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Alchemy in the Making: From ancient Babylonia via Graeco-Roman Egypt into the Byzantine, Syriac and Arabic traditions (1500 BCE - 1000 AD)

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EU-finanziertes Projekt rekonstruiert die Anfänge der Geschichte der antiken Alchemie

Mithilfe der Verknüpfung von Textuntersuchungen und Rekonstruktionen alter Alchemieverfahren werden im Rahmen von AlchemEast die Wurzeln der experimentellen Wissenschaft neu entdeckt.

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Die antike Alchemie wird manchmal abwertend als „Pseudowissenschaft“ bezeichnet und als eine Reihe törichter Versuche beschrieben, unedle Metalle in Gold zu verwandeln. Die Untersuchung der Wurzeln antiker alchemistischer Theorien und Praktiken ist jedoch von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der frühesten Versuche der Menschheit, die stoffliche Welt zu manipulieren. Ausgehend von dieser Zielsetzung wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts AlchemEast die antike Alchemie erforscht, wobei der Schwerpunkt auf den zweieinhalb Jahrtausenden lag, die ihren üblicherweise mittelalterlichen Ursprüngen vorausgingen und die bisher nur oberflächlich erforscht worden waren. Das Team des von der Universität Bologna koordinierten Projekts untersuchte die babylonische Protochemie, die griechisch-ägyptische und die byzantinische Alchemie sowie deren Rezeption durch altsyrische und arabische Gelehrte. Dazu wurden im Zuge von AlchemEast Keilschrifttafeln und eine umfangreiche Sammlung griechischer, altsyrischer und arabischer Schriften analysiert, um nachzuvollziehen, wie die Eigenschaften von Stoffen erforscht, klassifiziert und zur Herstellung künstlicher Materialien genutzt wurden. „Die Untersuchung der antiken Alchemie veranschaulicht, wie Wissenschaft und Technologie in unterschiedlichen historischen und politischen Kontexten mit Religionen, kulturellen Werten sowie persönlichen und sozialen Überzeugungen interagierten“, erklärt Matteo Martelli, Hauptkoordinator von AlchemEast.

Die Grundlagen der antiken Alchemie

Die breit angelegte Forschung von AlchemEast offenbart eine neue Sichtweise auf die antike Alchemie als dynamische und vielseitige Kunst der Umwandlung von Materie unter Verwendung einer Reihe von Färbetechniken. Die alten Alchemistinnen und Alchemisten dokumentierten Praktiken und Verfahren und boten theoretische Erklärungen zu den Färbemethoden. Metalle, Quarz und Wolle waren die wichtigsten Stoffe, die sie erforschten. So versuchten sie beispielsweise, unedle Metalle wie Kupfer oder Zinn in Gold und Silber sowie Quarz in verschiedene Edelsteine zu verwandeln. Ihre Bemühungen konzentrierten sich auch auf die Herstellung trockener und flüssiger Färbestoffe. „Die Erfahrungen der antiken Alchemistinnen und Alchemisten in ihren Werkstätten prägten ihr Denken und leiteten ihr Verständnis für die Eigenschaften und das Verhalten natürlicher Stoffe, einschließlich Farbe, Beschaffenheit, Flüchtigkeit, Löslichkeit und der Fähigkeit, dauerhafte Farbveränderungen hervorzubringen“, erklärt Martelli. Die technische und handwerkliche Kultur der antiken Alchemie wurde in dieser Zeit neu aufgegriffen und umgestaltet, und die Fertigkeiten und das Fachwissen können mit denen der Metallverarbeitung, Goldschmiedekunst, Färberei und Pharmazie verglichen werden.

Rekonstruktion antiker Rezepte

Das multidisziplinäre Forschungsteam von AlchemEast verband die philologische Analyse mit der Rekonstruktion antiker Rezepte im Labor, um den Zusammenhang zwischen den Verfahren und der Art und Weise, wie sie niedergeschrieben wurden, besser nachzuvollziehen. Dazu verglich es verschiedene Versionen eines Rezepts. Durch diese Methode konnten die Fachleute aus Chemie und Wissenschaftsgeschichte mehr über die Materialkultur und das technische Wissen erfahren, während mithilfe der Philologie das Textverständnis und die Übersetzung perfektioniert wurden. Martelli nennt ein Rezept, das im Rahmen des Projekts besonders auffiel: Zinnober wurde in einem geschlossenen Gefäß mit Natronöl erhitzt, einem Stoff, der in den in der späteren Literatur dokumentierten Extraktionstechniken nie vorkam. „Diese Wahl von Natron, das im Wesentlichen aus Natriumkarbonat besteht, könnte durch seinen religiösen und kulturellen Wert beeinflusst worden sein. An griechisch-ägyptischen Tempelwänden finden sich Rezepte für Natronkugeln, die zur Reinigung metallischer Götterstatuen und zur Präparation von Mumien verwendet wurden. Unser Experiment hat jedoch bestätigt, dass Zinnober tatsächlich reduziert werden kann, wenn er mit in Essig oder Wasser gelöstem Natriumcarbonat erhitzt wird“, fügt er hinzu. Dieses Ergebnis ermöglichte es dem Team nicht nur, die Rolle des Natronöls als Reduktionsmittel zu verstehen, sondern verdeutlichte auch, wie kulturelle Überlegungen und technische Beobachtungen die alten alchemistischen Praktiken beeinflusst haben könnten.

Schlüsselbegriffe

AlchemEast, antike Alchemie, Wissenschaft, Technologie, Färbemethoden, Keilschrifttafeln

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