgeführt werden. Schwerpunkt der Arbeiten sind kritische technologische Aspekte, die der raschen Verwirklichung von Fahrzeugen dieses Typs noch entgegenstehen. Die Arbeiten erstrecken sich insbesondere auf - fortschrittliche Energiespeicherungs- und Antriebstechniken, insbesondere im Zusammenhang mit Batterien und Brennstoffzellen; - kritische flankierende Technologien (Elektronik, leichte Werkstoffe, Telematik, usw.);- die Integration dieser Technologien in emissionsfreie Fahrzeuge oder Hybridfahrzeuge in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Automobilbranche. 4. Eingeleitete Maßnahmen . Um sich ein besseres Bild zu machen von den Erfordernissen und Prioritäten, haben bereits in der Vorbereitungsphase informelle Kontakte mit den betroffenen Akteuren - Automobil- und Zulieferindustrie, einschließlich der KMU, Energieerzeugungs- und -verteilungsunternehmen, usw. - stattgefunden. . Derzeit laufen Verhandlungen mit Vertretern aller implizierten Sektoren, um gemeinsam den wissenschaftlichen und technologischen Inhalt eines Aktionsplans festzulegen. . Regelmäßig stattfindende Sitzungen werden den Beteiligten Gelegenheit bieten, den jeweiligen Stand der Forschungsarbeiten und die angestrebten Ergebnisse zu erörtern. 5. Zeitplan . Der vorläufige Aktionsplan der Task Force, der in Absprache mit allen maßgeblichen Akteuren erstellt wird, soll im Oktober vorgelegt werden. . Die Konsultation der europäischen Organisationen und Institutionen ist für Dezember 1995 vorgesehen, und der Aktionsplan soll im gleichen Monat anlaufen. Zuständiger Direktor: Ezio Andreta - GD XII - Wissenschaft, Forschung und Entwicklung (Fax: 32-2-296.68.82).