MRT liefert neue Einblicke zu Ursachen von Migräne
Da bei Migräne mehrere Hirnareale betroffen sind, sind die Ursachen sehr komplex, und es ist schwierig, die Krankheitsprozesse genau zu erklären. Derzeitige Therapien sind nicht sehr effektiv und gehen oft mit vielen Nebenwirkungen einher. Das EU-finanzierte Projekt MRIGRAINE entwickelte daher ein neuartiges präklinisches Modell für Migräne und eine MRT-Methode (Magnetresonanztomographie), um veränderte Aktivitäten im zentralen Nervensystem (ZNS) zu untersuchen. Auf diese Weise sollten Zusammenhänge zwischen veränderter ZNS-Funktion und Migränesymptomen wie auch die betroffenen Hirnareale identifiziert werden. Das Team entwickelte durch kontinuierliche Infusion des Wirkstoffs Sumatriptan ein klinisch relevantes Migränemodell, um so die Reaktion von Neuronen zu verstärken und eine so genannte Gesichtsallodynie zu erzeugen. Der migräneähnliche Zustand wurde mittels MRT und fMRT weiter untersucht, um bei experimentellen und Kontrollgruppen Veränderungen der Konnektivität im Ruhezustand zu beurteilen. Zudem wurden Unterschiede bei Umfang und zeitlicher Dynamik der evozierten neuronalen Antworten ermittelt, die künftige Biomarker darstellen könnten. Am 6. Tag der Sumatriptangabe entdeckte man in der grauen Substanz eine deutlich geringere Hirndurchblutung als bei den Kontrollen. Übereinstimmend mit Daten von Migränepatienten, die meist sehr überempfindlich sind und auffällige kortikale Aktivität aufweisen, beobachtete man Oszillationen in Hirnregionen, die mit Schmerzsignalwegen assoziiert werden. Vor allem zeigten die mit Sumatriptan behandelten Tiere eine langfristig veränderte neuronale Konnektivität gegenüber den Kontrollen bei Whisker-Pad- oder Stimulation mit hellem Licht. Immunhistochemische Analysen ergaben eine veränderte Expression spezifischer Indikatoren für variable Erregbarkeit, was die verlängerten zentralen und peripheren Veränderungen bestätigt, die im MRT beobachtet worden waren. Insgesamt belegte MRIGRAINE, dass die mittels fMRT beobachteten Veränderungen am Nagermodell denen menschlicher Migräne ähneln und mit höherem Schmerzempfinden korrelieren. An dem präklinischen Modell für Migräne identifizierten die Forscher auch die betroffenen Hirnregionen, sodass Migränetherapien effektiver gemacht und Nebenwirkungen reduziert werden könnten.