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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Potocnik: Fertigstellung des EFR ein Wendepunkt in der europäischen Geschichte

Der Aufbau einer Wissensgesellschaft in Europa könnte ebenso wichtig sein wie der materielle und wirtschaftliche Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, erklärte EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik. "Ich bin der Meinung, dass wir an einem Punkt in der...

Der Aufbau einer Wissensgesellschaft in Europa könnte ebenso wichtig sein wie der materielle und wirtschaftliche Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, erklärte EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik. "Ich bin der Meinung, dass wir an einem Punkt in der europäischen Geschichte stehen, der ebenso wichtig wie der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg sein könnte. Damals hatte der Frieden Priorität [...]. Heute sind es der Wohlstand und der massive Aufbau der europäischen Wissensgesellschaft", erläuterte der EU-Kommissar am 10. April seinen Zuhörern an der Universität Complutense in Madrid, Spanien. Potocnik führte seine Argumentation fort, indem er anmerkte, dass im Nachkriegseuropa und während der darauffolgenden Jahrzehnte der Wiederaufbau vom Handel mit Kohle und Stahl abhängig war. Heute wachse Europa durch den Handel mit Wissen. Und dies werde auch in den kommenden Jahrzehnten der Fall sein, so Potocnik. Um das Wissen optimal zu nutzen, müsse Europa zunächst die Schaffung eines Europäischen Forschungsraums (EFR) vollenden, betonte der EU-Kommissar. Aus diesem Grund wurde am 4. April ein Grünbuch veröffentlicht, in dem herausgestellt wird, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um den freien Transfer von Wissen zu gewährleisten. Wissen ist in gewissem Umfang bereits mobil. Der EU-Kommissar zitierte die britische Wochenzeitung "Economist", in der kürzlich berichtet wurde, dass über 30 Prozent der seit 1995 im Silicon Valley in den USA gegründeten Start-Up-Unternehmen von Personen indischer oder chinesischer Herkunft ins Leben gerufen worden seien. Außerdem seien rund 40 Prozent der Doktoranden im Bereich Computerwissenschaft und -technik an US-amerikanischen Hochschulen nicht in den USA geboren. Der EU-Kommissar zeigte sich besorgt, dass Europa zurückfallen könne. Betrachte man die Beweggründe für Wissenstransfer, so ergäben sich eindeutige Ziele für Europa. Mobilität ergibt sich üblicherweise aus Möglichkeiten im Bereich der Zusammenarbeit mit den Besten, der Suche nach besseren Arbeitsplätzen, der Spezialisierung auf bestimmte Fachbereiche oder der Verwendung der besten Instrumente. Möglichkeiten zur Nutzung der besten Bildungssysteme, zur Inanspruchnahme von Regierungsunterstützung und zum Zugang zu wachsenden Märkten beeinflussen häufig die Entscheidung von Unternehmen, wo investiert und Infrastruktur errichtet wird. "Somit geht es bei dem Europäischen Forschungsraum in erster Linie darum, diese Möglichkeiten hier in Europa zu bieten", so Potocnik. In einigen Fällen sei dies bloß eine Frage der Beseitigung veralteter Hindernisse, während in anderen Fällen finanzielle Unterstützung, beispielsweise zum Aufbau einer Infrastruktur, erforderlich sei. In allen Fällen erfordere die Umsetzung von Veränderungen jedoch eine neue Denkweise, "eine, die die wirkliche Bedeutung des Wissens für unsere künftige Lebensweise erfasst", so der Kommissar gegenüber seinen Zuhörern. Aber laut Potocnik ist nicht nur die richtige Denkweise von zentraler Bedeutung für die Vollendung des EFR, sondern auch die aktive Einbindung aller Beteiligten. Er verwies auf die offensichtlichen Akteure (den Privatsektor, öffentliche Finanzierungsorganisationen, Universitäten, Schulen und öffentliche Verwaltungen), appellierte jedoch auch an die europäischen Bürger, sich zu beteiligen. Sie können dem Kommissar zufolge Druck auf ihre jeweilige Regierung ausüben, wenn es um die Festsetzung von Ausgabenprioritäten geht und darum, wie willkommen neue Studenten und Forscher sind. Die Schaffung eines wirklichen EFR bedeutet laut Potocnik, alle Akteure zusammenzubringen, alle Phasen der Bildung und Forscherlaufbahn zu verknüpfen, die Kluft zwischen Fachrichtungen, Nationalitäten und Sektoren zu überwinden und den Erzeugern von Wissen die von ihnen benötigten Instrumente zur Verfügung zu stellen. "Wenn wir dies tun, werden wir zumindest Vereinigte Staaten der Forschung in Europa geschaffen haben", sagte er. "Das ist das nächste wichtige Projekt, mit dem sich Europa befassen muss. Dies ist unsere Aufgabe. Und es ist jetzt an der Zeit, mit der Arbeit zu beginnen."

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