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Feature Stories - IKT in Frankreich: Verbindung in eine vernetzte Welt

Mit einem anspruchsvollen Verbrauchermarkt ist Frankreich eine computererfahrene, Technologie nachfragende Nation und es überrascht in keiner Weise, dass französische IKT- und FuE-Organisationen an nahezu allen IKT-Projekten des RP7 beteiligt sind.

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Lange vor dem World Wide Web hatte Frankreich schon den Minitel. In den 1980er Jahren konnten andere europäische Länder nur staunen, als die Franzosen "online" ihre Zugfahrscheine kaufen und ihr Bankkonto konsultieren konnten. Die Franzosen liebten ihn und er bereitete sie auf die begeisterte Annahme des World Wide Web, Mobiltelefonen und aller anderen technologischen Neuheiten vor, als diese auf den Markt kamen. Die jüngsten von der Europäischen Kommission für ihren Anzeiger zur Digitalen Agenda erfassten Zahlen zeigen, dass Frankreich in der EU bei der Festnetz-Breitbandverbreitung an dritter und bei den Wachstumsraten der Verbreitung an zweiter Stelle der Länderwertung liegt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung kauft regelmäßig online ein. Es ist ein Land, das sich der Fähigkeiten und des Komforts der IKT bewusst ist. Mit einem derart gesunden Verbrauchermarkt ist es nicht überraschend, wenn sich FuE-Organisationen bemühen, innovative Systeme und Services anzubieten, die den IKT-Markt beleben werden. Frankreich hat stets an EU-finanzierten Projekten und Initiativen und dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) teilgenommen. Über 150 der mindestens 1500 Projekte, die bisher im Rahmen des Themas IKT des RP7 finanziert wurden, werden von französischen Organisationen koordiniert. Französische Organisationen - angefangen bei staatlich finanzierten Forschungsorganisationen über große Unternehmen bis hin zu KMU - nehmen an knapp unter der Hälfte aller IKT-Projekte des RP7 teil. Diese hohe Beteiligung hilft Frankreich dabei, wichtige Kontakte für den Wissenstransfer zu knüpfen und Einblicke in externe IKT-Märkte zu erlangen. Von Medizin bis Mikroelektronik Es ist nicht verwunderlich, dass das aus öffentlichen Geldern finanzierte Centre national de la recherche scientifique (CNRS) stark am RP7 beteiligt ist. Es hat insgesamt acht IKT-Projekte koordiniert (von denen sieben derzeit noch laufen), bei denen die Themen von Medizin bis hin zur Mikroelektronik reichten. Das Projekt Thrombus (1) ist beispielsweise Teil der weitreichenden europäischen Initiative zur Schaffung eines "virtuellen physiologischen Menschen" (Virtual Physiological Human, VPH). Hierbei geht es darum, die riesigen Datenmengen der Pharmaunternehmen, Medizingerätehersteller und Krankenkassen mit leistungsstarken IKT-Instrumenten und -Technologien zu verknüpfen, um komplexe biochemische und physiologische Prozesse des Menschen zu modellieren. Die Computermodelle werden dann die Krankenkassen dabei unterstützen, die Reaktion der Patienten auf medizinische Behandlungen vorherzusagen. Thrombus wird ein biologisches Modell der spontanen oder Stentthrombose bei intrakraniellen Aneurysmen entwickeln und testen. Anhand des Modells können die Ärzte dann die Wahrscheinlichkeit von Stentthrombosen bei ihren Patienten einschätzen und geeignete Stents evidenzbasiert und nicht mehr intuitiv auswählen. Das CNRS ist auch an mehreren Projekten beteiligt, die die Wettbewerbsposition Europas bei Design und Herstellung von Mikro- und Nanoelektronik stärkt. E-LIFT (2) testet gegenwärtig eine neue Methode in der Pilotphase, die auf der gleichen Technologie basiert wie Tintenstrahldrucker, mit der eine Vielzahl von Materialien mit einer räumlichen Auflösung von nur wenigen Mikrometern aufgetragen werden kann. An dem Projekt sind Experten auf den Gebieten der Laserphysik, Chemie und Mikroelektronik - sowohl Universitäten als auch Unternehmen aus der Industrie - beteiligt, die gemeinsam herausfinden wollen, wie dieses