Weltbewegende Erdbebenforschung für Europa
Erdbeben sind in vielen Industrieländern ein beachtliches Risiko. Obwohl die Zahl der Opfer abnimmt, steigen die Kosten und Folgen. In Japan und den Vereinigten Staaten gibt es erstklassige Erdbebenforschungseinrichtungen; die direkte Übertragung der Ergebnisse auf die europäische und insbesondere die Lage im Mittelmeerraum ist jedoch aufgrund der unterschiedlichen Gebäudestruktur bedenklich. Die EU benötigt eine experimentelle Erdbebenforschungseinrichtung, die auf die Bedürfnisse und Interessen der EU zugeschnitten ist, nicht nur damit der riesige Ingenieursberatungs- und -dienstleistungsbereich wettbewerbsfähig bleibt, sondern auch um die EU-Infrastruktur und Menschenleben besser schützen zu können. Das EU-finanzierte Projekt "Design study of a European facility for advanced seismic testing" (E-FAST) nahm sich dieses dringenden Problems an. Das Augenmerk lag auf der Eingliederung hochleistungsfähiger und realistisch großer Rütteltische, um Fehler aufgrund der Skalierung von Ergebnissen zu vermeiden. Ein Entwurf umfasste zwei 6 x 6 m große Rütteltische, die sich beide übergangslos auf allen drei Achsen (x-, y- und z-Achse) bewegen sowie rotieren konnten. Diese Tische verfügen über eine Traglast von 100 Tonnen und können unabhängig voneinander oder gemeinsam betrieben werden. Bei der gemeinsamen Nutzung ist eine synchrone oder asynchrone Bewegung möglich. Außerdem wurde ein großer Rütteltisch (11 x 11 m) entworfen, der horizontal bewegt werden kann und über eine Traglast von 500 Tonnen verfügt. Um die Rütteltische zu unterstützen, umfasst der Entwurf eine sogenannte Reaktionsmasse in der Versuchshalle, in denen sich die Tische, Säulen und Akkumulatoren befinden, sowie eine dicke, starke Bodenplatte, die sich direkt am Boden befindet. Durch diese konnten Zusatzkosten eingespart und die Komplexität von Vibrationsisolationsgeräten verringert werden. Durch eine modulare Reaktionsstruktur können Rütteltische und Aktoren in verschiedenen Konfigurationen kombiniert werden. Schließlich wurden auf einem großen Freigelände Modelle gebaut, die mit einer leistungsfähigen Kranbrücke in die Versuchshalle bewegt werden konnten. Erste Versuchs- und Modelltests des Entwurfs haben wichtige künftige Bedenken und Fähigkeiten hervorgehoben. E-FAST legte den Grundstein für eine fortschrittliche europäische Erdbebentesteinrichtung. Dies verspricht eine entscheidende Minderung des Einsturzrisikos sowie die Förderung einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung durch geringere Gebäudeschäden und Opferzahlen und einer verbesserten technologischen Wettbewerbsfähigkeit.
