CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Building Resilience through Education

Article Category

Article available in the following languages:

Ein Austausch von landwirtschaftlichem Wissen, von dem Äthiopien und Europa profitieren

Zwischen dem landwirtschaftlichen Wissen in Europa und Äthiopien bestehen Unterschiede, die durch das dort jeweils herrschende milde bzw. tropische Klima bedingt sind. Das Projekt BRTE förderte einen diesbezüglichen Austausch von Fachwissen und konnte so auf der Grundlage von Bildung und Forschung neue transformative Chancen schaffen.

Gesellschaft icon Gesellschaft

In Wolaita, Äthiopien, waren geringe oder unbeständige Niederschläge in einem Rhythmus von mehr oder weniger fünf Jahren in der Vergangenheit die Regel. Doch laut Pat Gibbons vom University College Dublin hat sich dieser Zeitraum inzwischen auf alle zwei bis drei Jahre verkürzt. Die Schwierigkeiten der Regierung, angemessene Unterstützung zu leisten, haben unterdessen zu sozialen und politischen Unruhen geführt. „Die Fähigkeit der Gemeinden, immer neue Schläge und Belastungen abzufedern, ist erschöpft. Um zu überleben, müssen diese ländlichen Gemeinden ihre Lebensgrundlage mittel- bis langfristig grundlegend umgestalten“, so Gibbons, der das EU-finanzierte Projekt BRTE koordinierte. BRTE ist eine langfristige Initiative, die von einem Satz von Nelson Mandela inspiriert wurde: „Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern.“ Da die kommerzielle Landwirtschaft für die Sicherung der künftigen Lebensgrundlage von Wolaita eine zentrale Rolle spielt, arbeitete das Projekt darauf hin, die Universität Wolaita Sodo durch das Bildungsministerium des Landes zur Fachhochschule für Landwirtschaft zu ernennen bzw. umzuwidmen. „Der Zugang zu hochwertigen Bildungs- und Forschungsmöglichkeiten, die die sozioökonomische Zukunft der Region prägen können, sollte die Lebensmittelsicherheit verbessern und Erzeugnisse wie Obst und Gemüse sichern, durch die neue Arbeitsplätze entstehen“, ergänzt Gibbons. Das im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen finanzierte Projekt hat nicht nur die Herausforderungen bewältigt, die sich durch die COVID-19-Pandemie und den Bürgerkrieg in Äthiopien stellten, sondern konnte seither bereits 15 fachlich begutachtete Arbeiten veröffentlichen.

Gegenseitiger Nutzen

BRTE wurde gemeinsam von den Projektpartnern, drei Bildungseinrichtungen und einer Wohltätigkeitsorganisation ausgestaltet und geleitet. Der Ansatz von BRTE bestand nicht in „karitativer Hilfe“, sondern in einer vielmehr gegenseitig förderlichen Beziehung. „Traditionelle Formen der Hilfeleistung – so begrüßt und teils auch lebensrettend sie sind – haben sich oft als reaktiv und kurzlebig erwiesen. Ländliche Haushalte behelfen sich zunehmend, indem sie ihr Hab und Gut verkaufen und auf der Suche nach anderweitigen Möglichkeiten zur Bestreitung des Lebensunterhalts in Ballungsräume ziehen. Die städtischen Elendsviertel wachsen dadurch zunehmend weiter und verschärfen damit die Lage in bereits fragilen Staaten. Was wir brauchen, ist eine nachhaltige Lösung in lokalen Händen“, erklärt Gibbons. BRTE priorisierte daher die Fähigkeit der äthiopischen Wissenschaft, die Aspekte des europäischen Wissens, die im äthiopischen Kontext am relevantesten sind, für sich zu übernehmen und entsprechend anzupassen. Zugleich würdigte es, dass auch die europäischen Partner viel von ihren afrikanischen Partnern zu lernen hatten.

Grundlagen für den Bildungsaustausch schaffen

Das Projekt fiel zeitlich mit der Einführung eines nationalen Modularisierungsprogramms in Äthiopien zusammen, das Möglichkeiten wie gemeinsame Doktortitel und berufserfahrungsbasierte Qualifikationen entwickelte. „Die WSU konnte europäisches Lernen zwar auf das bestehende nationale System anwenden, doch gemeinsame Initiativen setzten bestimmte Grundlagen, wie gegenseitig anerkannte Qualifikationen und gemeinsame Punktesysteme, voraus“, sagt Gibbons. „Wir standen zu Beginn insofern vor sehr ähnlichen Herausforderungen wie Erasmus in Europa in seinen Anfangsjahren.“ Um diesen Austausch im Bildungswesen zu erleichtern, entwickelte das Projekt eine Plattform, die verschiedene Module für wissenschaftliche Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen und auf verschiedenen akademischen Ebenen bereitstellte. Dazu zählten unter anderem Module zu Forschungsmethoden, zur Lokalisierung von Hilfsleistungen sowie zu geschlechtsbezogener Gewalt. Leitende Administratoren hatten außerdem die Möglichkeit, nationale, institutionelle, universitäre und schulische Systeme eingehend zu studieren, sodass sie auf dieser Grundlage Module für die tertiäre Bildung entwickeln, ratifizieren und ihre Bereitstellung koordinieren konnten.

Eine nachhaltige Zukunft für alle

Der Ansatz von BRTE deckt sich gut mit den politischen Maßnahmen und Strategien der EU zur Zusammenarbeit mit fragilen Staaten, um sie dabei zu unterstützen, ihre Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. „Angesichts der Auswirkungen von Klimawandel, weltweiter Migration und internen Konflikten, die das Nachrichtengeschehen beherrschen, führt der einzige Weg zum Aufbau einer nachhaltigen Zukunft für uns alle darüber, bestehende Ungleichheiten anzugehen“, bemerkt Gibbons. Laut einer Umfrage zum Projektende beabsichtigten 75 Prozent der beteiligten Fachleute aus der Mobilitätswissenschaft, den Kontakt zu ihren Fachkolleginnen und -kollegen an den Partnereinrichtungen nach dem Projekt weiter zu halten. Ein wissenschaftliches Team wird die WSU besuchen, um bei der Entwicklung eines neuen „Universitätsbauernhof“ Unterstützung zu leisten. Dieser wird als Beispiel für die landwirtschaftliche Kommerzialisierung in Wolaita dienen und den Startschuss für das Nachfolgeprojekt BRTE II darstellen. Es ist außerdem ein Buch zur Erfahrung von BRTE in Planung, das andere Einrichtungen zur Nachahmung anregen soll.

Schlüsselbegriffe

BRTE, Äthiopien, Landwirtschaft, Agrarwirtschaft, Entwicklung, prekäre Lage, fragiler Staat, ländliche Gemeinden, Landbevölkerung, ländliche Kommunen, Lebensgrundlage, Bildung, Klimawandel, Migration

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich