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Die Schockresistenz globaler Wertschöpfungsketten

Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass globale Wertschöpfungsketten nicht nur anfällig für wirtschaftliche Schocks sind, sondern dass sie außerdem auf eine Weise aufgebaut sind, dass diese sich über verschiedene Länder hinweg ausbreiten.

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Mit der zunehmenden Globalisierung hat sich die Produktion und Herstellung von Gütern immer stärker auf sogenannte globale Wertschöpfungsketten verteilt. Diese globalen Wertschöpfungsketten schaffen Netzwerke aus Unternehmen in verschiedenen Ländern, die Teil desselben Produktionsprozesses sind. Obwohl der Handel innerhalb der globalen Wertschöpfungsketten inzwischen die Hälfte des Gesamtvolumens der auf den internationalen Märkten ausgetauschten Produkte ausmacht, ist bemerkenswert wenig darüber bekannt, wie sie strukturiert sind – ganz abgesehen von ihren Auswirkungen auf Volkswirtschaften und Gesellschaften. An dieser Stelle kommt das EU-finanzierte Projekt TRADENET ins Spiel. Unter Einsatz hochgradig disaggregierter Daten über den Handel zwischen Unternehmen in Verbindung mit Modellen endogener Handelsnetze werden projektintern sowohl die Struktur dieser Netze als auch ihre Auswirkungen auf die internationale Verbreitung von Schocks untersucht. „Ich behaupte, dass die mikroökonomische Struktur, die die globalen Wertschöpfungsketten umgibt, Auswirkungen auf ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Schocks hat“, sagt Isabelle Mejean, Professorin für Wirtschaftswissenschaften am Institut für politische Studien Paris (Sciences Po) und Forschungsleiterin des Projekts.

Schocks in Echtzeit erforschen

In den Wirtschaftswissenschaften wird ein Schock als ein unerwartetes oder unvorhersehbares Ereignis definiert, das ein Wirtschaftssystem entweder positiv oder negativ beeinflusst. Ein Beispiel dafür ist die COVID-19-Pandemie. „Ein bedauerliches Beispiel für die Übertragung von Schocks ist die massive Störung des Funktionierens globaler Wertschöpfungsketten als Nachwirkung der Pandemie“, fügt Mejean hinzu. Positiv ist, dass diese Störung als ein natürliches Experiment für das Projekt diente. „Ich konnte nachweisen, dass Unternehmen, die Vorleistungen aus China beziehen, bereits vor der weltweiten Ausbreitung von COVID aufgrund der frühen Abriegelung im Januar 2020 Umsatzeinbußen hinnehmen mussten“, erklärt Mejean. Mejean war außerdem in der Lage, die Widerstandsfähigkeit verschiedener Unternehmen gegenüber dieser Art von Schock zu überprüfen, was wichtige Einblicke in die innere Funktionsweise globaler Wertschöpfungsketten zuließ. „Während wir dazu neigen, Produktionsnetzwerke als starre Strukturen zu betrachten, ist die Fähigkeit eines Unternehmens, die Beschaffung in andere Länder zu verlagern, eine wichtige Dimension, die dazu beitragen kann, die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Schocks zu dämpfen“, sagt sie.

Schocks über Ländergrenzen hinweg aussenden

Auf der Grundlage dieser Forschungsarbeit konnten im Rahmen des vom Europäischen Forschungsrat (ERC) unterstützten Projekts einige wichtige Schlussfolgerungen gezogen werden. Eine dieser Schlussfolgerungen war, dass sich innerhalb eines Netzes aus globalen Wertschöpfungsketten jede Störung, die sich auf einen Knotenpunkt des Netzes auswirkt, entlang der Kette ausbreitet und alle an derselben Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen beeinträchtigt. „Die Art und Weise, wie diese internationalen Produktionsbeziehungen aufgebaut sind, lässt sie zu einem Kanal der Ausbreitung von Schocks über Länder hinweg werden – und genau das haben wir während und nach der Pandemie beobachtet“, merkt Mejean an.

Eine große Wirkung

Im Zuge des Projekts wurden bereits Veröffentlichungen in von Sachverständigen begutachteten Fachzeitschriften publiziert, darunter zwei in einigen der weltweit führenden Wirtschaftsjournale. Zudem wurde projektintern umfangreiche politikorientierte Arbeit durchgeführt, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde. Mejean selbst hat an 130 wissenschaftlichen und öffentlichen Veranstaltungen teilgenommen. Nach Abschluss des Projekts TRADENET geht Mejean nun den Ursachen des jüngsten Anstiegs der Inflation auf den Grund. „Ich hoffe, dass ich ein Projekt beim ERC einreichen kann, sobald diese neuen Forschungsideen besser strukturiert sind“, sagt sie abschließend.

Schlüsselbegriffe

TRADENET, globale Wertschöpfungsketten, wirtschaftlich, ökonomisch, Ketten, COVID-19-Pandemie, Globalisierung, Fertigung Produktion, Handel, Volkswirtschaften, Wirtschaft

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