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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Medienberichterstattung über die AIDS-Pandemie nimmt ab, so eine Studie

Eine neue internationale Studie hat herausgefunden, dass die Medienberichterstattungen über HIV/AIDS (Humanes Immundefizienzvirus / erworbenes Immunmangelsyndrom) in den entwickelten Ländern in den letzten 20 Jahren um mehr als 70% nachgelassen hat. Nach Ansicht der Forscher...

Eine neue internationale Studie hat herausgefunden, dass die Medienberichterstattungen über HIV/AIDS (Humanes Immundefizienzvirus / erworbenes Immunmangelsyndrom) in den entwickelten Ländern in den letzten 20 Jahren um mehr als 70% nachgelassen hat. Nach Ansicht der Forscher ist das nicht weiter verwunderlich, da in diesen Ländern der Kampf gegen die Krankheit große Fortschritte gemacht hat. Dennoch warnen sie davor, dass ein Großteil der Forschungen auf diesem Gebiet in der entwickelten Welt stattfindet und mangelndes Interesse zu einem Nachlassen der Arbeit am Kampf gegen die Pandemie in den Entwicklungsländern führen kann. Die Erkenntnisse sind Teil einer andauernden Studie über die weltweite Medienberichterstattung zu Themen der Nachhaltigkeit von Forscher aus Deutschland, Frankreich, Irland und dem Vereinigten Königreich. Das "Trends in Sustainability"-Projekt unter der Leitung der Universität Leeds im Vereinigten Königreich, der Queen’s University Belfast in Irland, dem Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertungen (IZT) in Deutschland sowie des Euromed Management in Marseille, Frankreich, legt offen, dass in den frühen 90er Jahren des 20. Jahrhunderts in jeder Ausgabe der großen Zeitungen durchschnittlich 1,5 Artikel über HIV/AIDS erschienen waren. Die Anzahl der Medienberichte ist jedoch seit 2008 auf unter 0,5 Artikel pro Zeitungsausgabe gesunken. Auch in Frankreich und den USA hat die Berichterstattung in den Printmedien im selben Zeitraum erheblich abgenommen. Stattdessen ist die Anzahl der Berichte über nachhaltigkeitsbezogene Themen in den letzten zwei Jahrzehnten gestiegen. Berichte über Umweltprobleme wie saurer Regen oder das Loch in der Ozonschicht, bei denen es große Erfolge gegeben hat, sind seit den frühen 1990er Jahren immer seltener geworden. Die Anzahl der Artikel über die Klimaveränderung hingegen ist im selben Zeitraum um mehr als das 10-fache auf durchschnittlich über 2 Artikel pro Zeitungsausgabe aus einer Stichprobe aus insgesamt 115 Zeitungen gestiegen. "In den letzten Jahren ist die Klimaveränderung zu einem entscheidenden Thema im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit geworden", erklärt Dr. Ralf Barkemeyer von der Universität Leeds. "Dieses Problem von globaler Wichtigkeit fand weltweite Akzeptanz und konnte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sehr erfolgreich auf das Thema Nachhaltigkeit lenken, hat gleichzeitig jedoch womöglich die Nachhaltigkeitsagenda selbst erheblich verändert - vielleicht auf Kosten sozialökonomischer Probleme wie Malaria und HIV/AIDS oder gar Korruption, Menschenrechte oder Armut." Laut Dr. Barkemeyer nahm die Berichterstattung in den Medien über diese Themen in den letzten Jahren erheblich ab, "insbesondere seit Anfang 2006, als sich die Aufmerksamkeit der Medien verstärkt auf die Klimaveränderung konzentrierte." Professor Frank Figge von der Queen’s Universität Management School Belfast seinerseits sagt: "HIV/AIDS als Thema wird von den Zeitungen aus den entwickelten Ländern der Nordhalbkugel immer mehr vernachlässigt", eine Tatsache, die "nicht wirklich überraschend kommt, da sich die bemerkenswerten Fortschritte, die im Kampf gegen HIV/AIDS erzielt wurden, auch weitgehend auf den wohlhabenden Norden beschränken. Das Problem selbst hat sich somit in Richtung Südhalbkugel verschoben." Die Forscher fügen hinzu, dass "die Aufmerksamkeit in den Regionen, die am stärksten von der AIDS-Pandemie betroffen sind - wie Südafrika - nach wie vor hoch oder in den letzten 20 Jahren sogar angestiegen ist." Sie geben jedoch zu bedenken, dass die mangelnde Berichterstattung über HIV/AIDS in der westlichen Welt "die Fortschritte bei der Lösungsfindung gegen die sich ausbreitende Pandemie in den Entwicklungsländern, insbesondere in Subsahara-Afrika, erheblich beeinträchtigen kann", da der "Großteil der Forschungen zu HIV/AIDS in den entwickelten Ländern stattfindet." Laut Dr. Tobias Hahn von Euromed Management waren Klimaveränderung und Nachhaltigkeitsthemen nicht die einzigen Themen, die die Aufmerksamkeit weg von HIV/AIDS gelenkt haben. "In den letzten zehn Jahren hat vor allem der internationale Terrorismus die meisten der 20 nachhaltigkeitsbezogenen Themen, die wir in US-Zeitungen analysiert haben, verdrängt. Auch die globale Rezession hat sicherlich nicht zu einer breiteren öffentlichen Aufmerksamkeit hinsichtlich HIV/AIDS beigetragen."

Länder

Deutschland, Frankreich, Irland, Vereinigtes Königreich

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