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EVA - patient ventilation beyond limits

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Neue Beatmungstechnik verbessert Operationen und Patientenversorgung

Trotz der lebenserhaltenden Funktion der mechanischen Beatmung sind derzeitige Techniken bei Operationen der oberen Atemwege noch immer begrenzt und können zu Komplikationen führen. Im Rahmen des Projekts EVA (Expiratory Ventilation Assistance) wurde nun eine FCV-Technik (full respiratory control) zur kontinuierlichen Beatmungssteuerung entwickelt, um Operationsbedingungen und Therapieergebnisse zu verbessern.

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Bei standardmäßigen Beatmungstechniken ist die Exspiration passiv und unkontrolliert. Hierfür muss ein dicker Beatmungstubus mit einem Außendurchmesser von 8 bis 11 mm eingeführt werden, der die Sicht für den Chirurgen bei HNO-Operationen behindert und für den Patienten beim Aufwachen wie auch danach unangenehm ist. Zudem kommt es bei passiver Exspiration meist zum Alveolarkollaps (Verschluss der Atemwege), u. a., aber vor allem bei adipösen Patienten und offenen Bauchoperationen. Außerdem hat sich gezeigt, dass eine schnelle und unkontrollierte Exspiration die Lunge schädigen kann. Das Projekt EVA entwickelte mit dem FCV-System ein neues Konzept mit einem dünnen Tubus (Außendurchmesser 4,4 mm), das effizientes Beatmen gewährleistet, indem der gesamte Beatmungszyklus durchgängig gesteuert wird. Dies verbessert die Beatmungsleistung, senkt das Risiko für Lungenschäden und schafft mehr Platz für die Arbeit des Chirurgen. Während die Standardausführung der Technologie (das manuelle Beatmungsgerät Ventrain®) bereits einige Jahre auf dem Markt ist, entwickelte Ventinova mit EU-Fördermitteln das mechanische Beatmungsgerät Evone® mit CE-Kennzeichnung für Operationen und vermarktet es nun. Erfolgreiche Studien Das EVA-Team führte zunächst In-vivo-Studien an gesunden und lungenkranken Schweinen durch. In vergleichenden Studien schnitt das FCV bei allen beatmeten Tieren sowohl bei der Beatmungsleistung als auch der Vermeidung eines Alveolarkollapses eindeutig besser ab als konventionelle Beatmungsgeräte. Zudem wurde bei den lungenkranken Tieren ein schützender Effekt auf die Lunge beobachtet. Aufgrund der guten Ergebnisse wurde für das Gerät die CE-Kennzeichnung für die klinische Anwendung in der EU ausgestellt. Anschließend demonstrierte eine Beobachtungsstudie, die kürzlich im Fachblatt European Journal of Anaesthesiology veröffentlicht wurde, die sichere und effiziente Beatmung von Patienten mit dem Evone-System bei einer HNO-Operation. Darauf folgten vier randomisierte kontrollierte Studien mit ausgewählten Patientengruppen: HNO-Patienten, Patienten mit offener Bauchoperation sowie krankhaft adipösen Patienten. Erste Ergebnisse belegen den signifikanten Nutzen für den Patienten, da sich die chirurgischen Bedingungen, der Patientenkomfort und die Beatmungseffizienz verbesserten. Die vollständigen Ergebnisse der Studien werden auf der Konferenz Euroanaesthesia 2019 vorgestellt. „Der innovative und wegweisende Charakter dieser hervorragenden Beatmungstechnik besteht darin, dass nun ein dünner Lumen-Endotrachealtubus mit einem Außendurchmesser von nur 4,4 mm und einem Innendurchmesser von weniger als 3 mm zur effizienten Beatmung ausreicht“, erklärt Projektkoordinator Dr. José van der Hoorn. Das EVA-Team stellte inzwischen europaweit Kontakt zu Vertriebspartnern in mehreren Ländern her und plant dort die Einrichtung von Referenzzentren für die Implementierung der Technologie. Außerdem prüfen der wissenschaftliche Beirat von Ventinova und wichtige Vordenker auf diesem Gebiet derzeit, inwieweit sich das FCV für weitere Anwendungen eignet. Experten sehen im FCV vor allem großes Potenzial für Intensivstationen (ITS): So können Beatmungsgeräte bei Patienten unter Langzeitbeatmung immer Lungenschäden verursachen, was die Verweildauer im Krankenhaus verlängert und die Sterblichkeit erhöht. FCV, das die natürliche Atmung simuliert, könnte bei dieser anfälligen Patientengruppe künftig das Risiko für Lungenschäden reduzieren. „So sollten wir bei einer klinischen Demonstration in der Tat einem Mann helfen, bei dem eine lebensrettende Operation durchgeführt werden musste. Allerdings ließ sich die Hämodynamik und Atmung mit herkömmlichen Beatmungsgeräten nicht stabilisieren, sodass nicht operiert werden konnte“, sagt Dr. van der Hoorn. „Mit unserem Beatmungsgerät gelang die Stabilisierung und die Operation konnte stattfinden. Damit hat die neue Technik bereits ein Menschenleben gerettet.“

Schlüsselbegriffe

EVA, Beatmungsgerät, Atemwege, Atmung, Chirurgie, Katheter, Lunge, Intensivstation, Endotrachealtubus

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