Wirkstoffabgabesysteme unter der Haut
Kleine interferierende RNA (siRNA) können die genetische Expression modulieren, müssen aber effizient zu den betreffenden Nukleinsäuren gelangen können. Selbständige (self-delivery) siRNAs, die keine chemischen Transfektionsmittel benötigen, stehen jedoch noch am Anfang der Entwicklung. Auch die effektivsten siRNAs dieser Art werden von Hautzellen bislang schlecht aufgenommen, verglichen mit siRNA, die an Transfektionsmittel gebunden sind. Das EU-finanzierte Projekt SITRANSPORTER (Identification of molecular transporters that facilitate siRNA skin delivery) erreichte nun zwei wichtige Durchbrüche beim effizienten Transport von siRNA zu den spezifischen Hautzelltypen. Die Forscher entwickelten ein neues System für eine hochdurchsatzfähige chemische Kopplung, mit dem Tausende von Chemikalien kovalent an Nukleinsäuren binden können. Mit einem Wirkungsgrad von fast 100% findet die Reaktion in einem einzigen Tubulus statt. Das neue System ermöglicht nun umfassende Screenings an chemischen Substanzen, die die Aufnahme verbessern. Zudem lässt sich die Technologie leicht für andere Arten der Nukleinsäuretherapie wie therapeutische microRNA-Inhibitoren anpassen. Für Studien zur Medikamentenabgabe und biologischen Verteilung entwickelte SITRANSPORTER ein neues Hautkultursystem, in dem Zellen länger metabolisch aktiv überleben. Für das System liegen zwei Patente und ein Patentantrag vor, sodass der erfolgreichen Kommerzialisierung nichts mehr im Wege steht. SITRANSPORTER lieferte zwei wichtige hochdurchsatzfähige Screeningmethoden für die Nukleinsäuretherapie. Der Transport von Konjugaten ist außer in der Haut auch in anderen Geweben und Zelltypen denkbar und könnte die Entwicklung effektiverer Oligonukleotidtherapeutika befördern.
Schlüsselbegriffe
Wirkstoffabgabe, Haut, siRNA, Selbstabgabe, SITRANSPORTER