Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung des menschlichen Gewebes und der Umwelt
Die Ermittlung der Herkunft (Provenienz) und von Bewegungen von Menschen und Tieren ist auf etlichen Gebieten, darunter Ökologie und Forensik, von Bedeutung. Eine Analyse von Isotopen in Zähnen, Haaren, Knochen und Organen hat sich bei Bemühungen in dieser Richtung als nützlich erwiesen. Die durch Nahrungsaufnahme erworbene Isotopenzusammensetzung von Geweben wird oft mit der Isotopenzusammensetzung der Herkunftsumgebung (z. B. Trinkwasser, Boden) in Zusammenhang gebracht. Bisher bleibt das enorme Potenzial der Mehrfachisotopenuntersuchungen jedoch weitgehend ungenutzt. Dank der Validierung derartiger Methoden durch an dem Projekt "Identification by isotopes of human provenancing" (IDIS) arbeitende EU-finanzierte Wissenschaftler ändert sich das jetzt. Nach einer erfolgreichen Validierung der entwickelten Verfahren, bei denen Gewebeproben bekannter Herkunft (von Freiwilligen) benutzt wurden, forderte das Team für "Kalte Fälle" der Polizei Amsterdam-Amstelland in den Niederlanden die Forscher dazu auf, das Isotopenverfahren bei einer Reihe von kalten Fällen anzuwenden, um die Herkunft Unbekannter herauszufinden. Im Verlauf der Isotopenstudie wurde ein Fall durch konventionelle Methoden gelöst. Die Forscher nutzten die Chance, die Methodik erneut einer Überprüfung zu unterziehen, wobei es diesmal um Proben von einer Person unbekannter Herkunft ging, die in der Region Amsterdam tot aufgefunden wurde. Die Isotopenstudie unterbreitete einen Vorschlag zur Herkunftsregion, die mit dem Herkunftsort der Person übereinstimmte, was ein erfolgreiches Resultat der Mehrfachisotopentechnik darstellte. Dieses Verfahren wird hoffentlich einige der anderen elf offenen Fälle lösen können. Isotopenergebnisse einiger Fällen sind im niederländischen Fernsehen und in zahlreichen Zeitungen veröffentlicht worden. Die Multi-Isotopenmethode konnte mit Erfolg bei mehreren Fällen der niederländischen Polizei angewandt werden. Ein besonders erschütterndes Ergebnis ergab sich bei der Anwendung der Isotopenanalyse, kombiniert mit DNA-Tests, bei der Ermittlung einer Mutter, die in drei Jahren zwei Kinder ausgesetzt hatte. Das Verfahren erwies sich auch in Fällen mit Tieren als sehr leistungsfähig. Es kam zum Einsatz, um zu bestätigen, dass ein erschossen in den Niederlanden aufgefundener Wolf in Wirklichkeit nicht aus den Niederlanden, sondern aus Osteuropa stammte. Der Kadaver hatte die Frage aufgeworfen, ob es in den Niederlanden lebende Wölfe gibt oder nicht. Die IDIS-Wissenschaftler haben ihre Arbeit in den Niederlanden bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft in privaten Treffen und in offenen Gesprächen und Workshops vorgestellt. Die Mehrfachisotopenmethode wird erwartungsgemäß ein willkommenes Werkzeug in den Händen der Forensiker weltweit sein und sie beim Lösen der Fälle aus Gegenwart und Vergangenheit unterstützen. Auch der weitreichende Nutzen in den Gebieten Ökologie und Archäologie sollt nicht unterschätzt werden.
Schlüsselbegriffe
Isotope, Mehrfachisotop, Forensik, Gewebezusammensetzung, Herkunftsbestimmung beim Menschen, Provenienz