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Intergroup toleration: It’s Nature, Processes, and Consequences for Culturally Diverse Societies

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Toleranz: Gehört zu den Dingen, die wir niemals ablehnen sollten

Im Rahmen eines vom Europäischen Forschungsrat (ERC) finanzierten Forschungsprojekts werden die Bedeutung, die Bewertung und die weitreichenden Auswirkungen von Toleranz, einem allgemein anerkannten, aber schwer definierbaren Begriff, geklärt.

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Bei Toleranz handelt es sich heute um so etwas wie ein Modewort. Obwohl dieser Begriff auf nationaler, europäischer und organisatorischer Ebene weit verbreitet ist, um sich zu Vielfalt zu bekennen, bedarf er ebenso einer gewissen Interpretation. Als wesentlicher Grundgedanke einer liberalen Demokratie, positiver Beziehungen zwischen Gruppen und des alltäglichen Lebens ist Toleranz viel mehr als nur Dinge zu ertragen, die wir akzeptieren. Maykel Verkuyten, Professor für interdisziplinäre Sozialwissenschaften an der Universität Utrecht (Niederlande) und ehemaliger akademischer Direktor des Europäischen Forschungszentrums für Migration und ethnische Beziehungen, ist der Meinung, dass es vielmehr darum geht, Dinge zu ertragen, mit denen wir nur schwer umgehen können.

Angesichts von Meinungsverschiedenheiten Ausdauer beweisen

Das ERC-finanzierte Projekt InTo, an dem Verkuyten federführend beteiligt war, ergründete die Idee der Toleranz zwischen Gruppen und analysierte die Bedeutung, die Definition und die Erfassung von Toleranz sowie die Auswirkungen der Forschung auf umfassendere Debatten über kulturelle Vielfalt. Die wachsende Polarisierung in der Gesellschaft und die Notwendigkeit von Toleranz zur Verhinderung von gewaltbereitem Extremismus, Diskriminierung, Repression und Unterdrückung waren die wichtigsten Beweggründe für die Durchführung dieser Untersuchung. Verkuyten äußert dazu: „Toleranz ist einer dieser Aspekte, die wir nicht ‚nicht wollen‘ können, auch wenn wir erkennen, dass sie nicht das Allheilmittel zur Lösung aller offenen Fragen rund um Vielfalt darstellen.“ Auf die Frage nach der Begriffsbestimmung von Toleranz zwischen Gruppen bemerkte er, dass sie Ausdauer und Nachsicht in Bezug auf Meinungsverschiedenheiten, Missbilligung oder Abneigung beinhaltet. Toleranz erfordert Selbstbeherrschung und ein positives Verhalten. „Eine tolerantere Person ist eher bereit, ein Verhalten hinzunehmen, das sie ablehnt“, bemerkt er und nennt Beispiele aus dem Alltagsleben für Toleranz zwischen Gruppen in Europa. Dazu gehören Diskussionen über das Tragen von Kopftüchern durch muslimische Frauen, der Bau von Minaretten in mehreren Hauptstädten in der Europäischen Union und öffentliche Demonstrationen rechtsextremer Gruppen.

Was wird als tolerierbar angesehen?

Im Rahmen des Projekts wurde Toleranz auf zweierlei Weise erfasst: als allgemeines persönliches Unterscheidungsmerkmal und als Akzeptanz bestimmter Praktiken von Minderheiten, obwohl man diese selbst ablehnt. Verkuyten betonte, wie wichtig es ist, Normen und zulässige Abweichungen von dem, was als tolerierbar gilt, festzulegen. „Erfolgreiche politische Maßnahmen und Interventionen zugunsten einer größeren Toleranz müssen Normen setzen und die Bereitschaft und Fähigkeit fördern, Meinungsverschiedenheiten zu besprechen und Gruppenunterschiede zu ertragen“, sagt er. In Anbetracht der Herausforderungen bei der Erfassung von Toleranz sei es notwendig, sie von Vorurteilen und allgemeinen negativen Gefühlen gegenüber Personengruppen zu unterscheiden. Diese Herausforderungen wurden durch Pilotversuche und fortschrittliche statistische Verfahren angegangen. Zu den Auswirkungen seiner Forschung auf die übergeordnete Debatte über kulturelle Vielfalt erläuterte Verkuyten, dass Toleranz eine Zwischenposition zwischen vollständiger Ablehnung und uneingeschränkter Akzeptanz sei. „Natürlich sollten Menschen andere nicht ablehnen oder diskriminieren, aber man sollte auch nicht von ihnen erwarten, dass sie alle Unterschiede annehmen und ihnen positiv gegenüberstehen“, führt er aus. Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, Grenzen für das, was akzeptiert werden kann und sollte, festzulegen, wie es der Begriff „Nulltoleranz“ beschreibt. Eine weitere wichtige Erkenntnis besteht darin, dass Maßnahmen und Initiativen zur Förderung der Toleranz in den Gemeinschaftskundeunterricht, die Bewusstseinsbildung für demokratische Bürgerschaft und die Menschenrechtserziehung aufgenommen werden sollten. Das Projekt InTo führte zu mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen und der Monographie „The Social Psychology of Tolerance“ (Die Sozialpsychologie der Toleranz), die bei Routledge (2023) erschienen ist. Generell geben die Ergebnisse Aufschluss über die Herausforderungen bei der Bewertung und Förderung von Toleranz sowie über die Bedeutung der Festlegung von Normen und Grenzen. Verantwortliche der Politik und Lehrkräfte können diese Forschungsergebnisse nutzen, um Initiativen und Strategien zur Förderung von Toleranz und positiven Beziehungen zwischen Gruppen zu erarbeiten.

Schlüsselbegriffe

InTo, Toleranz, Vielfalt, Toleranz zwischen Gruppen, Gesellschaft, Diskriminierung, Minderheit, Sozialpsychologie

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