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Eco-hydrodynamics of cold water coral habitats across integrated spatial scales

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Studie über Tiefseekorallen führt zu Forderung nach besserem Schutz

Die Wechselwirkungen zwischen Tiefseekorallen und der Umwelt – und der Einfluss menschlicher Aktivitäten auf diese – sind von zentraler Bedeutung für den Erhalt und den Schutz dieser essentiellen Ökosysteme.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

In den letzten Jahrzehnten hat die Erforschung der Tiefsee die Existenz von Kaltwasserkorallenriffen in nährstoffreichen Gewässern vor den Küsten von fast 50 Ländern ans Licht gebracht. „Kaltwasserkorallenriffe – langsam wachsende Biokonstruktionen in der Tiefsee – sind wichtig für die Aufrechterhaltung einer hohen Artenvielfalt im Ozean, ähnlich wie bei tropischen Flachwasserriffen“, erklärt HABISS-Projektleiter Claudio Lo Iacono vom Institut für Meeresforschung des spanischen nationalen Forschungsrats. „Sie bieten auch Schutz für mehrere Fischarten von wirtschaftlicher Bedeutung. Leider sind diese Lebensräume jedoch durch menschliche Aktivitäten, insbesondere durch zerstörerische Fischereipraktiken, stark gefährdet.“

Wechselwirkungen zwischen Korallen und der Umwelt

Das durch die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen finanzierte Projekt HABISS sollte die Überwachung dieser Riffe verbessern, um sie langfristig zu schützen. Im Mittelpunkt standen drei Forschungsbereiche: die unberührten Riffe Cabliers im südwestlichen Mittelmeer, den unterseeischen Blanes-Canyon im nordwestlichen Mittelmeer und den unterseeischen Barkley-Canyon im nördlichen Pazifik. „Ich wollte die Wechselwirkungen zwischen den Korallen und ihrer Umgebung besser verstehen“, sagt Lo Iacono. „Die nahezu unberührten Cabliers-Riffe zum Beispiel sind wichtig für den Meeresschutz.“ Lo Iacono wollte auch untersuchen, ob und wie Ökosysteme der Kaltwasserkorallenriffe mit vom Menschen verursachten Störungen (z. B. Schleppnetzfischerei im Blanes-Canyon) und natürlichen Störungen (z. B. sauerstoffarmen hypoxischen Gewässern im Barkley-Canyon) zurechtkommen und ihren Gesundheitszustand erhalten können. Dabei wurden regionale ozeanografische Daten sowie In-situ-Beobachtungen von hochmodernen Meeresbodenobservatorien integriert. Über diesen multidisziplinären Ansatz konnte das Projektteam interaktive Prozesse zwischen den Riffen und der Umgebung untersuchen.

Verstärkter Schutz und Einschränkung menschlicher Aktivitäten

Durch das Projekt konnte das Wissen über den ökologischen Charakter und die physische Umgebung des am besten erhaltenen Kaltwasserkorallenriffs im Mittelmeer, der Cabliers-Riffe, erweitert werden. Lo Iacono hofft, dass dies den Schutz des Gebietes durch eingeschränkte menschliche Aktivitäten und eine engere Zusammenarbeit zwischen Algerien, Marokko und Spanien verstärken wird. Ziel ist die Einrichtung eines Gebiets mit Fangbeschränkungen der Vereinten Nationen zu formalisieren und die Cabliers-Kaltwasserkorallenriffe ab 2024 dauerhaft vor Fischerei zu schützen. Das Projektteam entwickelte auch neue konzeptionelle Modelle, um zu erklären, wie die Komplexität des Meeresbodens und die umgebende Umwelt zusammenwirken. Wenn beispielsweise interne Flutwellen gegen die Canyonwände brechen, werden durch die entstehenden Turbulenzen nährstoffreiche Sedimente aufgewirbelt. Diese sind für die Ernährung der Korallen unerlässlich. Es wurden neue Erkenntnisse über die Rolle interner Gezeitenwellen bei der Aufrechterhaltung von Korallengemeinschaften gewonnen und darüber, wie sich Populationen in Kaltwasserkorallenriffen sauerstoffarmen Umgebungen anpassen. Anhand dieser Erkenntnisse könnte die Verbreitung von Kaltwasserkorallenriffen in Zukunft besser modelliert werden.

Schutz der Meeresressourcen

Das Projekt HABISS hat einen wichtigen Beitrag zur Bewirtschaftung der natürlichen Tiefseeressourcen geleistet. „Wir verstehen jetzt besser, wie die Kaltwasserkorallenriffe mit extremen Umweltbedingungen wie Grundschleppnetzfischerei und Sauerstoffmangel zurechtkommen“, fügt Lo Iacono hinzu. Viele dieser Erkenntnisse werden in wissenschaftlichen Abhandlungen veröffentlicht. Die Ergebnisse werden auf internationalen Konferenzen und Treffen von Umweltschützenden vorgestellt. „Ein wichtiger Erfolg war unser Engagement mit politischen Verantwortlichen und technischen Sachverständigengruppen auf EU-Ebene“, sagt Lo Iacono. „Diese Gruppen prüfen derzeit Maßnahmen für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der lebenden Meeresressourcen in den Tiefsee-Ökosystemen des Mittelmeers.“

Schlüsselbegriffe

HABISS, Korallen, Ökosystem, Erhaltung, Schutz, biologische Vielfalt, Meer, Schleppnetzfischerei, Mittelmeer

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