Skip to main content
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Article Category

Inhalt archiviert am 2024-04-23

Article available in the following languages:

Feature Stories - Zypern: von Sonne und Tourismus zu Wissenschaft und Technik

Zypern ist bekannt als Geburtsort der Göttin Aphrodite sowie für Sonnenschein und Tourismus. Heute macht das Land außerdem große wissenschaftliche Fortschritte im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).

Digitale Wirtschaft icon Digitale Wirtschaft

Laut des Innovationsanzeigers der Europäischen Kommission ist Zypern im Bereich der Innovation ein Mitläufer (Innovation Follower), der mit seiner Innovationsleistung neben Ländern wie Frankreich und dem Vereinigten Königreich auf dem Niveau des Durchschnitts der EU-27 steht. Keine schlechte Entwicklung für ein Land mit weniger als einer Million Einwohnern, das 2004 der Europäischen Union beigetreten ist und sein erstes wirkliches Forschungssystem erst nach der Gründung der Universität von Zypern im Jahr 1992 entwickelt hat. "Zypern hat erhebliche Fortschritte beim Aufbau eines Forschungssystems und bei der Schaffung einer Vision für seine Entwicklung hin zu einer wissensbasierten Wirtschaft gemacht, nicht zuletzt durch sein Engagement bei der öffentlichen Finanzierung von FuE", heißt es in einem EU-Gutachten aus dem Jahr 2009 vom Europäischen Forschungsraum (ERA). Durch den Zugang zu EU-Finanzierung und grenzüberschreitenden Projekten, mit deren Hilfe zypriotische Forscher bahnbrechende Arbeiten in so unterschiedlichen Bereichen wie Gesundheitswesen, Sensortechnologie und Umwelt durchführen konnte, hatte der EU-Beitritt zweifellos einen großen Einfluss auf die Wissenschaft in Zypern. Das Projekt Join-MED (1) ist ein klares Beispiel für eine EU-geförderte grenzüberschreitende Initiative mit großen Vorteilen für die Forscher in den teilnehmenden Ländern. Das auf Zypern beheimatete Research & Consultancy Institute (RCI) nahm an dem Projekt teil, mit dem ein nachhaltiges IKT-Forschungsnetzwerk in Europa und Mittelmeer-Partnerländern (MPL) in Nordafrika und im Mittleren Osten etabliert werden sollte. Unterstützt durch ein Onlineverzeichnis und eine Reihe von Netzwerkveranstaltungen sollen in diesem Forschungsbereich Kooperationen zwischen Ländern nördlich und südlich des Mittelmeers verstärkt werden, um dauerhafte Verbindungen zu schaffen, die weit über das formale Ende des Projekts letztes Jahr Bestand haben. Auch zu Hause wurde der Fortschritt der zyprischen wissenschaftlichen Gemeinschaft weitgehend gewürdigt, nicht zuletzt durch Dimitris Christofias, Präsident der Republik Zypern: "In einem modernen und internationalen Umfeld voller Herausforderungen ist das kleine Zypern, auch als Mitglied der großen Familie der europäischen Staaten, gefordert, Schritt zu halten und seine ehrgeizigen Ziele im Bereich von Forschung und Innovation zu verfolgen und zu erreichen. Der Aufbau und Betrieb von Universitäten, sowohl öffentliche als auch private, und von Forschungszentren in Zypern haben zur Entwicklung von Forschungsaktivitäten beigetragen, was zur Schaffung bahnbrechender Forschungen mit innovativen Inhalten führt." "Wichtige wissenschaftliche Leistungen zyprischer Wissenschaftler werden oft hoch geschätzt, in internationalen Zeitschriften mit hohem Ansehen veröffentlicht und erhalten von der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft große Anerkennung", stellte der Präsident fest. Gesundheit durch Technologie Eine solche Errungenschaft machte im letzten Jahr Schlagzeilen. In einer in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlichten Studie berichteten zypriotische Forscher, dass sie einen einfachen Bluttest für Frauen entwickelt haben, mit dem sich das Risiko für Down-Syndrom bei deren Babys vorhersagen lässt, wodurch