Säugetierfaunen in der letzten Zwischeneiszeit
Aufbauend auf dieser Hypothese wurde im Zuge des Projekts "People, prey and predators: Community dynamics in the Last Interglacial" (P3LIG) eine Datenbank mit Tierlisten und Umweltinformationen zusammengestellt. Diese Daten decken 81 genau datierbare Stätten aus der letzten Zwischeneiszeit ab. Studien zeigten, dass die variierenden Zahlen an Herbivoren und deren Zusammensetzung an Spezies in Europa Einfluss auf die Struktur des Nahrungsnetzes hatten. Durch die Einschränkungen bei der Bewertung von früheren Tierbeständen anhand von Fossilien wurde die Rekonstruktion der damaligen Nahrungsnetze jedoch erschwert. Eine Analyse der geographischen Verteilung jeder Art wurde durchgeführt und die Faunavariariation wurde zusammen mit dem Standorttyp durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Faunen der verschiedenen Arten von Stätten sich in Bezug auf den Artenreichtum nicht wesentlich unterschieden. Jede Säugetierspezies wurde anhand bestimmter Variablen klassifiziert und kategorisiert, um die Struktur der Gemeinschaft zu untersuchen. Dadurch konnten Rückschlüsse auf die Anforderungen an den Lebensraum sowie die Nischen, die die Säugetiergemeinschaft ausgefüllt hatte, gezogen werden. Die Gemeinschaftsstruktur stellte sich als stabil heraus, was auch andere Indizien für die klimatische Homogenität Europas im untersuchten Zeitraum untermauert. Für die Untersuchung der Unterschiede in der Nahrungsaufnahme zwischen Herbivoren und Karnivoren sowie die Untersuchung der Vorlieben in Bezug auf den Lebensraum wurden Rhinozerosse herangezogen. Im Zuge dieses Untersuchungsbereichs wurden vergleichende Daten für die fünf noch lebenden Rhinozerosarten in drei Museen in Belgien, Deutschland und Frankreich gesammelt. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse über bestimmte Rhinozerosarten, so etwa Unterschiede hinsichtlich der Körpergröße. Die Fauna in der letzten Zwischeneiszeit in Europa war geprägt durch eine Kombination von externen Klimaprozessen und internen Dynamiken in den Tiergemeinschaften. P3LIG trug dazu bei, das vorhandene Wissen über die Einflüsse von externen Klimaprozessen sowie von Tiergemeinschaften auf die Säugetierfaunen zu erweitern. Durch das Projekt wurde unterstrichen, wie wichtig die Anwendung von ökologischen Konzepten und Methoden ist, um unser Verständnis der Muster und Prozesse in der europäischen fossilen Fauna zu bereichern.
Schlüsselbegriffe
Säugetier, letzte Zwischeneiszeit, Tiergemeinschaften, klimatische Prozesse, Faunen, Datenbank, Herbivoren, Fossilien, Rhinozerosse, Karnivoren, Ökologie