Feature Stories - Forscher schaffen ein gemeinsames Telekommunikations-Testlabor für einen ganzen Kontinenten
Letztes Jahr wurden erstmalig mehr Smartphones als PCs verkauft und seit der Veröffentlichung des iPad im April 2010 werden immer mehr tragbare Tablet-Computer zum Zugriff auf das Internet verwendet. Sowohl Smartphones als auch Tablets nutzen normalerweise eine Mischung aus WiFi und 3G-Netzwerken für Voice-Chats, Textnachrichten, Video-Chats und Internetzugang. Diese Trends deuten darauf hin, dass Kommunikation und auch der Internetzugang immer mehr mithilfe mobiler Geräte, die ständig mit dem Internet verbunden sind, als mit Desktop-Computern und Laptops stattfindet bzw. hergestellt wird. Dieses Zugangsmodell wird sowohl neue Notwendigkeiten als auch Möglichkeiten schaffen, wodurch neue mobile Produkte und Dienste hervorgebracht werden, die schnelle und strenge Prüfungen notwendig machen. Dies bietet das EU-finanzierte Projekt PII, "Pan-European laboratory infrastructure implementation" (Einführung einer europaweiten Laborinfrastruktur). Das Hauptziel der PII war es, relevante innovative Cluster in Europa zu einer Vereinigung von Prüfeinrichtungen im Bereich Telekommunikation zusammenzubringen. Die Grundlage hierfür war ein früheres europäisches Projekt, das sich zum ersten Mal mit der Idee eines "europaweiten Labors" bzw. eines Panlabs für IKT-Prüfungen beschäftigte. Groß angelegte Prüfeinrichtungen wie PIIs ermöglichen es, Hardware und Software in echten Telekommunikationssituationen, aber abseits der öffentlichen Netzwerke, auf Herz und Nieren zu prüfen. Diese Testumgebungen dienen als "Sandkasten", in dem Forscher Dienste einrichten und deren Funktionstüchtigkeit in einem echten Netzwerk testen können, ohne die mit einem "Live-Test" verbundenen Risiken einzugehen. Auch wenn es in Europa zahlreiche dieser Labors gibt, waren sie vor dem PII-Projekt fragmentiert und selbst die Arbeit in den größten Labors war nur eingeschränkt möglich. Großflächige Prüfeinrichtungen für einen ganzen Kontinenten konnten nicht zur Verfügung gestellt werden. Das Problem der Fragmentierung umkehren "Der Ausgangspunkt war, die Fragmentierung der Testumgebungen und -infrastrukturen in Europa umzukehren", erklärt Anastasius Gavras, Koordinator des PII-Projekts. Das PII-Team entwickelte hierfür Mechanismen und Tools zum Beschreiben, Speichern, Ausfindigmachen und Organisieren von Prüfdiensten. Im Rahmen des Projekts wurden außerdem Tools zur Erleichterung der Arbeit der Forscher entwickelt, sodass sie automatisch auf Testumgebungen über mehrere administrative Bereiche hinweg zugreifen konnten. Das Team entwickelte darüber hinaus neue Mechanismen, die zukünftig die Kombination und Aufnahme mehrerer funktionierender Testmethoden ermöglichen. Dadurch können Forscher Testumgebungen besser definieren. Dies stellt einen großen Vorteil dar, da Ingenieure im Bereich Telekommunikation so Prototypen für Produkte und Dienste ohne Rücksicht auf das verwendete Netzwerk herstellen können. Einer der wichtigsten Erfolge des Projekts war die Definition und Einführung eines gemeinsamen abstrakten Kontrollrahmens, der den Zusammenschluss verschiedener Testumgebungen ermöglicht. Im Rahmen des PII-Projekts wurden Qualitätssicherungsprozesse und -tools ausgearbeitet, die den Benutzern der Testplattform bzw. -anlage versichern, dass ihre Ergebnisse zuverlässig und gut sind. Das Team betrachtete außerdem die langfristige Nachhaltigkeit der Vereinigung. "Wir haben alle unsere Ziele erreicht und neben den vielen Initiativen, die wir durchgeführt und abgeschlossen haben, handelt es sich bei der Hauptinitiative um eine Reihe an Tools, die im Zusammenschluss als Teagle bezeichnet werden", erklärt Herr Gavras. Teagle bietet eine Reihe zentraler Dienste für Anbieter und Nutzer von Testumgebungen. Es ermöglicht die einheitliche Beschreibung von Testumgebungsressourcen sowie deren Erfassung, Verwaltung und Lieferung, auch über eine Reihe verschiedener Labors und Technologien hinweg. "Es können verschiedene Ressourcentypen wie physische und virtuelle Maschinen, Geräte, Software und auch abstrakte Konzepte und Dienste behandelt werden", so Herr Gavras. "Alle derzeitigen Prototypen für Teagle und die Vereinigung wurden im Rahmen des Panlab/PII-Projekts entwickelt und als Open-Source veröffentlicht." Schnelleres und kostengünstigeres Testen Die Ergebnisse des PII-Projekts ermöglichen es Unternehmen, IKT-Dienste und -Produkte unter realistischeren Bedingungen und in einem größeren Rahmen zu testen. Das Projekt wird darüber hinaus verschiedene Auswirkungen auf Innovationen im Bereich Telekommunikation im Allgemeinen haben, da es die Durchführung interessanter Experimente schneller und günstiger macht. Die Auswirkungen des PII-Projekts werden voraussichtlich rasch sichtbar werden, da viele der Partner in ihren eigenen Unternehmen und Organisationen die Arbeit bereits weiter führen. Einige der Partner entwickeln Business-Pläne, um die Grundlagen zu schaffen bzw. richten "Panlab"-Büros ein, um die Geschäftsmöglichkeiten voll auszunutzen. Mr. Gavras verrät: "Wir planen die Investition von finanziellen Mitteln und Humanressourcen, um so herauszufinden, ob das Konzept auf dem Markt finanziell realisierbar und eigenständig ist." Panlab verfolgt ein internetbasiertes Unternehmensmodell. Dies bedeutet, das Modell auf den Markt zu bringen, um zu prüfen, ob es funktioniert, und die notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Wenn es dann nicht funktionieren sollte, "schlägt es schnell, aber günstig fehl", so Hr. Gavras. Wenn es jedoch funktioniert, "wächst es schnell und weitet sich auf andere Sektoren aus". Im Business-Plan ist eine enge Zusammenarbeit zwischen einer Reihe von PII-Projektpartnern, die Testumgebungen besitzen und betreiben, vorgesehen. "Diese Testumgebungen bilden den Kern des Panlab-Angebots", merkt Hr. Gavras an. "In Zukunft sollen weitere Eigentümer von Testumgebungen aufgenommen werden." Dies ist nicht das einzige Konzept zur Umsetzung der Ergebnisse des PII-Projekts. Akademiker und industrielle Forscher haben die Ergebnisse bereits aufgegriffen und entwickeln diese weiter. "Das Grundgerüst und die Tools können als allgemein betrachtet werden, d. h. sie können für allgemeine Service-Plattformen angeboten werden", merkt Herr Gavras an. Ein weiterer laufender Prozess ist die Gründung eines Unternehmens zur Vermittlung von Testumgebungsressourcen, einschließlich Garantieleistungen. Die Erfolge des PII-Projekts wurden durch die Verleihung eines Preises bei den Future Internet Awards letztes Jahr auch offiziell anerkannt. Die Forschungen sollen im Rahmen eines weiteren RP7-Projekts, OpenLab, fortgesetzt werden. Es wurde im September 2011 gestartet und vereint die entscheidenden Faktoren für eine offene, allgemeine und nachhaltige, groß angelegte Versuchsplattform. Diese gemeinsam genutzte Ressource baut auf der Arbeit des PII-Projekts auf und stellt eine Möglichkeit zur Entwicklung frühzeitiger und erfolgreicher Prototypen für zukünftige Forschung und Experimente im Internet dar. Die Unterstützung durch die EU für ein Nachfolgeprojekt stellt demnach eine Krönung der Leistung für das PII dar. Die Forschung des PII-Projekts wurde mit Mitteln in Höhe von 5,7 Millionen EUR (Gesamtbudget des Projekts: 8,38 Mio. EUR) im Rahmen des Unterprogramms "New paradigms and experimental facilities" (Neue Paradigmen und Versuchsanlagen) finanziert. Nützliche Links: - "Pan-European laboratory infrastructure implementation", Einführung einer europaweiten Laborinfrastruktur - Datensatz zum PII-Projekt auf CORDIS Weiterführende Artikel: - Panlab's Future Internet Award on European Future Internet Alliance, Panlab erhält den Future Internet Award für zukünftige europäische Zusammenarbeit im Bereich Internet - Projektausschreibung für Tefis - Testbed for future internet service - Internet der Zukunft könnte bis zu zehnmal schneller sein - Testbeds to breed next-generation systems, Testumgebungen bringen die Systeme der nächsten Generation hervor