Immunmechanismen gegen Grippe
Die Vogelgrippepandemien in den letzten Jahren haben umfangreiche Forschungen über Immunschutzmechanismen ausgelöst. Immer mehr Belege weisen darauf hin, dass die Immunität gegen Vogelgrippe sich von der gegen saisonale Stämme des Virus unterscheiden. Die EU-finanzierte Initiative "Identification of mechanisms correlating with susceptibility for avian influenza" (IMECS) zielte darauf ab, diese Mechanismen aufzuklären und wichtige Erkenntnisse für eine effektive Entwicklung von Impfstoffen zu liefern. Die wichtigsten Aspekte der influenzaspezifischen Immunität, wie humorale, zelluläre und angeborene Antworten, wurden bewertet. Zu diesem Zweck wurden sowohl allgemeine als auch spezifische Bevölkerungsgruppen wie Kleinkinder und ältere Menschen in die Studie eingeschlossen. Das IMECS-Konsortium studierte bestimmte Personengruppen, die der Spanischen Grippe oder dem H5N1-Vogelgrippe-Stamm in Vietnam ausgesetzt waren. Damit ließ sich die Wirkung der vorherigen Infektionen auf verschiedenen Virusstämme beurteilen. Studien ergaben, dass Menschen, die bereits an der Spanischen Grippe erkrankt waren, humorale Antikörper gegen den Pandemie-Stamm H1N1 besaßen. Die Auswertung der Antikörper-Reaktionen bei Personen, die mit verschiedenen Influenzastämmen geimpft wurden, zeigte gute humorale Reaktionen gegen den geimpftenStamm und variable Reaktionen gegen andere Stämme. Durch die klinischen Studien von IMECS erhielt man einen besonders nützlichen Einblick. Genauer gesagt, könnte die saisonale Grippe-Impfung möglicherweise neutralisierende Antikörper gegen die Vogel- und pandemische Grippestämme vor allem bei jungen Menschen induzieren. Das Konsortium charakterisierte T-Zellantworten gegen Grippestämme, um virale Epitope zu ermitteln, die unter den viralen Subtypen erstaunlich erhalten waren. Interessanterweise wurden die Anti-Influenza-T-Zellantworten mit steigendem Alter stärker, was möglicherweise auf einen Ausgleichsmechanismus für die reduzierten humoralen Immunantworten hinweist. Die klinische Arbeit von IMECS wurde von Grundlagenforschungen wie der Entwicklung eines präklinischen Mausmodells zum Test der Influenza-Impfung begleitet. Verschiedene Peptid-Impfstoffe wurden auf vielversprechende Ergebnisse hin gescreent.Insgesamt betonten die Ergebnisse der IMECS-Studie die Bedeutung der Influenzaimpfung gegen saisonale und pandemische Virusstämme. Weiterhin zeigten sie zum ersten Mal, dass ältere Menschen potentere Impfstoffe benötigen. Im Hinblick auf derartige Virusinfektionen hat dies besondere Implikationen für die Praxis in der Gesundheitspflege.