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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Dritter Nobelpreis 2007 für europäischen Wissenschaftler

Nachdem europäische Wissenschaftler dieses Jahr bereits in zwei Kategorien Nobelpreise gewonnen haben, geht auch der diesjährige Nobelpreis für Chemie nach Europa: Die Wahl der Schwedischen Akademie der Wissenschaften fiel auf den Forscher der Max-Planck-Gesellschaft Gerhard E...

Nachdem europäische Wissenschaftler dieses Jahr bereits in zwei Kategorien Nobelpreise gewonnen haben, geht auch der diesjährige Nobelpreis für Chemie nach Europa: Die Wahl der Schwedischen Akademie der Wissenschaften fiel auf den Forscher der Max-Planck-Gesellschaft Gerhard Ertl für seine "bahnbrechenden Forschungsarbeiten in der Oberflächenchemie". In den 1960er Jahren, als die Oberflächenchemie noch in den Kinderschuhen steckte, gehörte Gerhard Ertl zu den Ersten, die das Potenzial dieser neuen aus Verfahren der Halbleitertechnik entwickelten Techniken erkannten, erklärt das Nobelpreiskomitee in seiner Begründung. "Er hat Schritt für Schritt eine Methode für Oberflächenchemie geschaffen, indem er demonstrierte, wie unterschiedliche experimentelle Verfahren eingesetzt werden können, um ein vollständiges Bild der Oberflächenreaktion zu erhalten." In der Oberflächenchemie werden die Kräfte und Prozesse untersucht, die sich auf den Oberflächen von Flüssigkeiten und Festkörpern abspielen. Das Oberflächenmedium, Eisen zum Beispiel, absorbiert die Reaktanten in einem Prozess und agiert anschließend als Katalysator für diese Reaktion. Die Oberflächenchemie kann "uns dabei helfen, Veränderungsprozesse zu verstehen, beispielsweise bei den Fragen, weshalb Eisen rostet und wie Brennstoffzellen und Katalysatoren in unseren Fahrzeugen funktionieren", erklärte das Komitee. Die Anwendungsbereiche liegen vor allem in industriellen Verfahren wie der Herstellung von Kunstdünger und in der Halbleiterindustrie. Aber mit der Oberflächenchemie kann auch die Zerstörung der Ozonschicht erklärt werden. Um zu untersuchen, wie individuelle Schichten von Atomen und Molekülen sich auf extrem reinen Metalloberflächen verhalten, muss die Kontamination des Versuchsaufbaus unbedingt vermieden werden. Folglich sind bei der Oberflächenchemie eine große Präzision und verschiedene Experimentiertechniken erforderlich. "Gerhard Ertl hat eine experimentelle Denkschule gegründet, indem er gezeigt hat, wie in diesem schwierigen Forschungsbereich zuverlässige Ergebnisse erzielt werden können", hob die Jury hervor. "Seine Einblicke haben die wissenschaftliche Grundlage für die moderne Oberflächenchemie gelegt." Professor Ertl, der am 10. Oktober auch seinen 71. Geburtstag feierte, sagte, obwohl er gewusst habe, dass er zu den Kandidaten gehöre, habe ihm die Nachricht über den Preis die Sprache verschlagen. "Immerhin habe ich vom Preiskomitee 20 Minuten Zeit bekommen, um mich zu sammeln und mich auf den Presseansturm einzustellen", sagte er. Im Gegensatz zu seinen Kollegen muss Professor Ertl den mit 10 Millionen Schwedischen Kronen (ungefähr 1,1 Millionen Euro) dotierten Preis nicht teilen. Gerhard Ertl wurde 1936 in Bad Cannstadt, in der Nähe von Stuttgart geboren. Er promovierte 1965 an der Technischen Hochschule München in Chemie. Nachdem er an verschiedenen Universitäten und Instituten in Deutschland und den USA gearbeitet hatte, ging er 1986 an das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. Dort war er bis 2004 Direktor der Abteilung für Physikalische Chemie und ist heute Professor Emeritus.