Die europäische Austernindustrie wiederaufbauen
Die Europäische Auster, Ostrea edulis, ist in Europa heimisch und seit langer Zeit Bestandteil der menschliche Ernährung. Im Anschluss an die Ausbeutung im frühen 20. Jahrhundert wurde die Population dezimiert, konnte sich jedoch aufgrund eines darauffolgenden Parasitenbefalls und mehrerer fehlgeschlagener Versuche, diesen zu bekämpfen, nicht mehr erholen. Die Austernproduktion ist anhaltend schwach und wirkt sich auf die europäische Austernindustrie aus. Die Priorität der Industrie liegt in der Züchtung einer krankheitsresistenten Austernart, um die Population wiederaufzubauen. Das EU-finanzierte Projekt OYSTERECOVER(öffnet in neuem Fenster) (Establishing the scientific bases and technical procedures and standards to recover the European flat oyster production through strategies to tackle the main constraint, bonamiosis) zielte darauf ab, wissenschaftliche Grundlagenarbeit für diese Priorität zu leisten. Die Untersuchung beschäftigte sich mit dem Lebenszyklus und der Ökologie von Bonamia ostreae sowie der Identifizierung phänotypischer und genetischer Marker hinsichtlich der Austernresistenz, um die Entwicklung von Programmen für eine nachhaltige genetische Züchtung zu beschleunigen. Das aus 15 Mitgliedern bestehende Konsortium war auf einen Zeitraum von 42 Monaten bis Oktober 2013 ausgelegt. Die Forschung leistete unmittelbar einen Beitrag für verschiedene neue Diagnosemethoden für Bonamia-Infektionen. Die im Rahmen des Projekts entwickelten Mikroskopie- und Molekularverfahren wurden nach einer Verifikation durch drei Labore für eine allgemeine Verwendung entsprechend festgelegter Protokolle empfohlen Im Rahmen des OYSTERECOVER-Projekts wurde der Lebenszyklus des Parasiten untersucht. Im Fokus standen unter anderem der anfängliche Infektionsverlauf bei B. ostreae, die Übertragungsmethoden sowie potenzielle alternative Wirte. Diese Arbeit führte zu drei Managementempfehlungen. Erstens soll im Hinblick auf eine potenzielle Kontamination nicht infizierter Bereiche über infizierte Bereiche mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden. Zweitens soll Meerwasser, das aus Zuchtstätten gepumpt wird, gefiltert werden. Drittens sollen bei neuen Konsignationen angemessene Früherkennungsmethoden angewandt werden, um latente Infektionen festzustellen. Eine Analyse des Transkriptoms der Austernhämozyten (für die Neutralisierung von Bonamiose verantwortliche Zellen) führte in Kombination mit einer Analyse der genetischen Austernpopulation zur Identifizierung zweier potenzieller Gene als Resistenzmarker. Teammitglieder entwickelten ein geographisches Informationssysteminstrument, das ein effektives Management von Beständen gezüchteter und natürlicher Austern unterstützt. Eine genetische Analyse der Austernpopulation an der europäischen Atlantikküste ergab drei zentrale genetisch unterschiedliche Gruppen. Diese genetische Variabilität muss bei der Implementierung von Programmen für die Wiederaufstockung der Austernbestände und für die selektive Zucht berücksichtigt werden. Die Gruppe untersuchte des Weiteren eine effiziente Anwendung von Jungmuschelfangverfahren. Dies führte zu weiteren Empfehlungen für den Industriesektor. Die zentrale Errungenschaft des Projekts bestand in der Identifizierung genetischer und phänotypischer Marker für eine Bonamioseresistenz. Im Rahmen des OYSTERECOVER-Projekts wurden verschiedene biologische Faktoren bestimmt, die sich auf eine parasitäre Infektion kommerzieller Austernpopulationen auswirken. Diese Arbeit war ein erster Schritt in die Richtung von Zuchtprogrammen, welche in Zukunft zu krankheitsresistenten Arten führen könnten.