Fortschritte zu den Ursachen von Herzkrankheiten
Als Therapie der Wahl bei Bluthochdruck wird in das Renin-Angiotensin-System (RAS) eingegriffen, um die nachteilige Stimulation des Angiotensin-Typ-1-Rezeptors (AT1R) zu reduzieren. Frühere Ergebnisse des Projekts hatten viele unerwünschte AT1R-Effekte auf eine erhöhte Aktivität des Typ-2-Rezeptors (AT2R) zurückgeführt. Mit der Entdeckung des AT2-Rezeptoragonisten Compound 21, der den AT2-Rezeptor stimuliert, kann nun untersucht werden, wie die Aktivität des Rezeptors stimuliert wird, auch wenn dieser selbst nicht an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt ist. Das Projekt Come-In-Care (Compound 21 and melatonin in cardiovascular remodeling) untersuchte die Effekte von Melatonin in Verbindung mit Compound 21. Melatonin, ein Pinealhormon und Antioxidant, kann nachweislich Fibrose entgegenwirken und ist daher ein idealer Kandidat, um in Kombination mit einem RAS-Modulator getestet zu werden. Ratten, bei denen chemisch Bluthochdruck induziert wurde, wurden fünf Wochen lang mit Compound 21, Melatonin und einer Kombination aus beiden behandelt. Mit verschiedenen hochmodernen Verfahren wurden Risikofaktoren und Herzfunktion untersucht.Mittels Echokardiographie und Katheterisierung wurden die linksventrikuläre Funktion und der wichtige Risikofaktor Pulswellengeschwindigkeit (pulse wave velocity, PWV) untersucht. Hydroxyprolinkonzentration und histomorphologische Methoden lieferten Aufschluss über Fibrosen. An relevanten genomischen Indikatoren, die mittels RNA-Expression ermittelt wurden, wurde eine PCR-Analyse durchgeführt (PCR: Polymerase-Kettenreaktion). Überwacht wurde zudem der Stickstoffgehalt (NO) als wichtiger Indikator für die Initiierung und Progression von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Melatonin beeinflusste die systolische und diastolische linksventrikuläre Funktion positiv. Compound 21 verhinderte den Anstieg der PWV. Antientzündliche und antifibrotische Effekte wurden bei beiden Substanzen, sowohl bei Compound 21 als auch bei Melatonin, beobachtet. Trotzdem ergab sich keine signifikante Reduzierung des Blutdrucks oder eine Modulation der Stickstoffmonoxid-Produktion. Die Projektergebnisse könnten die Entwicklung pharmazeutischer Produkte vorantreiben und damit kardiovaskuläre Risiken deutlich senken. Insbesondere profitieren davon Patienten, bei denen Fibrosen oder entzündliche Mechanismen, die nicht durch Bluthochdruck bedingt sind, behandelt werden müssen.