Mehr zu den Ursachen von Brustkrebs
Ähnlich wie bei normalem Gewebe, bei dem eine kleine Population multipotenter Stammzellen die Regeneration übernimmt, geht man davon aus, dass bestimmte Krebsarten auf Krebsstammzellen zurückgehen. Neuere Erkenntnisse legen nahe, dass Transformationsereignisse in den luminalen sekretorischen Zellen, basalen Myoepithelzellen oder Stammzellen der Brustdrüse stattfinden können. Die Überexpression von Erbb2 oder HER2 (humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2) wird mit aggressiven Brustkrebsarten assoziiert. Auf dieser Basis könnte ein Biomarker für den Erkrankungsfortschritt gefunden werden. HER2 kann die Tyrosinkinase aktivieren – durch Anhängen einer Phosphatgruppe an ein Protein – und ist offenbar an vielen Signalwegen beteiligt. Zur genauen Funktion dieses Rezeptors in Stammzellen der Brustdrüse und dem Zusammenhang mit Brustkrebs ist jedoch erst wenig bekannt. Um herauszufinden, inwieweit Erbb2 an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt ist, untersuchte das EU-finanzierte Projekt HER2 Mammarystemcell (The influence of Her2 status on mammary stem/progenitor cells) die Überexpression von Erbb2 in Stammzellen. An einem Mausmodell für Brustkrebs wurde Erbb2 in gesundem Brustdrüsenepithel und in präneoplastischem Brustdrüsengewebe der Mäuse analysiert. Wie sich zeigte, ist die Erbb2-Überexpression für die Karzinogenese verantwortlich, da es die Beziehung zu anderen Mitgliedern der Erbb-Familie verändert. Dadurch ist die normale Signalweiterleitung zwischen luminalen und basalen Epithelzellen gestört. Als die Überexpression von Erbb2 auf luminale Stammzellen beschränkt war, zeigte eine anschließende Transplantation in Tiere, dass die Aktivität der Tyrosinkinase des Erbb2-Rezeptors ausreichte, um die maligne Entwicklung der Brustdrüse zu initiieren. Über die Assoziation von Erbb2 mit der Ursprungszelle und der Entwicklung von Mammakarzinomen lieferte HER2 Mammarystemcell wichtige Hintergründe zur Biologie gesunder und neoplastischer Brustdrüsenzellen. Die Ergebnisse der Studie könnten Möglichkeiten für künftige Therapien gegen diese aggressiven Krebsarten aufzeigen.