Excitotoxizität und Nervenzelltod
Die Reizüberflutung durch Neurotransmitter, wie Glutamat, verursacht Nervenschäden. Die Überaktivierung von Glutamatrezeptoren führt dazu, dass verstärkt Kalziumionen in die Zelle eintreten, was wiederum eine Reihe von Zerstörungsmechanismen der Zellstrukturen aktiviert. Die besondere Bedeutung von Excitotoxizität bei neuronaler Degeneration macht dieses Gebiet zu einem wichtigen Forschungsobjekt. Das RP6-Projekt "Stressprotect" konzentrierte sich auf einen besonders wichtigen Signalpfad, nämlich die c-Jun N-terminale Kinase (JNK), um neue Möglichkeiten bei der Verhütung neurologischer Krankheiten durch Excitotoxizität zu finden. Die Projektwissenschaftler untersuchten die Aktion von D-JNKI1. Hierbei handelt es sich um ein Peptid, das als wirksamer Inhibitor des Zelltods, hervorgerufen durch den JNK-Signalpfad, agiert. Es wurde eine vollständige Charakterisierung seiner Wechselwirkung als Arzneimittel und der Auswirkungen auf das Nervengewebe erarbeitet . Besonders positiv ist die Tatsache, dass D-JNKI1 selektiv wirkt – es wird von Neuronen aufgenommen, wo es benötigt wird. Darüber hinaus zeigte sich bei In-vitro- und In-vivo-Excitotoxizitätsmodellen, dass D-JNKI1 schützende und vorteilhafte Neuroprotektion bietet. Bei Ischämie (Verringerung der Blutzufuhr), Schlaganfall, Durchtrennung eines Neuraxons, Alzheimer und traumatischem Gehörverlust wurden Schäden vermieden. Wenn D-JNKI1 nach einer zerebralen Ischämie mit reinem Sauerstoff mehrere Stunden lang unter Druck angewendet wurde, konnte der Bereich des abgestorbenen Gewebes um bis zu 83 % reduziert werden. Nach einem Schlaganfall zeigten neurologische Fakten und Verhaltensweisen eine dauerhafte Verbesserung. Der Erfolg von Stressprotect spiegelt sich in der Veröffentlichung der Ergebnisse in fünf führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften wider. Die Federation of European Neuroscience Societies (FENS) präsentierte die Projektdaten und zeigte ihre Bedeutung bei der Behandlung von neuronalem Zelltod, der bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen im Mittelpunkt steht.