Plattform virtueller Realität hilft Amputierten beim Erlernen der Nutzung von Prothesen
Für Armamputierte kann der Rehabilitationsweg komplex, langwierig und fragmentiert sein. Dies führt häufig zu einer suboptimalen Nutzung der Prothese oder in einigen Fällen dazu, dass die Person die Prothese ganz aufgibt. „Eines der Haupthindernisse für eine erfolgreiche Rehabilitation ist die mangelnde Schulung in der Nutzung der neuen Prothese“, erklärt Edward Bosma, Chief Technology Officer bei The Simulation Crew (Website auf Niederländisch). Das Unternehmen hat mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts OneHAND eine innovative Plattform virtueller Realität entwickelt, die Amputierten helfen soll, die Nutzung ihrer Handprothese zu lernen. „Unsere Hilfsmittel zielen darauf ab, einen effizienteren und motivierenderen Verlauf für die Betroffenen zu schaffen, was zu einer besseren Nutzung der Prothese und zu einer verbesserten Lebensqualität für Armamputierte Menschen führt“, so Bosma, der das Projekt koordinierte.
Als italienische Baristas lernen, eine Prothese zu benutzen
Die Plattform virtueller Realität bietet ein Spiel, bei dem die Betroffenen eine virtuelle Prothese mithilfe von Elektromyographie-Signalen steuern. In dem Spiel schlüpft die spielende Person in die Rolle einer oder eines Barista in einem italienischen Café. „Diese angenehme Umgebung, die fesselnde Spielmechanik und die immersive Natur virtueller Realität sorgen für eine hoch motivierende Lernerfahrung“, sagt Bosma. Durch das Tragen einer mit Sensoren ausgestatteten Armbinde ahmt das Spiel die Steuerung einer echten Prothese nach und fordert die Benutzenden auf, Aufgaben wie das Greifen und Tragen von Gegenständen und das Drücken von Tasten zu erledigen. Neben dem Spiel selbst bietet die Plattform auch Tools, mit denen die therapeutischen Fachkräfte die Betroffenen anleiten und ihre Leistungen analysieren können.
Bewährte Verfahren für die Rehabilitation der oberen Gliedmaßen
Die Realisierbarkeit und Durchführbarkeit der Trainingsplattform wurde durch Tests in verschiedenen Verhaltensumgebungen mit Prothesentragenden, therapeutischen Fachkräften und Teilnehmenden ohne Behinderung bestätigt. „Wir sind sehr stolz auf die Benutzungsfreundlichkeit, Attraktivität und Effektivität des Spiels, wie die Rückmeldungen aller Testgruppen zeigen“, so Bosma. Neben der Plattform selbst wurde im Rahmen des Projekts auch eine umfassende Literaturrecherche über die Rehabilitation mit Prothesen der oberen Gliedmaßen durchgeführt, wobei der Schwerpunkt auf den Schlüsselfaktoren zur Verbesserung der Ergebnisse lag. Auf der Grundlage dieser Arbeit entwickelten die Forschenden Standardisierungsleitlinien, die bewährte Verfahren für die Rehabilitation der oberen Gliedmaßen, häufig gestellte Fragen, Übungslisten und relevante Ressourcen enthalten. „In Kombination mit den Standardisierungsrichtlinien hat das Trainingsspiel mit virtueller Realität das Potenzial, den Rehabilitationsprozess und das Training für die Nutzung von Prothesen zu revolutionieren“, sagt Bosma.
Ein neuer Standard in der Versorgung Betroffener
The Simulation Crew arbeitet nun daran, die Lösung auf den Markt zu bringen, zunächst als Trainingsprodukt und, nach entsprechender Zertifizierung, als Medizinprodukt. Kürzlich wurde eine strategische Partnerschaft mit einem in der Rehabilitation tätigen Wiederverkäufer geschlossen, der dabei helfen wird, die OneHAND-Plattform auf den internationalen Markt zu bringen. Das Unternehmen arbeitet auch an der Organisation von Pilotprojekten in Kliniken und Bildungseinrichtungen. „Ich bin zuversichtlich, dass das Projekt OneHAND nicht nur die Tür für den Einsatz virtueller Realität im Prothesentraining öffnen, sondern auch zukünftige technologische Fortschritte in der Rehabilitation beeinflussen wird – und damit letztlich einen neuen Standard in der Versorgung Betroffener setzt“, schließt Bosma.
Schlüsselbegriffe
OneHAND, virtuelle Realität, Amputierte, Prothese, Rehabilitation, Versorgung Betroffener