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Sozialwissenschaften unter den Gewinnern des Descartes-Preises 2005

Am 2. Dezember wurde in einer Zeremonie in der Royal Society in London der diesjährige, mit einer Million Euro dotierte Descartes-Forschungspreis verliehen. Unter den fünf Empfängern dieser höchsten wissenschaftlichen Ehrung der EU war auch zum ersten Mal ein Team aus Sozialwi...

Am 2. Dezember wurde in einer Zeremonie in der Royal Society in London der diesjährige, mit einer Million Euro dotierte Descartes-Forschungspreis verliehen. Unter den fünf Empfängern dieser höchsten wissenschaftlichen Ehrung der EU war auch zum ersten Mal ein Team aus Sozialwissenschaftlern. Das Team unter der Leitung von Professor Roger Jowell von der City University London hat mit seiner europäischen Sozialstudie (European Social Survey - ESS) eine gänzlich neue wissenschaftliche Methode zur Kartierung von Veränderungen in gesellschaftlichen Haltungen und Verhaltensweisen in 26 europäischen Ländern entwickelt und damit für Wissenschaft und Politik eine maßgebliche Quelle für EU-Daten geschaffen. Die weiteren vier Descartes-Preisträger kommen aus den Bereichen Materialwissenschaft, Klimawandel, Astronomie und Krankheitsmanagement. Nachdem er den Preis für das ESS-Team entgegengenommen hatte, erklärte Professor Jowell gegenüber CORDIS-Nachrichten: "Dieser Preis ist für die Sozialwissenschaften ungemein wichtig. Noch vor fünf Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass ein renommierter Preis an ein Team geht, das in diesem Bereich arbeitet. Das zeigt, dass sich die Sozialwissenschaften enorm weiterentwickelt haben." Neben dem ESS erhielten die folgenden vier Teams Preisgelder in Höhe von 200.000 Euro: Das Team EXEL hat eine neue Materialklasse entwickelt, die sog. linkshändigen Materialien oder Materialien mit negativem Brechungsindex, die viele der allgemein bekannten Eigenschaften des Lichts umkehren. Das Team CECA hat bahnbrechende Erkenntnisse über die Klimaveränderungen in der Arktis gewonnen. Das Team PULSE hat den Einfluss der Pulsarwissenschaft auf die moderne Physik, einschließlich der Entdeckung des ersten Doppelpulsars, nachgewiesen. Das Team EURO-PID hat führende Forschungsarbeit zu einer Gruppe von mehr als 130 seltenen genetisch bedingten Krankheiten geleistet. Bei der Verleihung der Preise sagte der EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik: "Die heute hier anwesenden Teams repräsentieren nicht nur die besten Wissenschaftler und Ingenieure unserer Generation. Sie sind der lebende Beweis, dass Qualitätsforschung nur gelingen kann, wenn man brillante Köpfe und erstklassige Fähigkeiten sowie Ausrüstung und Infrastrukturen zusammenbringt. In einem Land allein wäre das nicht leicht möglich gewesen." Zum zweiten Mal wurde bei der diesjährigen Zeremonie in London auch der Descartes-Preis für Wissenschaftskommunikation verliehen. Auch diesen Preis teilten sich fünf Gewinner, von denen jeder 50.000 Euro erhielt. In der Kategorie "Wissenschaftler, die sich für Wissenschaftskommunikation mit einer breiten Öffentlichkeit einsetzen" wurde der schwedische "Mr. Wissenschaft" Carl Johan Sundberg in Anerkennung seines 20-jährigen Engagements geehrt. Seine jüngste Initiative war die Einrichtung des Euroscience Open Forum. In derselben Kategorie erhielt die Astrophysikerin Anja Andersen vom Dark Cosmology Centre an der Universität Kopenhagen den Preis für ihre Arbeit in den dänischen Medien und für ihr Engagement, jungen Menschen, insbesondere jungen Frauen, die Wissenschaften näher zu bringen. Bei der Entgegennahme des Preises sagte Dr. Andersen: "Ältere Kollegen haben mir oft geraten, die öffentliche Kommunikationsarbeit bleiben zu lassen, da sie mir schaden könnte, wenn ich mich auf einen permanenten Posten bewerbe. Darum ist der Preis so schön: Er sagt 'Ja!'" Jos Van Hemelrijck, Produzent der wöchentlichen belgischen Fernsehsendung "Overleven", die beleuchtet, wie Wissenschaftler ihre Arbeit verrichten, erhielt den Preis für die Popularisierung von Wissenschaft durch audiovisuelle und elektronische Medien. Michael Seifert von der Universität Tübingen wurde in der Kategorie "Innovative Maßnahmen der Wissenschaftskommunikation" für seine Rolle bei der Verwirklichung der Kinder-Uni gewürdigt. Diese Uni bietet Vorlesungen für Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren, die sich für die Wissenschaft interessieren - eine Idee, die in ganz Deutschland und im Ausland Nachahmer gefunden hat. Der Preis für die Popularisierung der Wissenschaft durch das geschriebene Wort ging an den Schriftsteller Bill Bryson für seinen 2003 erschienenen Bestseller "Eine kurze Geschichte von fast allem", in dem er sich mit Themen beschäftigt, die vom Urknall bis zum Aufstieg der menschlichen Zivilisation reichen. Nachdem er seinen Preis in Empfang genommen hatte, scherzte Bryson: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass je jemand großzügiger für seine Unwissenheit belohnt wurde." Der Autor gab zu, dass er in der Schule Wissenschaften verwirrend und langweilig gefunden habe, "aber überzeugt war, dass sie interessant sein müssen. Als ich das Buch schrieb, blieben zwei Dinge hängen: Wissenschaft ist erstaunlich interessant und wichtig, und Wissenschaftler sind wunderbare Menschen, anscheinend ausnahmslos." In beiden Kategorien wurden die Empfänger des diesjährigen Descartes-Preises aus einer Rekordanzahl von Nominierten ausgewählt. Neben den fünf Gewinnern in jeder Kategorie wurden zum ersten Mal auch fünf Finalisten geehrt. In der Kategorie Teamforschung erhielten sie je 30.000 Euro und in der Kategorie Wissenschaftskommunikation je 5.000 Euro. Die Vorsitzende der Grand Jury, die Präsidentin des estnischen Parlaments Ene Ergma, erklärte, dass in diesem Jahr die Vergabepolitik geändert worden war und maximal fünf Gewinner in jeder Kategorie anstatt wie früher zwei oder drei vorsah. Dies sei nur aufgrund der großen Anzahl der exzellenten Projekte geschehen, die für den Preis nominiert worden waren. "Die Mitglieder der Grand Jury möchten der Kommission vorschlagen darüber zu diskutieren, ob möglicherweise die Anzahl der Descartes-Preise [für die Teamforschung] von eins auf vier und auch das Preisgeld erhöht werden kann", sagte Professor Ergma. Später sagte Professor Ergma gegenüber CORDIS-Nachrichten: "Wir möchten nicht eine Million Euro durch fünf teilen, denn je höher das Preisgeld, desto renommierter der Preis. Wir stimmen mit der Kommission überein, dass wir zunächst sehen mussten, wie der Preis in der Praxis funktioniert. Aber jetzt hat er sich bewährt, und ich denke, dass vier Preiskategorien mit je einer Million Euro angemessen sind."

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