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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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ESO wertet weiter Daten der Tempel 1-Mission aus

Zehn Tage nachdem ein Teil der NASA-Raumsonde Deep Impact auf den Kometen Tempel 1 aufgeschlagen ist, dort einen Krater gerissen und bisher unsichtbares Material an die Oberfläche geschleudert hat, sind die Astronomen der Europäischen Südsternwarte (European Southern Observato...

Zehn Tage nachdem ein Teil der NASA-Raumsonde Deep Impact auf den Kometen Tempel 1 aufgeschlagen ist, dort einen Krater gerissen und bisher unsichtbares Material an die Oberfläche geschleudert hat, sind die Astronomen der Europäischen Südsternwarte (European Southern Observatory - ESO) zurückgekehrt in ihre Büros in Santiago. Mehr als eine Woche hatten sie im ESO-Observatorium auf dem La Silla Paranal verbracht. Die ESO ist eine zwischenstaatliche europaweite Organisation für astronomische Forschung, die von elf Ländern getragen wird. Sie betreibt drei Standorte in der Atacama-Wüste in Chile. Am 4. Juli 2005 wurde der 360 kg schwere sog. Impactor, ein Teil der Raumsonde Deep Impact, in Richtung des Kometen 9P/Tempel 1 abgeschossen. Dieses Experiment erlaubte zum ersten Mal einen Blick auf die Kruste und das Innere eines Kometen und brachte neue Erkenntnisse über die Frühphasen des Sonnensystems. Die ESO war aktiv an Beobachtungen vor und nach dem Aufprall beteiligt. Während der Kampagne war die ESO über Telefon, E-mail und Videokonferenz mit Kollegen in Observatorien in der ganzen Welt verbunden, und die Daten wurden frei zwischen den unterschiedlichen Gruppen ausgetauscht. Diesem einzigartigen Teamgeist, der den Astronomen mehrere Tage lang quasi rund um die Uhr Daten lieferte, und den vielen unterschiedlichen Instrumenten ist es zu verdanken, dass die Deep Impact-Beobachtungskampagne die erfolgreichste ihrer Art wurde. Zum derzeitigen Stand der Analyse lässt sich sagen, dass der Impactor wahrscheinlich keinen großen neuen Aktivitätsbereich auf dem Kometen geschaffen hat und dass es ihm nicht gelungen ist, größere Mengen unberührtes Material an die Oberfläche zu bringen. Die Bilder des VLT (Very Large Telescope) zeigen, dass sich nach dem Aufprall die Morphologie des Kometen Tempel 1 zu einer neuen, federähnlichen Struktur verändert hat, die durch die mit einer Geschwindigkeit von etwa 700 bis 1000 km/h herausgeschleuderte Materie entstanden ist. In einem kürzlich von der ESO veröffentlichten Interview erklärte Olivier Hainaut, Leiter der Wissenschaftsprojekte in Paranal und Experte für Kleine Körper im Sonnensystem, dass dies wahrscheinlich von der Loslösung einer größeren Menge an feinem Staub verursacht wurde. Der Effekt sei jedoch nur kurzzeitig, da sich der Staub schnell verteilte und der Komet wieder dieselbe Form annahm wie vor dem Aufprall. Der Aufprall habe anscheinend keine dauerhaften Auswirkungen auf den Kometen. "Aus physikalischer Sicht muss ein Krater entstanden sein", sagte Dr. Hainaut, "aber wir müssen warten, bis uns die Spezialisten der Deep Impact-Mission genauere Antworten auf diese Frage geben können. Das dürfte allerdings eine Weile dauern, da sie sich durch Berge von Daten kämpfen müssen, die die Sonde gesammelt hat." Die Daten, die in den zehn Nächten vor und nach dem Aufprall gesammelt wurden, haben den Astronomen die bis heute beste Bilderfolge eines Kometen der Jupiter-Familie geliefert - insgesamt mehr als 40 Stunden an belichtetem Material. Aufgrund dieser einmaligen Daten konnten die Astronomen schon die normale Gasaktivität des Kometen charakterisieren und zu ihrer eigenen Überraschung eine aktive Region entdecken, die nicht in der Nähe des Aufpralls liegt. Tempel 1 mag schon wieder in seinen Dornröschenschlaf gefallen sein - für die Astronomen hat die Arbeit gerade erst begonnen. Sie werden in den kommenden Monaten die genaue chemische Zusammensetzung der Materialien messen, die durch den Aufprall losgelöst wurden und aus dem Krater stammen.

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