Eine verbesserte Dialysetechnik könnte die Behandlung zu Hause erleichtern
2018 erhielten etwa 3,4 Millionen Patientinnen und Patienten mit Nierenversagen im Endstadium eine Dialysebehandlung, entweder in Form der Hämodialyse (HD) (89 %) oder der Peritonealdialyse (PD) (11 %). Die Dialyse ist eine lebensrettende Maßnahme, hat aber erhebliche Mängel. Die Behandlung ist zeitaufwändig und die Entfernung von Abfallmolekülen und überschüssigem Wasser unzulänglich, was erheblich zu einer Verschlechterung der Lebensqualität, schweren gesundheitlichen Problemen und einer hohen Sterblichkeit (etwas 15 % pro Jahr) beiträgt. Die Behandlungskosten der Dialyse sind sehr hoch und stellen in Europa eine finanzielle Belastung von etwa 300 Mrd. EUR jährlich dar. Aufgrund der alternden Bevölkerung und der Prävalenz von Fettleibigkeit und Diabetes werden diese Kosten vermutlich weiter ansteigen. Karin Gerritsen, Hauptforscherin im Projekt WEAKID, das am Medizinischen Zentrum der Universität Utrecht durchgeführt wird, erklärt: „Die Peritonealdialyse bietet im Vergleich zur Hämodialyse einige Vorteile. Die Dialyse ist kontinuierlich und gleichmäßig, wodurch die Konzentration von Giftstoffen stabil bleibt. Im Gegensatz dazu steigen und sinken die Werte bei der Hämodialyse in einem Sägezahnmuster.“ Die Peritonealdialyse, die zu Hause durchgeführt wird, hat zudem den Vorteil, dass sie den Patientinnen und Patienten mehr Selbstbestimmung ermöglicht, da diese sich bewegen, sozial aktiv sein und ihrem Beruf nachgehen können. Doch auch die Peritonealdialyse hat in ihrer heutigen Ausformung große Nachteile, die die Methode weniger beliebt machen. Das Niveau der Blutreinigung ist niedrig, die Vorbereitung des Geräts zeitaufwändig, es treten häufig wiederkehrende Infektionen des Bauchfells auf und das Bauchfell kann durch die Behandlung geschädigt werden. Im Schnitt müssen Patientinnen und Patienten nach etwa 3,7 Jahren zur Hämodialyse wechseln. Die Innovation des Projekts WEAKID besteht in der Entwicklung eines neuen Peritonealdialyse-Systems. Während die Dialyseflüssigkeit in der traditionellen Peritonealdialyse im Bauchraum belassen wird, lässt das WEAKID-System das Dialysat im Bauchraum zirkulieren und sich regenerieren, was zu einer erheblichen Verbesserung der Blutreinigung führt. „Durch die Verbesserung der Effizienz bei diesem Verfahren muss die Flüssigkeit im Bauchraum weniger oft abgelassen und ersetzt werden, bestenfalls nur einmal täglich – im Gegensatz zu vier bis sechs Mal täglich bei dem heute angewendeten Verfahren“, erklärt Gerritsen. Da die Flüssigkeit weniger oft ausgetauscht werden muss, könnte das WEAKID-System auch die Anzahl der Bauchfellentzündungen verringern. „Bei unserem System muss der Peritonealdialyse-Katheter weniger häufig von außen angeschlossen werden und genau daher rührt das Infektionsrisiko“, fügt Gerritsen hinzu. Das WEAKID-System besteht aus einem auswechselbaren Katheter mit Dialysat und Sorptionsmitteln. Das System wechselt die Dialyseflüssigkeit mittels eines herkömmlichen Bauchfellkatheters aus. Die Lösung wird im Gerät mithilfe eines Sorptionsmittels gereinigt. Durch das Dialysat werden weitere gelöste Abfallsubstanzen entfernt. Das System setzt langsam die Glukose frei, die für die osmotische Entfernung von überschüssiger Flüssigkeit benötigt wird. Im Gegensatz zur traditionellen Peritonealdialyse ist hier keine sehr hohe Glukosekonzentration notwendig, die das Bauchfell schädigen kann. So kann die Funktion des Bauchfells besser erhalten bleiben. „Da entscheidende Nachteile der Peritonealdialyse bei WEAKID wegfallen, kann man davon ausgehen, dass der Trend von der Hämodialyse (im Krankenhaus) zur Peritonealdialyse zu Hause gehen wird. Dadurch können mehr Menschen selbständig bleiben und die Behandlungskosten im Vergleich zur Hämodialyse im Krankenhaus pro Patient und Jahr zwischen 15 000 und 40 000 EUR gesenkt werden“, sagt Gerritsen.
Schlüsselbegriffe
WEAKID, Dialyse, Nierenkrankheit, Heimdialyse, Hämodialyse, Peritonealdialyse, Patient, Selbständigkeit, Lebensqualität, Behandlungskosten