Neuer Impfstoff gegen Tuberkulose
Mycobacterium bovis (M. bovis) infiziert Millionen von Rindern und verursacht für die Agrarindustrie Kosten in Milliardenhöhe. Aber selbst in den Industriestaaten konnte die Krankheit in der Tierhaltung bislang nicht ausgerottet werden, da Wildschweine noch immer Reservoirs für M. bovis darstellen, nicht nur in den stark betroffenen Ländern Spanien und Portugal, sondern auch mehreren anderen EU-Ländern. Schwerpunkt des EU-finanzierten Projekts WILDTBVAC(öffnet in neuem Fenster) (Integrated solutions for tuberculosis control in animals combining vaccination and multi-species diagnostics) war daher die Entwicklung eines Tuberkuloseimpfstoffs und diagnostischer Schnelltests für Nutztiere. Ein spezifisches Isolat von M. bovis wurde für die mittlere bis Großproduktion des Impfstoffs auf Basis attenuierter Erreger bestimmt. Dabei vermittelte die gut verträgliche parenterale Impfung bei Hausschweinen eine hinreichende Immunogenität. Ein wichtiger Punkt war, wie Studien an Rindern belegten, dass die Auslegung oraler, mit dem Impfstoff ausgerüsteter Köder in freier Natur die Diagnostik (intrakutane Tuberkulin- bzw. Gamma-Interferon-Tests) auf Rinder-TBC die Testergebnisse nicht verfälschten, wenn Tuberkulintests, neuartige Reagenzien oder definierte Antigene verwendet wurden. Bei der Umsetzung von Kontrollstrategien bei Wildtieren sind mehrere Faktoren zu beachten, etwa charakteristische Merkmale des Tieres in freier Wildbahn und Ausbreitung bzw. geografische Verteilung von Erreger/Reservoir. Allgemein ist es problematisch, die Wirkung einer einzelnen Maßnahme unter natürlichen Bedingungen zu beurteilen, dennoch zeigten Feldversuche mit geimpften Wildschweinen einen signifikanten Rückgang von Ansteckung und TBC-Prävalenz. Für die Diagnostik wurde der Prototyp eines Lateral-Flow-Assays und ein DR-ELISA-Test (double recognition enzyme-linked immunosorbent assay) entwickelt. Obwohl die Spezifität beider Tests vergleichbar war, war die Empfindlichkeit des ELISA-Tests für das Proteinziel MPB83 in Serumproben von Wild-, Zoo- und Nutztieren höher. WILDTBVAC demonstrierte damit, dass die Impfung von Wildtieren machbar ist und die Diagnostik bei Haustieren nicht verfälscht, wodurch der Tierschutz verbessert wird und Landwirte direkte Einbußen durch Produktionsrückgang und veterinärmedizinische Ausgaben vermeiden.
Schlüsselbegriffe
Impfstoff, Tuberkulose, Mycobacterium bovis, Wildschwein, Lateral-Flow, ELISA