Gestörtes Immunsystem als Ursache für Multiple Sklerose
Bei MS ist die Signalübertragung zwischen Nerven beeinträchtigt, was sich in körperlichen und geistigen Funktionsstörungen zeigt. Wäre geklärt, warum das Immunsystem die Myelinfasern (Isolierschichten um Nervenzellen) im eigenen Körper angreift, könnten wirksamere Therapien entwickelt werden.Voraussetzung für die adaptive Immunität und Antigen-Präsentation sind zwei Subpopulationen von T-Lymphozyten: T-Helfer-Zellen und regulatorische T-Zellen. Sie übernehmen die Feinabstimmung des Immunsystems, indem sie andere Immunzellen aktivieren oder unterdrücken.Ein gut abgestimmtes Gleichgewicht zwischen T-Helfer- und regulatorischen T-Zellen ist Voraussetzung für die physiologische Funktion des Immunsystems. Wissenschaftler des EU-finanzierten Projekts IMMUNO BALANCE MS untersuchten nun diese beiden Zellpopulationen bei MS-Patienten. Das Hauptziel war, frühe Mechanismen zu finden, die MS-bedingt das Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Reaktionen stören.Zu diesem Zweck analysierten die Forscher, wie spezialisierte Antigen-präsentierende Zellen (dendritische Zellen, DC) mit T-Zellen funktionell interagieren. Im Vergleich zu Zellen gesunder Kontrollpersonen hatte sich die Anzahl von DC-Subpopulationen bei MS verändert, was auf ein unausgewogenes Immunsystem hinweist.Obwohl keine sichtbaren Unterschiede bei der Zytokin-Produktion beobachtet wurden, zeigten globale Expressionsanalysen am Transgen signifikante molekulare Unterschiede. Bei MS-Patienten konnte keine hinreichende T-Zell-Antwort beobachtet werden. Außerdem förderten MS-DC die Entzündungsneigung, was gleichzeitig die Aktivierung regulatorischer T-Zellen beeinträchtigte.Insgesamt zeigen die Ergebnisse von IMMUNO BALANCE MS, wie wichtig das Gleichgewicht zwischen Entzündung und Immunregulation bei MS ist. Die Erforschung der Mechanismen, die diese Feinabstimmung regulieren, könnte neue Therapieansätze für MS hervorbringen.
