Toxizitätstests im Labor statt an Tieren
Für Substanzen, deren Herstellungsmengen 1000 Tonnen pro Jahr übersteigen, sind Toxizitätsanalysen vorgeschrieben. Derzeitige Analysen basieren auf Tierversuchen und sind außerdem recht kostspielig. Außerdem lässt sich aus Tierversuchen nicht immer genau beurteilen, welche Wirkung die Substanz auf den Menschen hat. Das EU-finanzierte Projekt NHR Devtox untersuchte, inwieweit sich nukleäre Hormonrezeptoren (NHR) für die Analyse toxischer Effekte auf die Embryonalentwicklung eignen, um Tierversuche zu reduzieren. NHR sind aktivierte Proteine, die an eine spezifische DNA-Sequenz binden und damit in manchen Fällen das Wachstum von Geschlechtsorganen stören. Da Signalwege für NHR zwischen Arten hochkonserviert sind, könnten sich die Auswirkungen von im Labor nachgewiesenen hormonähnlichen Substanzen auf NHR auch für Risikoanalysen am Menschen eignen. Entwickelt wurde ein Protokoll, um Effekte toxischer Umweltsubstanzen auf die Entwicklung männlicher Geschlechtsorgane zu untersuchen. Mit genomischen und proteomischen Methoden wurden relevante NHR identifiziert und Zelllinien mit NHR-Reportergenen generiert, an denen die Expression eines Gens abgelesen werden kann. Dies könnte idealer Marker dienen. Die Projektforscher empfahlen, künftige Forschungsrichtungen an den wichtigsten klinischen Effekten zu orientieren. Beispielsweise wurden hierfür Daten zu hormonell bedingten embryonalen Entwicklungsstörungen analysiert. Den Ergebnissen zufolge ist die NHR-Methode eine gute Basis für In-vitro-Assays, um toxizitätsbedingte Entwicklungsstörungen zu analysieren. Anhand der Projektprotokolle können nun neue Ansätze entwickelt werden, um toxikologische Effekte von ED genauer abschätzen zu können.