riskante, invasive Verfahren vermieden werden könnten. Philippos Patsalis, medizinischer Direktor des zypriotischen Instituts für Neurologie und Genetik und Leiter der Studie, sagte, die Technik könnte innerhalb von zwei Jahren und nach größeren Tests dieses innovativen Verfahrens zu Veränderungen in der klinischen Praxis führen. Ein weiteres zypriotisches Forscherteam von AAI Scientific Cultural Services arbeitet an Diagnose- und Monitoring-Tools für eine andere schlimme Erkrankung, die weltweit mehr als 50 Millionen Menschen betrifft: Epilepsie. Die Krankheit mit ihren schweren wiederkehrenden Krampfanfällen führt zu einer Vielzahl von motorischen, kognitiven, affektiven und vegetativen Symptomen sowie zu damit verbundenen Veränderungen in der elektrischen Aktivität in Gehirn, Herz, Muskeln und Haut. Mithilfe modernster Technologien zur Überwachung und Übermittlung dieser Veränderungen an die Ärzte entwickeln die Forscher des Projekts ARMOR (2) ein System für die exakte und kontinuierliche Echtzeitmessung multi-parametrischer Daten aus Gehirn und Körper. Dieses wird dem medizinischen Zustand des Patienten und der normalen Umgebung angepasst und soll die aktuellen Diagnosetechniken wesentlich verbessern. "Mit dem Projekt wird eine jahrzehntelange Forschungsarbeit unter Einsatz einiger der modernsten bildgebenden Geräte in Deutschland und Japan sowie die laufenden Arbeiten an der UoP und in Zypern gekrönt", bemerken Prof. Andreas Ioannides, der den zyprischen Beitrag leitet, und George Kostopoulos von der Universität Patras (UoP), einem weiteren ARMOR-Partner, beim Kick-off Meeting im vergangenen Jahr. Forscher der Universität von Zypern beteiligen sich in Sachen IKT und Biomedizin an dem Projekt GRANATUM (3). Die Initiative umfasst acht Partner aus fünf EU-Ländern und soll die Informations- und Wissenskluft sowie den Abstand bei Kooperationen zwischen biomedizinischen Forschern, die an Techniken der Chemoprävention für verschiedene Formen von Krebs arbeiten, überbrücken. Das Projekt soll dazu beitragen, dass biomedizinische Forscher einen einheitlichen und integrierten Zugang zu den weltweit verfügbaren Informationen und Datenressourcen haben, mit denen komplexe Experimente zur Krebs-Chemoprävention und Studien mit großen Datenmengen durchgeführt werden können. Darüber hinaus wird durch soziale Netzwerke und semantische Informationsanalysen die Zusammenarbeit erleichtert. Das Fachwissen und die Erfahrungen der Universität von Zypern zu Infrastrukturen für medizinische Daten kommen dem Projekt Linked2Safety (4) zugute, mit dem die Sicherheit von Patienten verbessert werden soll, indem Gesundheitsdienstleister und Pharmaunternehmen einen effizienten und einheitlichen Zugang zu medizinischen Informationen aus elektronischen Patientenakten (EPA) in ganz Europa erhalten. Durch eine solche Verwendung von EPA-Daten - natürlich werden diese zum Schutz der Privatsphäre der Patienten anonymisiert - könnten Angehörige der Gesundheitsberufe ein viel besseres Verständnis der Risiken durch Nebenwirkungen von Medikamenten oder Therapien bei jedem einzelnen Patienten gewinnen, indem vergangene Fälle und Vorkommnisse analysiert werden. Die Anwendung von IKT im Gesundheitswesen ist zweifellos einer der zypriotischen Stärken in der Forschung, aber bei weitem nicht die einzige. Darüber hinaus stehen Umweltschutztechnologie, erneuerbare Energien und Energieeffizienz im Mittelpunkt mehrerer laufender Forschungsinitiativen im Land. Mit dem Ziel, verschiedene Produkte für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Sonnenenergie in Gebäuden zu entwickeln, koordiniert das zypriotische Unternehmen CNE Technology beispielsweise das Projekt ENERGY WARDEN (5). Mithilfe eines innovativen Simulations- und Modellierungs-Tools werden Architekten, Bauunternehmer