Die Schaffung einer paneuropäischen mikrobiellen Forschungsinfrastruktur
Mikroorganismen dienen als natürliche Grundlage für die Herstellung von Antibiotika und sonstiger sekundärer Metabolite von therapeutischem Nutzen. Sie sind von entscheidender Bedeutung zur Verbesserung der Nahrungsmittelqualität und zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität. Mikroorganismen sind zudem die wirksamsten biologischen Akteure in der Abfallwirtschaft für den Abbau und das Recycling sowohl natürlicher als auch industrieller Abfälle. Europa verfügt über öffentliche Mikrobensammlungen mit einer hohen Qualität, die bestehende Landschaft gibt allerdings ein zersplittertes Bild ab, das von einem Mangel an Kohärenz und Koordinierung geprägt ist. Es gibt mehr als 40 öffentliche mikrobielle Forschungszentren in Europa, die als mBRCs (microbial domain biological resource centres) bezeichnet werden. Das Projekt MIRRI(öffnet in neuem Fenster) (Microbial resource research infrastructure - MIRRI) wurde mit 16 Partnern aus 11 Ländern und 17 kooperierenden Parteien initiiert. Das Konsortium wurde mit mehr als 3 Millionen Euro an Fördermitteln ausgestattet, um die zentralen mBRCs einzubinden und um eine neue paneuropäisch koordinierte mikrobielle Forschungsinfrastruktur zu schaffen. Die Kultursammlungen wurden zunächst in drei spezifische Hauptgruppen unterteilt, die sich auf die Themen Medizin, Anwendungsbereiche (z.B. Landwirtschaft und Abfallmanagement) sowie physiologische und ökologische Biodiversität fokussieren. Über MIRRI wurde ein Einsatzkonzept für eine nachhaltige Infrastruktur geschaffen. Ferner wurden politische Maßnahmen für eine Harmonisierung des Zugangs, des Datenmanagements und der regulatorischen Einhaltung sowie Maßnahmen zur Beurteilung des Biorisikos und der Biosicherheit entwickelt. Bislang haben lediglich fünf Länder eine Absichtserklärung unterzeichnet und die Beteiligung weiterer Länder ist immer noch erforderlich. Im Zuge von MIRRI wird auch nach dem Ende des Projekts an der Implementierung eines gesetzlichen Status für den Non-Profit-Betrieb gearbeitet. Währenddessen beteiligten sich die Projektpartner an weiteren EU-geförderten Projekten wie bspw. EMBRIC(öffnet in neuem Fenster) und CORBEL(öffnet in neuem Fenster) und es werden weitere Anträge für nationale und internationale Fördermittel gestellt. Die Zukunftsförderung wird den Partnern eine Harmonisierung der Technologiestrukturen von unterschiedlichen mBRCs ermöglichen, um Ressourcen, Daten, Dienste und Fachwissen transnational zugänglich zu machen. Der Erfolg des Projekts zeigt sich darin, dass MIRRI nunmehr 28 Kooperationspartner aus 19 europäischen Ländern umfasst. Koordinierte Daten und Dienste könnten sich für Anwender aus den Bereichen Wissenschaft und Bioindustrie als unschätzbar wertvoll erweisen und werden eine wissensbasierte Bioökonomie fördern. Die Mitglieder von MIRRI verfolgen unentwegt ihr Ziel, eine internationale gemeinschaftliche Arbeitsumgebung zu verwirklichen. Zu den Bereichen, die hiervon profitieren sollen, zählen unter anderem die Bereiche Biomedizin, Landwirtschaft, Lebensmittelherstellung und Sicherheit.
Schlüsselbegriffe
Mikrobielle Forschung, Forschungsinfrastruktur, Zentren für biologische Ressourcen, MIRRI