Skip to main content
European Commission logo print header

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-02-27

Article available in the following languages:

Themenübersicht: Wissenschaftliche Forschung und Ethikausschüsse

Der rasche wissenschaftliche und technologische Fortschritt hat ernste ethische Fragen aufgeworfen, die bei der Bewertung neuer Entwicklungen in Medizin, Wissenschaft und Technologie einer angemessenen Berücksichtigung bedürfen. Die Ängste der Öffentlichkeit müssen ebenfalls i...

Der rasche wissenschaftliche und technologische Fortschritt hat ernste ethische Fragen aufgeworfen, die bei der Bewertung neuer Entwicklungen in Medizin, Wissenschaft und Technologie einer angemessenen Berücksichtigung bedürfen. Die Ängste der Öffentlichkeit müssen ebenfalls in Betracht gezogen werden, um ein Umfeld zu vermeiden, das wissenschaftlicher und technologischer Innovation feindlich gegenüber steht. Europa ist ein Kulturraum mit sehr vielfältigen ethischen, philosophischen, historischen und religiösen Hintergründen, die in der Vergangenheit zu divergierenden Ansichten im Hinblick auf ethische Fragen geführt haben. Am 27. und 28. Januar 2005 fand in Brüssel eine Konferenz mit dem Titel 'Research Ethics Committees in Europe: Facing the Future Together' statt. Ziel der Konferenz war die Einleitung einer Debatte über gute Praktiken und ethische Probleme, die sich für die Wissenschaft ergeben. Die Konferenz bot darüber hinaus Gelegenheit, einen Dialog über zukünftige Initiativen und Maßnahmen in diesem Bereich zu eröffnen. Beispiele für sensitive Bereiche, die einer ethischen Beleuchtung bedürfen, sind die Forschung mit menschlichen Stammzellen, Humangewebebanken, die Gesundheitsversorgung im Informationszeitalter, die Erforschung menschlicher Embryonen sowie Gentests am Arbeitsplatz. Angesichts der Tatsache, dass die heutigen Entscheidungen, Maßnahmen und Empfehlungen auch Einfluss auf zukünftige Generationen nehmen können, fordert die Europäische Kommission einen verantwortungsvollen Ansatz bei der Arbeit in diesen neuen wissenschaftlichen und technologischen Feldern. Im Sechsten Forschungsrahmenprogramm (RP6) nahm die Kommission Bezug auf ethische Fragen durch die Aussage: 'Bei allen Forschungsmaßnahmen innerhalb des Sechsten Rahmenprogramms müssen ethische Grundprinzipien beachtet werden.' Bei der Durchführung von Forschungsaktivitäten unter dem RP6 müssen somit grundlegende ethische Prinzipien berücksichtigt werden, unter anderem die in Artikel 6 des EU-Vertrags dargelegten Gründungsprinzipien der Europäischen Union. Alle Vorschläge für Forschungsprojekte, die der Europäischen Kommission zur Finanzierung vorgelegt werden, müssen einen Abschnitt enthalten, der beschreibt, welche ethischen Fragen das Projekt aufwirft. Nach einer erfolgreichen wissenschaftlichen Bewertung werden die betreffenden Projekte sowie andere von der Kommission als ethische Fragen aufwerfend identifizierte Projekte einer ethischen Beurteilung unterzogen. Die Beurteilung erstreckt sich auf potentielle Probleme, die sich aus der Forschung unter Beteiligung von Menschen, die keine persönliche Einwilligung geben können, ergeben oder die Kinder, Schwangere sowie freiwillige Teilnehmer klinischer Versuche betreffen. Die forschungsbezogene Nutzung von biologischen Proben menschlichen Ursprungs, persönlichen Daten und Tieren wird ebenfalls überprüft. Die unter dem Themenbereich 'Wissenschaft und Gesellschaft' des RP6 durchgeführten Maßnahmen sollen dazu dienen, einen Dialog zwischen Forschern, Unternehmensvertretern, Politikern und Bürgern einzuleiten und damit die Entwicklung harmonischer Beziehungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern. Um zu einer verantwortungsvollen Nutzung des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts