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Environmental Spaces and the Feel-Good Factor: Relating Subjective Wellbeing to Biodiversity

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Wie die biologische Vielfalt zum Wohlbefinden der Menschen beiträgt

Ein bahnbrechendes Forschungsprojekt ging vielen Details auf den Grund, um herauszufinden, wie die biologische Vielfalt unsere Lebensqualität steigert.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Es ist weithin anerkannt, dass der Aufenthalt im Grünen unser Wohlbefinden beeinflussen und sowohl für die körperliche als auch die geistige Gesundheit förderlich sein kann. Die spezifische Rolle, die die Biodiversität – die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten – einnimmt, ist jedoch noch relativ unerforscht. Im Rahmen der bisherigen Forschung wurde in hohem Maße davon ausgegangen, dass Grün- oder Wasserflächen homogen sind und ähnliche Auswirkungen auf den Menschen haben, was die biologische Vielfalt jedoch nicht ausreichend berücksichtigt. Innerhalb des vom Europäischen Forschungsrat finanzierten Projekts RELATE entwickelte ein Forschungsteam unter der Leitung von Zoe Davies, Professorin für Biodiversitätserhalt an der Universität Kent, einen innovativen Ansatz zur Untersuchung der ökologischen und sozialen Zusammenhänge, die dem menschlichen Wohlbefinden zugrunde liegen. „Wir haben Ökologie, Humangeografie, Umweltwirtschaft und Umweltpsychologie zusammengebracht und integriert, um die Beziehungen zwischen Mensch und Natur zu erforschen, wobei der Hauptschwerpunkt auf der biologischen Vielfalt lag“, erklärt Davies.

Ab in den Wald

Im Zuge des Projekts RELATE wurden über 10 000 britische Bürgerinnen und Bürger befragt, um zu erkunden, welche Merkmale der biologischen Vielfalt sie besonders schätzen. Einbezogen wurden in der Forschung häufig unterrepräsentierte Gesellschaftsgruppen wie etwa ältere Menschen, ethnische Minderheiten und Menschen aus Haushalten mit niedrigem Einkommen. Das Team führte vier ehrgeizige Workshops durch, die sich über die vier Jahreszeiten im Vereinigten Königreich erstreckten. Dazu zählten auch Ausflüge in die Wälder, bei denen die Teilnehmenden durch die Natur streiften und über ihr Wohlbefinden in Bezug auf die Erfahrungen mit verschiedenen Lebensformen berichteten. „Wir gaben ihnen Sofortbildkameras und ließen sie in den Wäldern frei“, sagt Davies. Mithilfe einer Vielzahl weiterer Datenerhebungsformate, darunter Bilder, Gespräche und Fragebögen, erklärten die Menschen, was die verschiedenen Arten und ihre einzigartigen Verhaltensweisen, Formen, Geräusche, Farben, Texturen und Gerüche für sie bedeuten und was sie in ihnen für Gefühle auslösen.

Vielfältige und übertragbare Ergebnisse

Das Team fand heraus, dass mehrere „Schlüsselarten“ überproportional viele Eigenschaften aufweisen, die zu positiven Reaktionen in Bezug auf das Wohlbefinden führen. Die meisten davon waren Bäume wie etwa Weißbirken, Stieleichen und Rosskastanien. „Mir war vorher nicht klar, dass Bäume so wichtig sein würden, wie wir es schließlich feststellten“, fügt Davies hinzu. Die Ergebnisse zeigten gleichermaßen, dass die Menschen bereit sind, mehr für sensorische Erfahrungen mit der biologischen Vielfalt als für bestimmte ökologische Funktionen zu zahlen. „Dies gilt insbesondere für Menschen mit Geruchs-, Hör- oder Sehbehinderungen sowie für Menschen, die häufiger den Wald aufsuchen“, so Davies. Das Projekt betrachtete zudem die Einflüsse der Kultur auf die Beziehung der Menschen zur Natur, wobei auch Literatur, Filme, Spielcharaktere und Comic-Superheldinnen und -helden einbezogen wurden. Dies lässt ahnen, dass die biologische Vielfalt Teil des täglichen Lebens ist und dass die Kultur die Wahrnehmung der Menschen in Bezug auf die biologische Vielfalt um sie herum prägen kann.

BIO-WELL: neues Instrument misst Beziehungen zwischen Mensch und Natur

Auf der Grundlage der Ergebnisse des Workshops sowie unter Einbeziehung zusätzlicher Fokusgruppen, kognitiver Interviews und Fragebögen entwickelte das RELATE-Team BIO-WELL, eine neue psychometrische Skala, die auf einer Reihe von Fragen basiert, anhand von denen die Auswirkungen der biologischen Vielfalt auf das Wohlbefinden der Menschen zu quantifizieren sind. BIO-WELL kann von Fachleuten aus den Bereichen Raumplanung, öffentliche Gesundheit und Naturschutz bzw. allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden, um zu messen, wie gut naturbasierte Gesundheitsmaßnahmen oder Naturschutzbemühungen dem Wohlbefinden der Menschen sowie anderen Arten und weitergefassten Ökosystemen zugute kommen. BIO-WELL wurde bereits in 30 Sprachen übersetzt und wird bald Forschenden aus den Bereichen Gesundheit und Naturschutz in aller Welt helfen, die Beziehungen zwischen Mensch und Natur in ihren Ländern zu analysieren.

Schlüsselbegriffe

RELATE, biologische Vielfalt, menschliches Wohlbefinden, Wohlergehen, psychische Gesundheit, Mensch-Natur-Beziehungen, Wahrnehmungen, Schlüsselarten

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