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Disconnect2Reconnect? Understanding Well-Being in an Increasingly Digital Society

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Die Auswirkung von Auszeiten auf das digitale Wohlbefinden

Mit dem Schwerpunkt auf digitalen Ungleichheiten und sozialen Normen wird in Kurz- und Langzeitstudien erforscht, wie sich bewusste digitale Auszeiten auf das Wohlbefinden auswirken.

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Die Gesellschaft hat sich im Zeitalter der digitalen Medien verändert. Der ständige Zugang zum Internet hat beeinflusst, wie wir arbeiten, Kontakte knüpfen und uns informieren. Viele Menschen entscheiden sich für eine Pause von den digitalen Medien, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu schützen, aber es gibt nur wenige Studien über die Wirksamkeit einer bewussten Trennung von den digitalen Medien. Mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen wird im Rahmen des Projekts Disconnect2Reconnect untersucht, wie freiwillige Pausen das Wohlbefinden beeinflussen.

Digitales Wohlbefinden und sich verändernde Normen

Die digitalen Medien haben das menschliche Verhalten stark verändert. Sie bieten sowohl Chancen als auch Herausforderungen und können unsere geistige, physische und emotionale Gesundheit beeinträchtigen. Als Reaktion auf die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft hat sich der Begriff digitales Wohlbefinden entwickelt. Nachhaltige digitale Praktiken können Achtsamkeit, digitale Kompetenzen, die Fähigkeit zur Abschaltung und ein Bewusstsein für gesellschaftliche Normen in Bezug auf digitales Verhalten erfordern. Wegen der sich wandelnden digitalen Gesellschaft ändern sich auch die gesellschaftlichen Normen schnell. Die ständige Konnektivität bedingt, dass Menschen immer erreichbar sind, sei es, um auf einen Beitrag in den sozialen Medien, auf eine SMS aus dem Freundeskreis oder auf eine E-Mail von der Arbeit zu reagieren. In den vergangenen Jahren hat sich diese Norm geändert. Unternehmen, die früher von ihrem Personal erwartet haben, dass sie abends oder am Wochenende auf E-Mails antworten, raten jetzt möglicherweise von diesem Verhalten ab. Die raschen Veränderungen in der digitalen Gesellschaft lenken die Aufmerksamkeit ebenso auf die digitale Ungleichheit. In der Vergangenheit bedeutete digitale Ungleichheit, keinen Zugang zu Geräten oder zum Internet zu erhalten. Jetzt spiegelt sie auch die Vorteile für Menschen wider, die das Privileg haben, die Verbindung zu unterbrechen, wenn sie es wollen. Für einige Menschen ist es nach wie vor eine Notwendigkeit, ständig erreichbar zu sein.

Probenahme für mobile Erfahrungen

Im Rahmen des Projekts wurden zwei Studien durchgeführt, um besser zu nachzuvollziehen, wie sich der bewusste Verzicht auf digitale Medien auf das Wohlbefinden auswirkt. Da Effekte flüchtig sein können, wurden in der ersten Studie mobile Geräte mit der Erfahrungsstichprobe zur Datenerhebung eingesetzt. Im Laufe einer Woche füllten 105 teilnehmende Personen jeden Tag sechs Fragebögen aus, was einen umfangreichen Datensatz von 4 028 Antworten ergab. Die Analyse der Daten verdeutlichte, dass die Antworten sehr unterschiedlich ausfielen, aber im Durchschnitt wirkte sich eine Pause von den digitalen Medien nicht auf das momentane Gefühl oder das Gefühl der sozialen Verbundenheit aus. Eine kontextbezogene Analyse bot zusätzliche Einblicke. Der Stipendiat der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen Hao Nguyen bemerkt: „Unsere Ergebnisse deuten an, dass es sich kurzfristig positiv auf das Wohlbefinden auswirkt, wenn Menschen eine Pause von den digitalen Medien einlegen, während sie mit anderen zusammen sind (im Vergleich zum Alleinsein).“

Panelerhebung in drei Wellen

In der zweiten Studie wurde der langfristige Zusammenhang zwischen der Nutzung digitaler Medien, dem Verbindungsverlust und dem Wohlbefinden analysiert. Studienintern wurden innerhalb eines Jahres dreimal Daten erhoben, wobei die einzelnen Erhebungen im Abstand von sechs Monaten stattfanden. In der ersten Welle wurden 1 509 Antworten erhoben, in der zweiten 1 088 und in der dritten 820 ausgefüllte Umfragen. In dieser Studie wurde beleuchtet, wie Menschen auf sich schnell entwickelnde und gegensätzliche gesellschaftliche Normen reagieren. Nguyen kommentiert: „Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die normative Wahrnehmung der digitalen Erreichbarkeit immer noch dominanter ist als die der digitalen Abschaltung, d. h. die Menschen fühlen sich mehr unter Druck gesetzt, digital erreichbar zu sein, als sich von den digitalen Medien abzuwenden.“ Weitere Analysen werden Aufschluss darüber geben, wie die absichtliche Abkopplung das Wohlbefinden über längere Zeiträume hinweg beeinflusst und welche Rolle digitale Kompetenzen dabei spielen. Das Projekt bietet konkrete Ansatzpunkte, um das digitale Wohlbefinden zu fördern. Die Erkenntnisse aus den Studien fließen in EU-Initiativen wie den Referenzrahmen für digitale Kompetenzen ein. Disconnect2Reconnect hilft uns dabei, die Auswirkungen der digitalen Medien auf Einzelpersonen und die Gesellschaft zu verstehen, während sich diese weiter entwickeln.

Schlüsselbegriffe

Disconnect2Reconnect, digitales Wohlbefinden, digitale Ungleichheiten, digitale Auszeit, mobile Erfahrungsstichprobe, Panelerhebung in drei Wellen, Referenzrahmen für digitale Kompetenzen

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