neuartige Herstellungsverfahren von ihren aktuellen Anwendungen im Labormaßstab zu einem effizienten Industrieprozess ausgebaut werden kann. Neue Herstellungsverfahren sind notwendig, wenn Frankreichs Mikroelektronikindustrie weiterhin wettbewerbsfähig bleiben will. Die Teilnahme am RP7 hilft der Industrie des Landes beim Aufbau neuer Kompetenzen und der Kontaktaufnahme mit Partnern in anderen Teilen der EU. Das Projekt ATMOL (3) arbeitet beispielsweise daran, in Europa eine kritische Masse für einen vielversprechenden und hochspezialisierten Ansatz bei Herstellungsverfahren in der Größenordnung von Atomen zu schaffen. Mit Hilfe atomarer Manipulation könnten spezielle Moleküle "hergestellt" werden, die wie elektronische Bauteile, wie z. B. Logikgatter, funktionieren. Die Projektpartner von ATMOL sind dabei, die Genauigkeit der Methoden zu verbessern, wie z. B. Atom-für-Atom-Manipulation, Oberflächenchemie und die einzigartige "Ultra-Hochvakuum"-Transferdrucktechnologie (UHV). Der UHV-Druck erfordert eine Reihe äußerst spezialisierter Geräte; weltweit gibt es nur drei derartige Systeme und diese befinden sich in den Laboratorien der Mitglieder des ATMOL-Konsortiums. Falls es ATMOL gelingt, elektronische Logikgatter im Maßstab einzelner Moleküle zu bauen, wäre das ein wichtiger Schritt hin zur Entwicklung noch kleinerer, noch leistungsstärkerer elektronischer Geräte. Die Finanzierung von ATMOL erfolgt im Rahmen der Haushaltslinie "Neue und künftige Technologien" des IKT-Programms im RP7, einer Haushaltslinie, die genau auf diese Arten revolutionärer Technologien abzielt. Der Schwerpunkt des CNRS auf mehr Grundlagenforschung wird perfekt durch die Beteiligung des Institut national de recherche en informatique et en automatique (INRIA), das ein weiteres wesentliches Portfolio der IKT-Projekte des RP7 mit einem Betrag von etwa 34 Mio. EUR verwaltet und daran beteiligt ist. Diese Einrichtung hat neun IKT-Projekte des RP7 organisiert und an vielen weiteren teilgenommen. Sie verfügt über besondere Erfahrungen bei Infrastruktur- und IT-Architekturfragen, wie z. B. der Gestaltung der Rückkopplung für mobile vernetzte Systeme (Feednetback (4)) und der Entwicklung offener Recheninfrastrukturen (z. B. Contrail (5)). Lust auf 3D? Angesichts der begeisterten Nutzung vernetzter Medien ist es nicht überraschend, dass viele französische Unternehmen eine große Anzahl von Projektpartnern bei Projekten beisteuern, in denen die nächste Generation vernetzter Medien, Virtual-Reality-Anwendungen und 3D-Grafik entwickelt werden. So waren beispielsweise France Telecom und das französische Unternehmen Technicolor R&D an 3D4YOU (6) beteiligt, einem Projekt, das sich mit sämtlichen Aspekten des 3D-Fernsehens befasste, u. a. auch mit der Definition eines 3D-Ausgabeformats und Richtlinien für ein Verfahren zur Erstellung von 3D-Inhalten. Die Partner von 3D4YOU trugen zu Fortschritten bei 3D-Aufnahmeverfahren und Methoden zur Umwandlung aufgenommener Inhalte in Formate, die für die Ausstrahlung geeignet sind, bei. Die Arbeit des Projekts leistet einen wichtigen Beitrag zur Leistungsfähigkeit von Rundfunkanstalten und Produzenten, die 3D-Fernsehen anbieten. 3D-Fernsehen ist nur ein Bereich, in dem französische Beteiligte ihre kreative Ader aber auch ihren technischen Spürsinn unter Beweis stellen. Das Land ist stark in vielen Projekten vertreten, die sich mit der Produktion und dem Angebot visueller Inhalte über Netzwerke befassen. Das Projekt Reverie (7) will z. B. die Art und Weise ändern, wie wir mit anderen interagieren. Warum Zeit vor dem Fernseher verbringen oder sich auf Facebook informieren, wenn man selbst in eine online 3D-Umgebung eintauchen könnte, in der man sich in Echtzeit mit Freunden austauschen und gemeinsame Erfahrungen miteinander teilen kann, ohne das Haus zu verlassen? Reverie hofft, neue Möglichkeiten zu entwickeln, wie sich Nutzer treffen, Kontakt aufnehmen und Erfahrungen austauschen können, und zwar mit den