Videotechnologien für betreutes Wohnen mit Privatsphäre als Priorität
Mit videobasierten Technologien kann das aktive und betreute Wohnen (AAL, active and assisted living) unterstützt werden, indem Stürze erkannt, tägliche Aktivitäten überwacht und wertvolle Erkenntnisse für die Pflege eingeholt werden. Ihre Verwendung in privaten Räumen wirft jedoch ernsthafte Bedenken hinsichtlich Privatsphäre, Autonomie und Würde auf. „Viele Menschen fühlen sich unwohl bei dem Gedanken, ständig beobachtet zu werden“, erklärt der Projektkoordinator von visuAAL(öffnet in neuem Fenster), Francisco Florez-Revuelta von der Universität Alicante(öffnet in neuem Fenster) in Spanien. „Diese Angst vor Überwachung hat zu einer geringen Akzeptanz geführt, sodass viele Innovationen nicht auf den Markt kommen.“
Angemessener Einsatz videobasierter Technologien
Unterstützt über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen(öffnet in neuem Fenster) sollte im Projekt die Kluft zwischen Benutzeranforderungen und der angemessenen, sicheren Nutzung videobasierter Technologien für AAL überwunden werden. Der Schwerpunkt lag auf der unterstützenden Betreuung älterer Menschen für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden sowie auf der Vertiefung des Bewusstseins und des Verständnisses für ethische, rechtliche und gesellschaftliche Fragen im Zusammenhang mit videobasierten Systemen. Im Mittelpunkt des Projekts stand ein Ausbildungsnetz von 17 Nachwuchsforschenden. Dieses Netz ist die Herausforderungen des videobasierten AAL aus mehreren Perspektiven angegangen. Einige Forschende konzentrierten sich auf die Entwicklung von Videoverarbeitungsmethoden mit Schutz der Privatsphäre, während andere die Einhaltung von Datenschutzgesetzen untersuchten oder die Akzeptanz der Nutzenden und ethische Bedenken aufarbeiteten. „Alle haben aktiv Wissen und Methoden mit anderen geteilt“, sagt Florez-Revuelta. „Durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit konnten technische Lösungen mit rechtlichen Anforderungen, ethischen Grundsätzen und realen Nutzeranliegen in Einklang gebracht werden.“
Lösungen für eingebauten Datenschutz und den Datenschutz im Kontext
Die Forschung bestätigte, dass Privatsphäre eine große Sorge älterer Menschen ist. „Die Nutzenden sind eher bereit, Kameras in gemeinsam genutzten oder weniger intimen Bereichen zu akzeptieren, sträuben sich aber stark gegen deren Einsatz in privaten Räumen wie Badezimmern oder Schlafzimmern“, fügt Florez-Revuelta hinzu. „Um diese Bedenken zu zerstreuen, wurden im Rahmen des Projekts Lösungen für eingebauten Datenschutz und Datenschutz im Kontext entwickelt, z. B. das Unscharfmachen oder Ausblenden von Funktionen je nachdem, wer beobachtet, welche Aktivität überwacht wird und wo die Überwachung stattfindet.“ Das visuAAL-Team hat herausgefunden, dass die Menschen transparenten Systemen eher vertrauen. Die Forschenden analysierten auch die Gesetzgebung, die Rechtsprechung und die Technologien zum Schutz der Privatsphäre und boten Empfehlungen(öffnet in neuem Fenster) zur Aktualisierung von Rechtsmodellen und als Grundlage für die internationale Politik. Im Rahmen des Projekts wurde auch die Entwicklung eines kontextbezogenen Ansatzes zum Schutz der Privatsphäre vorangetrieben, bei dem der Schutz der Privatsphäre bei videobasierten AAL-Technologien an die jeweilige Überwachungssituation anpasst wird, und eine Reihe videobasierter AAL-Anwendungen getestet.
Fortgesetzte Zusammenarbeit mit Industrie und Gesundheitsdienstleistern
Mit den Ergebnissen wurde das Wissen dazu vertieft, wie videobasierte Technologien für AAL eingesetzt werden können, ohne die Rechte, Würde und Präferenzen älterer Menschen einzuschränken. Das Projektteam hat gezeigt, dass die Akzeptanz dieser Technologien nicht nur von der technischen Leistung abhängt, sondern auch davon, wie gut diese Bedenken berücksichtigt werden. „Die Ergebnisse können direkt in die Entwicklung von AAL-Systemen einfließen, die sicherer und respektvoller sind und eher angenommen werden“, erklärt Florez-Revuelta. „Sie dienen bei der Entwicklung, Regulierung und Pflege auch als Leitlinien, wie Innovationen mit Nutzeranforderungen und rechtlichen Pflichten in Einklang gebracht werden können.“ Zu den nächsten Schritten gehören die Optimierung und der Ausbau datenschutzgerechter videobasierter Technologien für den praktischen Einsatz. Die Anpassung von Lösungen an unterschiedliche kulturelle und individuelle Gegebenheiten und ihre Erprobung in langfristigen, realen Pflegeumgebungen werden für ihre breitere Akzeptanz entscheidend sein. „Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Industrie, Gesundheitsdienstleistern, politischen Verantwortlichen und Nutzergemeinschaften wird helfen, diese Innovationen von der Forschung in die Praxis umzusetzen“, schließt Florez-Revuelta. „Gleichzeitig wird durch Investitionen in Ausbildung und interdisziplinäre Forschung sichergestellt, dass bei künftigen Entwicklungen weiterhin sowohl die Wirksamkeit als auch die Achtung der Rechte und der Würde der Nutzenden im Vordergrund stehen.“