und Ingenieure beim Entwurf und bei der Nachrüstung von Gebäuden mit maximaler Energieeffizienz unterstützt. Dabei kommt ein intelligentes Steuersystem zum Einsatz, das die erneuerbaren Energiequellen je nach prognostizierter Wetterlage optimal reguliert. Darüber hinaus entwickelt das Team von ENERGY WARDEN Werkzeuge, um die Gebäudeleistung von Gebäuden zu überwachen und sie mit europäischen und nationalen Normen zur Energieeffizienz zu vergleichen und um Berechnungen für den Emissionshandel zu unterstützen. Die Ergebnisse sollen in mehreren Pilotversuchen in ganz Europa getestet werden. Im Verkehrsbereich beteiligt sich CTL Cyprus Transport Logistics Limited an einem anderen umweltfreundlichen Projekt: REDUCTION (6). Die Initiative zielt darauf ab, die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch durch eine Reihe innovativer Technologien zu verringern, die Unternehmen und öffentliche Verkehrsanbieter helfen sollen, multimodale Flotten zu managen. Das REDUCTION-System sammelt historische und Echtzeit-Daten über Fahrverhalten, Streckenführung und Emissionen. Diese Daten werden mithilfe modernster voraussagender Analysetechniken verarbeitet, sodass zum Beispiel die Dienstleistungen von Flotten verbessert werden können, indem ein effizienteres Fahren gefördert wird und umweltfreundliche Routen zur Reduzierung der Gesamtkilometerleistung umgesetzt werden. Auch in anderen Bereichen eröffnen zypriotische Forscher neue Wege. Im Rahmen des Projekts PHOSFOS (7) arbeitet die Technologische Universität Zyperns zum Beispiel an einer Reihe innovativer optischer Sensoren mit opto-elektronischen und elektronischen Schaltungen, die in flexible und dehnbare hautähnlichen Polymerfilme integriert werden. Die Technologie verspricht vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in so unterschiedlichen Bereichen wie Luft- und Raumfahrt, Robotik, Gesundheitswesen und in der Automobilindustrie. Weiterhin beteiligt sich das zypriotische Technologieunternehmen Sigint Solutions an COGEU (8). Mit diesem Projekt soll der Übergang vom analogen zum digitalen Fernsehen in Europa ausgenutzt werden, indem Technologien entwickelt werden, die die freigegebenen Rundfunkfrequenzen für neue Anwendungen wie Mobilfunk- und WiMax-Dienste verwenden. Bei so vielen innovativen Projekten, durchgeführt von zypriotischen Forscherteams, kann es nicht mehr lange dauern, bevor das Land sich von einem "Innovationsmitläufer" zu einem "Innovationsführer" entwickelt. --- Die in diesem Artikel beschriebenen Projekte wurden durch das Siebte Rahmenprogramm für Forschung (RP7) unterstützt. (1) Join-MED: Establishing the EU-Mediterranean ICT research network (2) ARMOR: Advanced multi-paRametric Monitoring and analysis for diagnosis and Optimal management of epilepsy and Related brain disorders (3) GRANATUM: A Social Collaborative Working Space Semantically Interlinking Biomedical Researchers, Knowledge And Data For The Design And Execution Of In-Silico Models And Experiments In Cancer Chemoprevention (4) Linked2Safety: A next-generation, secure linked data medical information space for semantically-interconnecting electronic health records and clinical trials systems advancing patients safety in clinical research (5) ENERGY WARDEN: Design and real time energy sourcing decisions in buildings (6) REDUCTION: Reducing Environmental Footprint based on Multi-Modal Fleet management System for Eco-Routing and Driver Behaviour Adaptation (7) PHOSFOS: Photonic Skins For Optical Sensing (8) COGEU: COgnitive radio systems for efficient sharing of TV white spaces in EUropean context Nützliche Links: - RP7 auf CORDIS - Join-MED auf CORDIS - ARMOR auf CORDIS - GRANATUM auf CORDIS - Linked2Safety auf CORDIS - ENERGY WARDEN auf CORDIS - REDUCTION auf CORDIS - PHOSFOS auf CORDIS - COGEU auf CORDIS