bereits zu Hause vorhandenen Geräten, wie z. B. 3D-Fernsehen und Microsoft 3D Kinect, sowie einer Reihe von Tools zur Erstellung von Inhalten, die für die neue Plattform entwickelt wurden. Das Projekt wird sich auf die Integration modernster Technolog in Verbindung mit 3D-Datenerfassung und -verarbeitung, Tonverarbeitung, autonome Avatare, Vernetzung, Echtzeit-Rendering und physische Interaktion und emotionales Engagement in virtuellen Welten konzentrieren. Die französische Teilnahme an Venturi (8) hilft dem Projekt bei der Entwicklung von geschickten Strategien, um den Benutzern auch "Augmented Reality" zur Verfügung zu stellen. ST Microelectronics, INRIA und das französische Gemeinschaftsunternehmen ST Ericsson arbeiten mit anderen Partnern daran, die Kontexterfassung mobiler Technologien zu verbessern, z. B. die Unterscheidung zwischen zu Hause und unterwegs; Benutzertyp und Tätigkeitsumfang; laute städtische vs. ruhige ländliche Umgebungen; Smart Object oder sonstige Anwendernähe. Anhand dieser Informationen können die Geräte die Nutzer geeignete Daten und Erfahrungen liefern, wenn Zugang zu relevanten Informationen Teil ihrer Realität wird. Die Bedeutung der Kontexterfassung ist ebenfalls ein wichtiger Schwerpunkt von Concerto (9), in dem die Partner daran arbeiten, Ärzten und Sanitätern 3D-Bilder und Gesundheitsinformationen über drahtlose und mobile Netzwerke bereitzustellen. Das Projekt wird veranschaulichen, wie hochwertige Bilder, Videos und andere relevante Informationen zusammengefasst, angepasst und in einem für das Gerät und den Standort des Nutzers geeigneten Format bereitgestellt werden können. Das Projekt wird sich auf adaptive Kompressionsalgorithmen für medizinische Bilder konzentrieren; mit einer praktisch verzögerungsfreien Anpassung wird dann die unterschiedliche Bandbreitenverfügbarkeit ausgeglichen. Das Projekt wird adaptive Lösungen entwickeln, die auch den spezifischen Kontext der Bereitstellung berücksichtigen, wie z. B. patientenspezifische Daten und Statusinformationen. Größe macht den Unterschied Obwohl nationale Forschungsorganisationen die Landschaft prägen, agieren französische Universitäten eher als Spieler denn als Führer; nur 12 IKT-Projekte des RP7 werden von Universitäten koordiniert. Große Unternehmen (u. a. France Telecom, Mitglieder der Thales Gruppe, Technicolor und Alcatel) scheinen sich stärker an IKT-Projekten des RP7 zu beteiligen als Universitäten. Diese großen Akteure auf dem Gebiet der Netzwerkinfrastruktur und Telekommunikation erhöhen die Leistungsfähigkeit in verschiedenen wichtigen Interessensbereichen der EU, insbesondere "Internet der Zukunft " und "Vernetzte Plattform für elektronische Medien" (Networked electronic media, NEM). Französische Projektteilnehmer haben in diesen Bereichen weit mehr Finanzmittel erhalten als der EU-Durchschnitt. Die Thales Gruppe koordiniert beispielsweise mehr als 25 IKT-Projekte des RP7 und ist an über 100 Projekten insgesamt beteiligt, hauptsächlich in den Bereichen Mikroelektronik und Telekommunikation. Das Projekt Optimix (10) widmet sich dem Problem des Video-Streaming, das selbst heute noch für die meisten Nutzer, insbesondere auf mobilen Geräten, langsam, ruckartig und unzuverlässig ist. Die Forscher von Optimix haben neue Möglichkeiten zur Verbesserung des Video-Streamings entwickelt. Tests haben gezeigt, dass deutliche Verbesserungen bei der Videoqualität erzielt werden konnten, sodass in vielen Fällen die Betrachter sogar nicht zwischen dem Video-Stream und der ursprünglichen Videoquelle unterscheiden konnten. "Jeder Nutzer wird von nahtlosen Erfahrungen mit Multimediaanwendungen und -dienstleistungen profitieren können. Vollständigkeit und Unversehrtheit der übertragenen Medien sollten überall und jederzeit bewahrt werden", erklärt Roberta Fracchia vom Projekt Optimix, Programmmanagerin bei Thales Communications and Security in Frankreich. "Miteinander verbundene Verbraucher werden außerdem erwarten, die Inhalte