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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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Feature Stories -Portugiesische IKT: Das Zeitalter der Entdeckungen dauert an

Eine freie Auslegung des Begriffs "Informations-und Kommunikationstechnologien" (IKT) könnte einige der frühesten Beispiele dafür leicht mit Portugal in Verbindung bringen. Doch wie? Dank portugiesischer technologischer Fortschritte in Kartierung und Navigation, waren Seeleute in der Lage, die neuen Kolonien zu entdecken und später (über das Meer) mit diesen zu kommunizieren. Auch heute stehen portugiesische Forscher an der Spitze moderner Netzwerktechnologie und vieler anderer bahnbrechender Bereiche, von der Robotik bis hin zu Funk- und WLAN-Entwicklungen.

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Die alten Universitäten, die einst diese Größen der Astronomie und Navigation förderten, gibt es auch heute noch. Pedro Nunes war zum Beispiel einer der ersten Professoren für Mathematik an der Universität Coimbra, die im Jahr 1290 in Lissabon unter dem Namen Studium Generale ihren Anfang nahm. Nunes war Pionier des loxodromen Konzepts - welches besagt, dass Schiffe auf einem "stabilen Kurs" in Wirklichkeit einem spiralförmigen Weg folgen - und erfand verschiedene Technologien, einschließlich des Nonius, um Messungen zu verbessern. Die Universität tritt relativ neuen Organisationen als führender Partner in vielen EU-geförderten IKT-Projekten im Rahmen des Siebten Rahmenprogramms (RP7) für Forschung bei. Dazu gehören das Institut für Telekommunikation in Aveiro, das Institut für die Entwicklung neuer Technologien in Caparica, die Vereinigung der Höheren Technischen Institute für Forschung und Entwicklung in Lissabon, das Zentrum für technologische Forschung der Universität der Algarve und andere. Hohe Beteiligung von KMU an EU-Programmen In der Tat bleibt die Teilnahme an EU-Forschungsprogrammen ein wichtiges Merkmal der öffentlichen und privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) des Landes. Die Gesamtfördersumme für die knapp 250 portugiesischen Partner an RP7-IKT-Projekten beträgt 72 Mio. EUR (rund 1,5  % des Programms). Die KMU-Beteiligung an dem Programm gilt als sehr hoch (rund 23  % der geförderten Partner) und 60  % der Mittel, die Portugal zur Verfügung stehen, werden von Unternehmen in der Region um Lissabon gewonnen. Die wichtigsten IKT-Stärken in Portugal scheinen in den Bereichen der Netzwerke der Zukunft und dem Internet, drahtlose Übertragung, Funk- und kognitive Systeme, sowie Robotik zu liegen, doch ansonsten ist das Portfolio relativ ausgewogen. Der größte Einzelempfänger von Finanzierung ist Portugals Telekommunikationsinstitut, welches mit fast 10 Mio. EUR aus dem RP7 ausgestattet wurde. Nach den jüngsten verfügbaren Zahlen, ist der IKT-Anteil an den "Gesamtausgaben der Unternehmen für Forschung und Entwicklung" (Business Expenditure on R&D, BERD) in Portugal recht hoch, er liegt bei rund 30  % und IKT FuE nahm rund 12  % der gesamten öffentlichen Mittel für FuE auf. In der Tat steht Portugal bei der öffentlichen Finanzierung von Forschung in Höhe von 1  % des BIP an zweiter Stelle in der EU. Beim Breitbandausbau mit 21,6  % Festnetz-Breitband-Penetration (weit unter dem EU-Durchschnitt) schneidet Portugal weniger gut ab, doch der Anteil jener Leitungen, die eine Leistung von über 10   Mbps haben, liegt in Portugal deutlich über dem EU-Durchschnitt von 48,4   %. Ähnliche gemischte Ergebnisse gibt es für das mobile Breitband. Portugal macht jedoch rasche Fortschritte bei anderen wichtigen IKT-Entwicklungen. Es verzeichnet den drittgrößten Anstieg des Anteils der Bürger, die E-Government-Dienstleistungen nutzen: von 26  % in 2010 auf 37  % im Jahr 2011 (obwohl dies immer noch unter dem EU27-Durchschnitt von 41  %) liegt. Darüber hinaus nutzen etwa 93  % der Unternehmen jetzt öffentliche Online-Dienste, was auch über dem EU27-Durchschnitt von 84  % liegt. Der Pioniergeist herrscht weiterhin Der Pioniergeist der portugiesischen Wissenschaftler herrscht auch weiterhin, dank der Ergebnisse von mehreren europäischen Projekten in den unterschiedlichsten Bereichen, von energiesparender Software zu erweiterten drahtgebundenen und drahtlosen Netzwerklösungen. Forscher des kürzlich abgeschlossenen ENPROVE-Projekts, das vom Institut für die Entwicklung von neuen Technologien (Uninova) in der Region Lissabon geleitet wird, entwickeln ein Software-Modell für eine präzisere Vorhersage des Energieverbrauchs in Gebäuden. Die Energie-Audit- und Prognose-Werkzeuge des Teams könnten Baufirmen bei der Renovierung von Gebäuden helfen, um weniger Energie zu verbrauchen, und Gebäude-Management-Unternehmen, um die Effizienz ihrer langfristigen Verträge zu verbessern. In der Zwischenzeit entwickeln Forscher des laufenden LIFESAVER-Projekts "IKT Bausteine", um produzierenden Unternehmen bei der Verbesserung ihres Betriebs durch mehr Energieeffizienz zu helfen. In der Regel versuchen Unternehmen die Produktionskosten zu senken und im Laufe der letzten Jahrzehnte ist der Anteil dieser Aufwendungen im Zusammenhang mit Energie gewachsen. Das Projekt zielt darauf ab, Kontextbewusstsein, Überwachung durch Umgebungsintelligenz und Energie-Verbrauchsmessung miteinander in Bausteinen zu kombinieren, die umfassende Informationen über den Energieverbrauch an Unternehmensmanagement-Systeme und an ein wissensbasiertes Entscheidungsunterstützungssystem liefern können, um die Energieeffizienz zu optimieren. Aber wahrscheinlich zeichnet sich die portugiesische Forschung am meisten im Bereich der optimierten Netze, bei den neuen Lösungen für künftige Internet-Dienste aus. Partner des EU-finanzierten MONET-Projekts untersuchten kosten- und energieeffiziente Lösungen, um den Zugang zum Internet in abgelegenen Regionen durch die Integration von Mobilfunk- und Satelliten-Netzwerken zu steigern. Hybride Funk-Satelliten-Netzwerke wie diese könnten den Weg für Breitbanddienste in ländlichen oder abgelegenen Gebieten ebnen. Dies könnte E-Business-Chancen und Zugang zu Gesundheitsdiensten und Telemedizin schaffen, die sonst fehlen würden. Weitere Anwendungen sind bessere "On-Demand-Verbindung" für Flughäfen und Flugzeuge und Verbesserungen in der öffentlichen Sicherheit, wie etwa die Kommunikation in Notfällen während oder nach Katastrophen sowie die Küsten-Überwachung. Das vor kurzem abgeschlossene C2POWER-Projekt führt Mobilfunk und Energieeinsparung thematisch zusammen. Es wurde vom Institut für Telekommunikation geleitet und untersuchte den Einsatz von "Kognitiven Funksendern" und kooperative Strategien zur Energieeinsparung in Multi-Standard-Wireless-Geräten. "Das Versprechen einer wahrhaft mobilen Erfahrung bedeutet, die Freiheit zu haben, überall sein zu können und nicht an einen einzigen Ort gebunden zu sein", erklärt das C2POWER-Team, doch sind Batterien schneller erschöpft, da die Nutzer mobiler Geräte ihre Geräte über einen längeren Zeitraum mit dem Internet verbinden. Die Laufzeit sei für den Verbraucher das wichtigste Kriterium beim Kauf von neuen mobilen Geräten, so das Team. Eine verkürzte Batteriedauer ist einer der wichtigsten Gründe, warum Menschen Multimedia-Dienste über Mobilfunknetze nicht häufiger verwenden - wodurch die Vorteile einer wissensbasierten Wirtschaft Europas Randregionen nicht erreichen können und damit die Erreichung der Ziele der Digitalen Agenda der EU verzögert wird. Das Team hat deshalb flexible Multi-Standard-Handy-Transceiver entwickelt, die das Netz auf der Grundlage der Leistungsaufnahme wechseln können, sowie kooperative Nahbereichskommunikationsstrategien erarbeitet, um in einem Cluster von mobilen Geräten im Nahbereich Stromeinsparungen zu ermöglichen. Inzwischen hat das europäische Projekt "Underwater acoustic