beizutragen, die im Einklang mit ethischen Grundwerten steht, umfasst der im Dezember 2001 verabschiedete 'Aktionsplan Wissenschaft und Gesellschaft' ein Kapitel über die ethische Dimension in der Wissenschaft und in den neuen Technologien. Im Kapitel 'Verantwortungsvolle Wissenschaft im Zentrum des politischen Entscheidungsprozesses' des Aktionsplans wird auf den Aufbau und die Aufrechterhaltung öffentlichen Vertrauens Bezug genommen. Dies soll durch einen leichteren Zugang zu Informationen über ethische Fragestellungen und die Förderung des öffentlichen Dialogs über Ethik in der Wissenschaft mit Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, Religionsgruppen und kulturellen Gruppen erreicht werden. Im Aktionsplan wird die Erfordernis herausgestellt, Forscher für die ethische Dimension ihrer Arbeit zu sensibilisieren und den Austausch zwischen einzelstaatlichen Ethikausschüssen zu fördern. Darüber hinaus sollen der Tierschutz in der Forschung verbessert und ein Dialog mit anderen Regionen der Welt etabliert werden, um die unterschiedlichen Haltungen und ethischen Rahmenbedingungen zu untersuchen und zu verstehen. Die von der Kommission im Jahr 1997 eingesetzte Europäische Gruppe für Ethik (EGE) ist ein unabhängiges Gremium, das die Europäische Kommission bei der Ausarbeitung und Umsetzung von Rechtsvorschriften und politischen Konzepten der Gemeinschaft in ethischen Fragen berät, die sich im Zusammenhang mit der Wissenschaft und den neuen Technologien ergeben. Die Gruppe erarbeitet Stellungnahmen zu Politiken über ethische Fragen in der Wissenschaft, die kulturell sensitiv sind. Das Sekretariat der Gruppe ist Mitglied des Politischen Beraterstabs der Kommission. Im Jahr 2004 führte die EGE eine Untersuchung zur Rolle, Funktionsweise und Arbeit der einzelstaatlichen Ethikausschüsse in den neuen EU-Mitgliedstaaten durch. Alle EU-Staaten verfügen über einen nationalen Ethikausschuss oder sind derzeit damit befasst, einen solchen zu gründen. In vielen Ländern sind jedoch verschiedene Hindernisse zu überwinden, unter anderem der Mangel an Ressourcen. Aufgrund unzureichender Ressourcen können sich nationale Ausschüsse gezwungen sehen, Gebühren für ihre Stellungnahmen zu verlangen, die dadurch anfechtbar werden. Auch ein Mangel an Unabhängigkeit könne ein Problem darstellen, insbesondere wenn ein Ethikausschuss direkt an ein Ministerium, beispielsweise an das Gesundheitsministerium, angeschlossen sei, so die EGE. Im Rahmen ihres Arbeitsprogramms 'Wissenschaft und Gesellschaft' für 2005-06 plant die Kommission derzeit eine Analyse der in den zehn neuen Mitgliedstaaten und den Beitrittsländern vorhandenen Infrastrukturen für Ethik in der Forschung sowie die Erarbeitung eines europäischen Leitfadens und Handbuchs für die Ausbildung von Forschern in Europa und anderen Ländern. Ebenfalls vorgesehen ist eine Studie zu den Auswirkungen ethischer Forschungsarbeit, die von der Kommission unter dem aktuellen Rahmenprogramm sowie früheren Rahmenprogrammen gefördert wurde. Kürzlich hat das Institut für Wissenschaft und Ethik in Bonn, Deutschland, einen Berichtsentwurf zum Thema 'Unterstützung bei der Erstellung eines europäischen Verzeichnisses lokaler Ethikkommissionen (LECs)' veröffentlicht. Der Bericht umfasst Informationen zu Forschungsethikausschüssen (RECs) in den 33 Ländern des Europäischen Forschungsraums. In diesem Bericht werden die Kriterien für diese Ausschüsse definiert, ihre Aktivitäten beleuchtet und die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und zentralen Herausforderungen der verschiedenen europäischen RECs analysiert. Außerdem umfasst der Bericht einen Vergleich der Untersuchungsergebnisse mit verfügbaren Informationen aus den USA, Japan und Indien.

Verwandte Artikel