unter Freunden frei und unkompliziert zwischen den Geräten übertragen und austauschen zu können. Sie werden fordern, dass die Inhalte auf jedem beliebigen Gerät angesteuert und in einem zukunftssicheren Format wiedergegeben werden können - und zwar ganz unabhängig davon, welches Gerät zur Aufnahme, Speicherung oder Bearbeitung der Inhalte verwendet wurde." Zu den weiteren Thales-Projekten gehören Nanopack (11), eine recht verschiedenes Projekt für die Entwicklung einer Reihe von Fetten, Klebstoffen, Polymerfasern und Kohlenstoffnanoröhren, um Wärme von elektronischen Bauteilen abzuleiten und kleinere und leistungsstärkere Geräte zu bauen. France Telecom ist ein weiterer wichtiger Akteur im RP7. Das Telekommunikationsunternehmen koordinierte bzw. beteiligte sich an mehr als 50 Projekten, und zwar normalerweise auf den Gebieten der Vernetzung und des Internets der Zukunft. Beachtenswert ist auch, dass das Unternehmen im Flaggschiffprojekt FI-WARE (12) eine wichtige Rolle spielte, in dem es darum ging eine Kernplattformarchitektur für das Internet der Zukunft zu vereinbaren und zu fördern. France Telecom brachte außerdem seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Internet- und Netzwerksicherheit im Rahmen von Projekten, wie Wombat (13), ein. Dieses Projekt entwickelte und testete ein System für die Erfassung sicherheitsbezogener Daten in einer Infrastruktur. Diese Daten werden dann angereichert (z. B. durch Berücksichtigung des Kontexts der Daten und nicht nur der Rohdaten) und analysiert, um die Sicherheitsbedrohung in Echtzeit zu bewerten. Angesichts derart fortschrittlicher, in Entwicklung befindlicher Anwendungen ist es nicht verwunderlich, dass der französische Minitel-Service schließlich im Juni 2012 eingestellt wurde, da er durch das Internet und das World Wide Web überflüssig geworden war. Dank seiner starken Beteiligung an IKT-Projekten des RP7 ist Frankreich jedoch optimal auf eine führende Rolle in der IKT-Entwicklung für die Zukunft vorbereitet. Die in diesem Artikel vorgestellten Projekte wurden vom Programm zur Unterstützung der IKT-Politik des Programms für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) oder dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) für Forschung unterstützt. (1) Thrombus: "A quantitative model of thrombosis in intracranial aneurysms." (2) E-LIFT: "Laser printing of organic/inorganic material for the fabrication of electronic devices." (3) ATMOL: "Atomic scale and single-molecule logic gate technologies." (4) Feednetback: "Feedback design for wireless networked systems." (5) Contrail: "Open computing infrastructures for elastic services." (6) 3D4YOU: "Content generation and delivery for 3D television." (7) Reverie: "Real and virtual engagement in realistic immersive environments." (8) Venturi: "Immersive enhancement of user-world interactions." (9) Concerto: "Content and context aware delivery for interactivemicro-multimedia healthcare applications." (10) Optimix: "Optimisation of multimedia over wireless Ip links via X-layer design." (11) Nanopack: "Nano-packaging technology for interconnect and heat dissipation." (12) FI-WARE: "Future Internet core platform." (13) Wombat: "Worldwide observatory of malicious behaviours and attack threats." Links zu den Projekten auf CORDIS: - FP7 auf CORDIS - Thrombus auf CORDIS - Virtual Physiological Human - E-LIFT auf CORDIS - ATMOL auf CORDIS - Feednetback auf CORDIS - Contrail auf CORDIS - Optimix auf CORDIS - Nanopack auf CORDIS - FI-WARE auf CORDIS - Wombat auf CORDIS - 3D4YOU auf CORDIS - Reverie auf CORDIS - Venturi auf CORDIS - Concerto auf CORDIS Links zu ähnlichen Nachrichten und / oder Artikeln: - https://cordis.europa.eu/article/id/7967-istc-completes-third-year-of-activities/de (CORDIS Feature: "Video-Streaming 2.0: ein innovativer Ansatz") - CORDIS Feature über Nanopack: "Coole neue Materialien für heiße Elektronik" Weitere Links: - Website der Europäischen Kommission zur Digitalen Agenda