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Mapping Genes involved in Psychiatric Disorders by Admixture Linkage Disequilibrium in Chilean populations

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Indianervölker geben Aufschluss über ADHS

Anhand neuester Techniken zum Kopplungsungleichgewicht haben europäische finanzierte Forscher in Chile die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei indianischen Bevölkerungsgruppen untersucht.

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Psychiatrische Erkrankungen und Verhaltensstörungen sind komplexe Gebilde, bei denen sowohl umweltbedingte als auch genetische Faktoren das Erkrankungsrisiko beeinflussen. Trotz zahlreicher Studien konnten nur sehr wenige Fälle von Genvarianten mit psychiatrischen Phänotypen in Zusammenhang gebracht werden. Eine neue Technik mit dem Kürzel MALD (mapping by admixture linkage disequilibrium) könnte sich bei der Zuordnung komplexer genetischer Krankheiten als sehr wirksam erweisen. Für MALD bedarf es einer Reihe von Markern mit großen Allelfrequenzunterschieden und der Kenntnis der Beimischung in der Studienpopulation. Der Forschungsschwerpunkt des EU-finanzierten Projekts Mapbyadmixturechl lag auf ADHS in der indianischen und der vor kurzem gemischten chilenischen Bevölkerung. Die Projektforscher wollten außerdem die Instanzen der bevölkerungsspezifischen Selektion in den untersuchten Populationen identifizieren. Normalerweise gibt es ein Problem bei der Replikation von positiven Assoziationen in Studien. Daher befasste sich das Team mit der Frage, ob diese Abweichungen durch die Ausdehnung der genetischen Differenzierung in der Population erklärt werden könnten. Die Studienpopulation setzte sich aus Kindern aus dem Andenhochland (Aymara), von der Osterinsel (Rapanui) und aus der Mestizo-Gruppe aus Santiago de Chile (insgesamt fast 300 Kinder) sowie aus 600 Erwachsenen aus der Mestizo-Volksgruppe zusammen. Mithilfe der gekürzten Conners-Skala und durch Anwendung von DSM-IV-Kriterien für die Festlegung von Risikowerten für jedes einzelne Individuum wurden Daten in Bezug auf das ADHS-Risiko gesammelt. Es wurde eine Datenbank für die phänotypischen und soziokulturell relevanten Informationen eingerichtet. Die Projektwissenschaftler haben die Gruppe durch Kennzeichnung der Einzelnukleotid-Polymorphismen genotypisiert. Zwei wichtige Gene sind an der dopaminergenen ADHS beteiligt: DRD4, das für einen Rezeptor kodiert, und SLC6A3, das einen Dopamintransporter exprimiert. Besonders für DRD4 gibt es eine genetische Assoziation mit ADHS in der Rapanui-Bevölkerung. In der chilenischen Bevölkerung wurden Hinweise auf bevölkerungsspezifische Selektion gefunden und bei einem anderen ADHD-Allel zeigte sich eine additive Wirkung bei DRD4. Interessanterweise konnten geografische Unterschiede auf mangelnde Reproduzierbarkeit und genetische Differenzierung zwischen den Populationen bezogen werden. Nach dem bisherigen Erfolg des Projekts will sich das Team eingehender mit den genetischen Grundlagen von ADHS und anderen verwandten psychiatrischen Erkrankungen befassen, vor allem bei der Indianerbevölkerung. Aus sozialer Sicht sollten die Forschungen aus dem Projekt zu besseren schulischen Leistungen von einheimischen Kindern im Allgemeinen beitragen.

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