network" UAN-Projekt an einem einzigartigen System von Unterwasser-, Überwasser- und luftgestützten Sensoren und Aktoren gearbeitet, um kritische Infrastrukturen, wie Off-Shore-Plattformen und Stromwerke zu schützen. UAN konzentrierte sich auf eine sicherheitsorientierte Unterwasser-Wireless-Netzwerk-Infrastruktur, die auf neuartiger Arbeit in der hydro-akustischen Kommunikation beruht. Portugiesische wissenschaftliche Exzellenz hat auch eine führende Rolle in dem erfolgreichen FUTON-Projekt gespielt, dessen Arbeit an hybriden drahtlosen LWL-4G-Netzen in einem anderen Artikel ICT Feature 'Neue zelluläre Netzwerk-Architektur verspricht mobilen Video-und geringe Umweltbelastung' besprochen wurde. Von Netzen zu Robotern Da die europäische Gesellschaft altert und die Kosten im Gesundheitswesen steigen, wenden sich die Regierungen an Wissenschaftler, um effiziente und sichere Lösungen zur Verbesserung der Versorgung und Einsparung von Kosten zu erhalten. Robotik und IKT lassen sich sehr gut kombinieren, um diese Herausforderung zu meistern. Zwei neue Projekte ROCKIN und Monarch , beide unter der Leitung der Vereinigung der Höheren Technischen Institute für Forschung und Entwicklung in Lissabon, untersuchen den erweiterten Einsatz von Robotik in realen Anwendungen. ROCKIN wird jährlich Robotik-Wettbewerbe ausrichten, die als Plattform für den Start von Innovation in diesem wichtigen technologischen Bereich dienen. Dem Team zufolge wurden zwei Wettbewerbsthemen wegen ihrer "gesellschaftlichen und industriellen" Bedeutung ausgewählt: Rockin@Home zur Förderung von realen Entwürfen für Hausserviceroboter und Rockin@Work für industrielle Robotik-Anwendungen. Das Monarch-Team hat reale Anwendungen für die Robotik ins Auge gefasst. In diesem Fall geht es um die pädiatrische Abteilung eines Krebskrankenhauses. Das Monarch-Konsortium umfasst drei zusätzliche portugiesische Partner: IdMind, welches sich auf Robotik-Lösungen für wissenschaftliche Projekte spezialisiert, die Firma YDreams Robotics und das Instituto Português de Oncologia Francisco Gentil. Gemeinsam mit Partnern in Spanien, der Schweiz, Schweden und den Niederlanden wird Monarch Systeme und eine vernetzte Umgebung (Kameras, Sensoren, Tele-Operationen, Schnittstellen für erhöhte Realität usw.) entwickeln bzw. optimieren, die benötigt werden, um eine sichere, "natürliche" Interaktion zwischen Patienten und medizinischen Gesundheitsversorgungsroboter herzustellen. Das Team wird sich mit Unsicherheiten befassen, die durch Menschen und Roboter auftreten und natürliche Interaktionen schaffen sowie sich mit Edutainment-Aktivitäten befassen, um seinen neuartigen Rahmen für gemischte Mensch-Roboter-Gesellschaften im pädiatrischen Bereich einer onkologischen Klinik zu demonstrieren. Anwendungen wie diese zeigen, dass portugiesische Forscher auch weiterhin zu einem neuen Zeitalter der Entdeckungen beitragen - mit dem wahren Potential, Leben zu verbessern. Die in diesem Artikel vorgestellten Projekte wurden innerhalb des Siebten EU-Rahmenprogramms für Forschung (RP7) unterstützt. Link zu einem Projekt auf CORDIS: - RP7 auf CORDIS - ENPROVE - 'Energy consumption prediction with building usage measurements for software-based decision support' - LIFESAVER - 'Context sensitive monitoring of energy consumption to support energy savings and emissions trading in industry' - MONET - 'Mechanisms for optimization of hybrid ad-hoc networks and satellite networks' - C2POWER - 'Cognitive radio and cooperative strategies for power saving in multi-standard wireless devices' - UAN - 'Underwater acoustic network' - FUTON - 'Fibre-optic networks for distributed and extendible heterogeneous radio architectures' - ROCKIN - 'Robot competitions kick innovation in cognitive systems and robotics' - MONARCH - 'Multi-robot cognitive systems operating in hospitals' Weitere Links: - Website der Europäischen Kommission zur Digitalen Agenda