CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
Inhalt archiviert am 2024-05-30

Social Vaccination in Ant Colonies: from Individual Mechanisms to Society Effects

Article Category

Article available in the following languages:

Zusammen stärker – Soziale Impfung bei Ameisen

Das Leben in sozialen Gruppen, egal ob als Mensch oder als Ameise, führt zu einem erhöhten Risiko an Krankheitsübertragungen. Um diesem erhöhten Infektionsrisiko entgegenzuwirken, hat sich bei Ameisen, in Ergänzung zu der Immunität einer einzelnen Ameise, ein kollektiver Schutzmechanismus gegen Krankheiten herausgebildet, mit dem "soziale Immunität" erlangt wird.

Gesundheit icon Gesundheit

Soziale Insekten, wie z. B. Ameisen, haben Methoden zum Schutz vor Krankheiten entwickelt, die die Immunsysteme aller Schwarmmitglieder und ihre gemeinsamen Verhaltensweisen hinsichtlich Hygiene miteinander kombinieren. In dieser sozialen Gesundheitsversorgung werden einzelne Ameisen, die von einem Erreger befallen sind, regelmäßig von den gesunden Mitgliedern des Schwarms versorgt, die die ansteckenden Partikel durch Putzen von betroffenen Ameisen entfernen. Das SOCIALVACCINES- (Social vaccination in ant colonies: From individual mechanisms to society effects) Projekt hat gezeigt, dass sich die Wegameisen in ihrer sozialen Gesundheitsversorgung nicht nur auf das Putzen beschränken, sondern befallene Schwarmmitglieder mit ihrem säurehaltigen Ameisengift besprühen, was als eine Art Desinfektionsmittel zur Bekämpfung von Mikroben dient und normalerweise gegen Nesteindringlinge eingesetzt wird. Weiterhin fanden die Forscher heraus, dass die Ameisen, die sich um die erkrankten Schwarmmitglieder kümmern, das Risiko tragen, sich dadurch mit dem Erreger anzustecken. Wichtig ist hierbei jedoch, dass der Infektionsgrad der helfenden Ameisen für gewöhnlich gering war und somit keine Krankheit auslöste, sondern vielmehr die Expression von Immungenen angeregt wurde, sodass eine schützende Immunisierung stattfand. Folglich führt der soziale Kontakt zwischen kranken und gesunden Ameisen dazu, dass letztere immunisiert werden und so bei einer künftigen Ansteckung mit dem gleichen Erreger eine höhere Überlebenschance haben als Kontrollameisen, die nur mit gesunden Ameisen zusammenlebten. Eine derartige Immunisierung von Gruppenmitgliedern durch sozialen Kontakt lässt sich nicht nur bei Insekten feststellen und ist vergleichbar mit Menschen, die zuerst oral mit einem lebendigen Polioerreger geimpft wurden und anschließend die Immunisierung durch Kontakt mit anderen verbreiteten. Ameisenvölker wenden also ähnliche Methoden zur Gesundheitsversorgung an wie Menschen in den Anfängen der Medizin, die sich die schützende Wirkung von Pathogenen in geringer Dosis als eine Form von Impfung gegen tödliche Krankheiten wie die Pocken zu Nutze machten, bevor die moderne Impfung erfunden wurde, bei der abgestorbene oder abgeschwächte Erregerstämme zum Einsatz kommen. Die innovative Erforschung von sozialen und individuellen Aspekten der Immunabwehr durch SOCIALVACCINES lieferte wertvolle Erkenntnisse, die auf den Gebieten der sozialen Evolution und der ökologischen Immunität sowie der Epidemiologie, der evolutionären Medizin und der biologischen Schädlingsbekämpfung von Nutzen sein könnten.

Schlüsselbegriffe

Immunisierung, Ameisen, Infektion, Immunität, Gesundheitsversorgung, Pathogene, SOCIALVACCINES

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich