Konkurrenz für die Sonne? Noch größeres Planetensystem in der galaktischen Nachbarschaft vermutet
Ein europäischer Astronom hat Forschungsergebnisse veröffentlicht, denen zufolge das Planetensystem des Sterns HD 10180 mehr Planeten aufweisen könnte als unser eigenes Sonnensystem. Auch wenn für die Menschen eine Reise zu dem 130 Lichtjahre entfernten Stern nie möglich sein wird, so ist er nach astronomischen Maßstäben ein direkter Nachbar unserer Sonne. Mikko Tuomi, Astronom an der britischen Universität Hertfordshire, führte seine Untersuchungen im Rahmen des Marie-Curie-Erstausbildungsnetzes "Rocky Planets Around Cool Stars" (RoPACS) durch, das von der EU innerhalb des Themenbereichs "Menschen" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) mit Mitteln in Höhe von 3 211 716 EUR gefördert wird. Astronomen nahmen bislang an, dass HD 10180 von sieben Planeten umkreist wird; nach einer erneuten Auswertung von Daten des hochpräzisen Echelle-Spektrografen HARPS (High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher) am 3,6-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO im chilenischen La Silla scheint der Stern sogar neun Planeten zu besitzen. Diese Entdeckung ist insofern bedeutend, als die meisten bisher bekannten Planetensysteme wesentlich weniger Planeten aufweisen. Die Forschungsergebnisse von Mikko Tuomi werden in Kürze in der Fachzeitschrift Astronomy and Astrophysics veröffentlicht. Über erste Hinweise auf die wahrscheinliche Existenz von zwei zusätzlichen Planeten hinaus bestätigen seine Untersuchungen die Existenz der bisher bekannten sieben Planeten. Hinter den zwei neu entdeckten Signalen vermutet Tuomi zwei als "heiße Super-Erden" klassifizierte Planeten mit Umlaufzeiten von zehn bzw. 68 Tagen. Dies bedeutet, dass sich beide Planeten näher an HD 10180 als die Erde an der Sonne befinden, sodass dort aufgrund der großen Hitze kein Wasser in flüssiger Form vorkommen kann. Mit ihren 1,9 bzw. 5,1 Erdmassen, die eine felsige Oberfläche vermuten lassen, zählen sie zu den kleinsten Planeten, die jemals außerhalb des Sonnensystems entdeckt wurden. Es bedarf noch weiterer Beobachtungen, um die Existenz der neuen Planeten zu verifizieren und eine Bestätigung dafür zu bekommen, dass es sich wirklich um das planetenreichste Sonnensystem handelt, das wir bisher kennen. Hauptziel des RoPACS-Netzwerks ist die Suche nach extrasolaren Planeten, die kühle Sterne umkreisen - ein weit verbreiteter Sterntyp und potenzielle Heimat von Planeten. Das Netzwerk vereint Astronomen aus Deutschland, Spanien, der Ukraine und dem Vereinigten Königreich. Bis zum Projektende im November 2012 hoffen die an RoPACS beteiligten Forscher Antworten auf wichtige Fragen gefunden zu haben, zum Beispiel wie das Zentralgestirn die Bildung von Planeten beeinflusst, welche Sterntypen bewohnbare Planeten vermuten lassen, wie unser Sonnensystem mit den unterschiedlichsten Planetensystemen in Verbindung steht und wie wir Zukunftstechnologien bestmöglich dafür nutzen können, die ganze Vielfalt potenziell bewohnbarer extrasolarer Planeten zu entdecken. Im Mittelpunkt des Netzwerks steht die Weiterbildung von Nachwuchswissenschaftlern sowie die Ausstattung junger erfahrener Forscher mit astronomischem, algorithmischem, mathematischem und technischem Fachwissen, damit sie in der Lage sind, Beobachtungen extrasolarer Planeten und die damit verbundenen Technologien zu erfassen, zu simulieren und zu deuten. RoPACS vermittelt außerdem übertragbare Kompetenzen wie mehrsprachige Programmierung, Untersuchungstechniken für Pipelines, die Anwendung mathematischer Algorithmen, spektroskopische Kenntnisse, effiziente Anwendung von Datenbanken, Konstruktions- und Entwicklungsmethoden sowie Bildungs- und Outreachstrategien.Weitere Informationen finden Sie unter: Universität Hertfordshire: http://www.herts.ac.uk/home-page.cfm(öffnet in neuem Fenster)
Länder
Deutschland, Spanien, Ukraine, Vereinigtes Königreich